Presse-Archiv 2003

Kreis sucht wirksame Verhütungsmittel gegen Vandalismus

Keine Videoüberwachung an Schulen

02.12.2003

Darmstadt-Dieburg - Der Landkreis wird seine Schulen wohl nicht mit Videokameras überwachen. Bau- und Schuldezernentin Celine Fries sieht darin kein optimales Verhütungsmittel gegen Einbrüche und Schmierereien. Vor allem der finanzielle und personelle Aufwand spricht nach ihrer Ansicht ge gen die optische Permanentkontrolle.
Rund 800.000 Euro, so hat die Bauverwaltung hochgerechnet, würde es kosten, alle 80 Schulen mit Überwachungs kameras auszurüsten. Hinzu kämen unter anderem Ausgaben für Wartung und den Austausch der Bänder, die jeweils nach 48 Stunden gelöscht werden müssten. Auch Filmaufnahmen könnten keine hundertprozentige Sicherheit garantieren, glaubt Fries und bezweifelt, dass sich damit der erwünschte Abschreckungseffekt erzielen lässt - zumal aus Datenschutzgründen entsprechen de Hinweisschilder anzubringen sind, durch die sich kriminelle Subjekte geradezu aufgefordert fühlen könnten, als erstes die technischen Zeugen auszuschalten.
Mit ihrer Stellungnahme reagiert Fries auf einen Antrag der FDP-Fraktion im Kreistag, die die Videoüberwachung als mögliche Antwort auf den anhalten den Vandalismus ins Spiel gebracht hatte. Durch mutwillige Zerstörung entstehen an den Schulen im Kreis jährlich Schäden in Höhe von rund 250.000 Euro. "Es gibt kein Allheilmittel, aber viele Ansatzpunkte", meint die Schul dezernentin. Eine wesentliche Aufgabe komme Elternhaus und Schule zu, die Kinder von klein auf dazu erziehen müssten, fremdes Eigentum zu achten und pfleglich damit umzugehen. Zerstörungen während des Schulbetriebs lassen sich durch eine aufmerksameAufsicht und verschiedene Ordnungsmaßnahmen, etwa die kontrollierte Ausgabe von Toilettenpapier und WC-Schlüsseln, eindämmen. Als Hausherr versucht der Kreis beispielsweise durch den Einbau "unkaputtbarer" Türklinken, Trennwände oder Klobrillen, jugendlichen Kraftmeiern Widerstand entgegen zu setzen.
Sicherungen unterschiedlicher Art erschweren Dunkelmännern, die im Schutz der Nacht auf Beutezug oder Graffiti-Tour gehen, die Arbeit und erhöhen das Risiko, erwischt zu werden. Dazu zählen unter anderem hohe und robuste Zäune, wie sie in jüngster Zeit etwa um die Albert-Schweitzer-Schule in Groß Zimmern, die Albrecht-Dürer-Schule in Weiterstadt oder die Lichtenbergschule in Ober-Ramstadt gezogen wurden. Diese Form der Abschottung erfolgt jeweils mit Einver ständnis, teilweise auf ausdrücklichen Wunsch der betroffenen Lehranstalten, betont die Vize-Landrätin. Der Kreis setzt auch positive Zeichen, damit die Schulen von potenziellen Schmierfinken und Rabauken als "zu schön zum Verschandeln" angesehen werden. Ist beispielsweise ein neuer Anstrich fällig, können Schüler und Lehrer ihre Farb- und Designwünsche einbringen. Bei dem Gestaltungswettbewerb "Schule kreativ" dürfen die Schüler sogar selbst Hand anlegen und Fassaden, Klassenzimmer und Flure ganz nach eigenem Geschmack herrichten. Seit 1982 läuft die Aktion mit unverminderter Resonanz. Dabei entstehen regelrechte Kunstwerke, die offenbar selbst grobschlächtige Wüstlinge beeindrucken und kaum angetastet werden. Damit bewahrheitet sich immer wieder aufs Neue die Annahme, dass man schützt, was man schätzt. Das Material für die kreativen Arbeiten - in diesem Jahr rund 22.000 Euro - bezahlt der Kreis ebenso wie Preisgelder in Höhe von insgesamt 5.000 Euro. Fries hält die Mittel für gut angelegt, weil dadurch die Verbundenheit der Kinder mit ihrer Schule gefördert und zugleich Prävention betrieben werde.
db

 

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