Projekt Rehapro – Spurwechsel: Mit Fokus auf gesundheitliche Stabilität Chancen auf berufliche Teilhabe verbessern

In den letzten Jahren hat sich die Kundenstruktur in der Kreisagentur für Beschäftigung im Landkreis Darmstadt-Dieburg stark verändert. Insbesondere ist die Zahl der Bürgergeldbeziehenden mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die dem Arbeitsmarkt nur eingeschränkt oder vorübergehend gar nicht zur Verfügung stehen, deutlich gestiegen. Zur gezielten Unterstützung dieser Personengruppe wurde das Modellprojekt „Reha-Werkstatt Spurwechsel“ ins Leben gerufen, das nun zum 31. März 2025 erfolgreich abgeschlossen wurde.
Das Modellprojekt war Bestandteil des Bundesprogramms „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“, gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Es verfolgte das Ziel, neue, individuelle und bedarfsgerechte Wege der Unterstützung zu entwickeln und erproben, um die soziale, gesundheitliche und berufliche Teilhabe von gesundheitlich beeinträchtigten Leistungsbeziehenden nachhaltig zu verbessern.
Projektlaufzeit: 01.10.2019 – 31.03.2025
Teilnehmeranzahl: 229 Personen im Alter zwischen 18 und 67 Jahren
Zielgruppe: Menschen mit dauerhaften gesundheitlichen Einschränkungen im Leistungsbezug des Sozialgesetzbuch II und mit Wohnsitz im Landkreis Darmstadt-Dieburg
Projektansatz und Ablauf
Spurwechsel setzte auf einen innovativen, ganzheitlichen Ansatz, der auf Freiwilligkeit, Beziehungsarbeit auf Augenhöhe und ein starkes Vertrauensverhältnis basierte. Die Unterstützung erfolgte direkt im Lebensumfeld der Teilnehmenden und richtete sich konsequent an deren individuellen Bedürfnissen aus. Die Teilnahme gliederte sich in vier flexible Phasen: Akquise, Clearing, Planung & Umsetzung sowie Nachsorge – mit einer geplanten Verweildauer von 18 bis maximal 24 Monaten.
Durch den Einsatz unterschiedlicher Zugänge – aufsuchende Arbeit (Gehstrukturen), klassische Beratungssettings (Kommstrukturen), Begleitungen und intensive Netzwerkarbeit – konnten individuelle Bedarfe sehr passgenau bearbeitet werden. Das Ziel war stets die gesundheitliche Stabilisierung, die Stärkung der Selbstwirksamkeit sowie die Förderung der gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe.
Ergebnisse und Wirkungen (Stand: 31.03.2025)
- 229 Teilnehmende wurden begleitet, wovon 187 Teilnehmende das Projekt regulär beendet haben
- Insgesamt 91,6 % der Teilnehmenden konnten aktiviert und erreicht werden
- 782 Angebote in den Bereichen Gesundheit, soziale Teilhabe und Arbeit wurden in Anspruch genommen
- Alle Teilnehmenden nahmen nach Projektende wieder Termine im Fallmanagement wahr
- 65 Personen befinden sich nach dem Ende des Projekts nicht mehr im Leistungsbezug des SGB II
- Verbesserungen in den Bereichen Gesundheit, Teilhabe und Arbeit wurden bei allen Teilnehmenden festgestellt
- Erfolgreicher Aufbau und Stärkung regionaler Netzwerkstrukturen zur Vermittlung der Teilnehmenden bei entsprechendem Bedarf
Fazit und Bedeutung für die Zukunft
Das Projekt hat deutlich gemacht, dass ein individueller, ganzheitlicher und innovativer Ansatz im SGB II-Kontext nicht nur möglich, sondern notwendig ist. Die gewonnenen Erkenntnisse belegen: Gesundheitsangebote müssen fester Bestandteil des Regelinstrumentariums werden, um die Zielgruppe wirksam zu erreichen und zu fördern. Die Herausforderungen an den Schnittstellen von Gesundheit und Arbeit wachsen – Jobcenter benötigen hierfür einen größeren Handlungsspielraum.
Mit dem Abschluss von „Spurwechsel“ wurde ein wichtiger Impuls für die Weiterentwicklung nachhaltiger Unterstützungsstrukturen gesetzt. Das Projekt war ein bedeutender Schritt hin zu einer wirksamen Integration gesundheitlich eingeschränkter Menschen in Arbeit und Gesellschaft – und ein starkes Plädoyer für mehr Flexibilität, Vertrauen und Vernetzung im sozialen Unterstützungssystem.