Presse-Archiv 2002

Neue Technik für Kompostanlage Reinheim

Reifezeit im Rottezelt

13.11.2002

Darmstadt/Reinheim - Zehn Jahre nach der Inbetriebnahme rüstet das
DA-DI-Werk die Kompostierungsanlage bei Reinheim um. Eine neue Technik, das patentierte "Biodegma"-Verfahren eines Stuttgarter Unternehmens, löst die bisher dort praktizierte Trommelkompostierung ab. Die Erstausstattung gilt inzwischen als veraltet, zeigt starke Verschleißspuren, ist störanfällig und nur mit hohen Wartungskosten am Laufen zu halten. In die Umstellung investiert das Tochterunternehmen des Landkreises nach Auskunft von Abfallwirtschaftsdezernentin Celine Fries annähernd 900.000 Euro. Zurzeit laufen auf dem Gelände zwischen Reinheim und Wembach-Hahn die Bauarbeiten; die ersten Fuhren Bioabfall sollen im Dezember nach dem modernen System zu wertvollem Naturdünger veredelt werden. In Zukunft kann die Reinheimer Anlage 7.500 statt der bisherigen 5.600 Tonnen Bio- und Grünabfall im Jahr verarbeiten. Die dafür erforderliche Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz hat das Regierungspräsidium Darmstadt erteilt. Damit erhöht sich die Gesamtkapazität der fünf Kompostwerke im Landkreis auf 42.300 Tonnen jährlich. Entsprechend weniger Bioabfall wird der Kreis vor aussichtlich fortan noch zur Verwertung nach Brandenburg oder Thüringen bringen müssen. Wegen der begrenzten eigenen Möglichkeiten sind im vorigen Jahr knapp 3.500 Tonnen dorthin transportiert worden. Mittelfristig sucht der Kreis Möglichkeiten, im Normalbetrieb ganz ohne "Export" auszukommen. Die bermengen ließen sich eventuell durch eine Erhöhung des Durchsatzes in der Kompostanlage Weiterstadt weiter reduzieren, gibt Fries aktuelle Überlegungen wie der. Diese Anlage ist ein Jahr jünger als die in Reinheim und ebenfalls Umplanungskandidat. Entschieden werden soll nach einer Erfahrungsphase. Man will zunächst beobachten, ob das Biodegma Verfahren in der Praxis die

Erwartungen erfüllt. Für das Stuttgarter Patent hat sich die Betriebskommission nach der Besichtigung verschiedener Systeme entschieden. Neben Pluspunkten wie günstiger Betrieb, einfache Wartung und geringe Störanfälligkeit spielten dabei vor allem, so Fries, "bestmögliche" Emissionswerte eine Rolle. Damit möglichst wenig Geruch nach außen dringt, erfolgt die so genannte Intensivrotte, bei der sich das organische Material auf bis zu 70 Grad erhitzt und allmählich zersetzt, in einem abgeschlossenen Raum. Druckluft wird durch Rohre kontrolliert zugeführt. Die Rotteboxen bestehen aus drei gemauerten Wänden, Dach und Eingang aus einer Plane mit Spezialmembrane, die wasserdampf- und einseitig luftdurchlässig ist, Gerüche aber zurückhält. Der dreiwöchigen in einer Art Zeltbau "eingehausten" Intensivrotte, wie die Fachleute sagen, schließt sich eine vier bis sechs Wochen dauernde Nachrotte im Freien an. Anschließend wird gesiebt und Grobes heraus sortiert.
Dann geht das Produkt entweder direkt als Frischkompost in die Landwirtschaft oder nach weiteren fünf Wochen Reifezeit als feine Komposterde an Hobbygärtner und in den Landschaftsbau.
Mit einem durchschnittlichen Verarbeitungspreis von 75 Euro pro Tonne Kompost zählen die Anlagen des DA-DI-Werks, deren Erzeugnisse allesamt mit einem Gütesiegel ausgezeichnet sind, zu den günstigsten Betrieben in Westdeutschland.

db

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