Presse-Archiv 2003

Fahndung im Kanalnetz - "Impfung" im Klärbecken

Teurer Schlamassel

04.12.2003

Münster - Am Donnerstag (4.) hat die Gemeinde damit begonnen, den Schlamm im Reinigungsbecken der Kläranlage auszutauschen. Auf diese Weise - Fachleute sprechen von "Animpfen" - sollen frische Bakterien zugeführt und Mikroorganismen in Gang gebracht werden, die für den Ammoniumabbau notwendig sind. Dieser ist, wie berichtet, durch den Zufluss einer unbekannten Sub stanz empfindlich gestört, so dass die Abwässer aus Münster und Altheim seit einer Woche weitgehend ungereinigt in die Gersprenz laufen.
Schwankende Messwerte deuten darauf hin, dass über das Kanalnetz noch immer Schadstoffe in die Anlage gelangen. Polizei und kommunale Bedienstete fahnden weiterhin nach dem Verursacher. Rätselhaft sind sowohl die Einleitungsstelle als auch die genaue Zusammensetzung der Flüssigkeit.
Der jetzt angelaufenen Klärschlammaustausch erfolgt in Etappen. Dazu werden jeweils rund 300 Kubikmeter "gesundes" Material zugeführt (insgesamt fasst das Bassin 3000 Kubikmeter). Die ersten rund dreißig Lastwagenladungen "Belebt schlamm" holte sich Münster am Donnerstag in Groß-Umstadt. Die Aktion gehört zu einem Paket von Maßnahmen, das am Mittwoch unter den beteiligten Behörden bei der Unteren Wasserbehörde des Landkreises abgestimmt wurde. Neben bereits beauftragten Experten will man jetzt auch Abwasserspezialisten der Technischen Universität Erfurt zu Rate ziehen. Ebenso wurde mit Fischereisachverständigen Kontakt aufgenommen wegen geplanter Untersuchungen an der Gersprenz, die Aufschluss über eventuelle Folgen für Fische und Kleinlebewesen, den so genannten Makrozoobentos", geben sollen. Bei der Suche nach der Quelle des Übels sind Gemeindebedienstete zwischenzeitlich auf eine Ablagerung in einem Kanalschacht gestoßen. Dieses Sediment wird nun abgetragen und analysiert, um herauszufinden, ob die Beeinträchtigungen im Klärwerksbetrieb auch damit zusammenhängen.
Für Bürgermeister Walter Blank ist der Schlamassel eine "schöne Bescherung".
Der Störfall reißt ein mächtiges Loch in die Kasse. Blank rechnet mit Kosten von mehreren zehntausend Euro und hofft, dass der Verursacher ermittelt und auch finanziell zur Verantwortung gezogen werden kann.
db

 

 

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