Presse-Archiv 2006

Dialog mit Vertretern der Religionsgemeinschaften

Soziale Lage im Vordergrund

27.12.2007

Darmstadt-Dieburg – Die Unterstützung von Familien und die Auswirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit gehörten zu den intensiv diskutierten Themen bei dem Treffen des Ersten Kreisbeigeordneten, Klaus Peter Schellhaas und Leitern verschiedener Fachabteilungen der Kreisverwaltung mit Vertretern christlicher, islamischer und jüdischer Religionsgemeinschaften aus dem Kreis und der Region. Otto Weber, Leiter der Hauptabteilung Familie und Soziales, stellte das Hessische Gesetz zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes für Kinder vor. Vor dem Hintergrund von verwahrlosten Kindern, Kindesmisshandlungen und Tötungen von Kindern werden Eltern ab dem 1. Januar 2008 gesetzlich verpflichtet, ihre Kinder einer Früherkennungsuntersuchung zu unterziehen. Ein eigens eingerichtetes Kinderversorgungszentrum, ansässig an der Universitätsklinik Frankfurt, überwacht zeitnah, ob diese Untersuchungen erfolgen. Halten die Eltern oder Sorgeberechtigten sich nicht an diese Regelung, überprüft das Jugendamt, ob eine Gefahr für das Kind besteht und schreitet – falls erforderlich - ein. Die neue Qualität dieses Gesetzes bestehe darin, dass es einen Eingriff in die elterliche Sorge darstelle, so Weber. Außerdem erlaube es Ärztinnen und Ärzten, das Jugendamt zu informieren, wenn sie Anzeichen für die Gefährdung des Kindeswohls sehen. „Wir müssen zusätzlich ein Klima des Hinschauens schaffen“, betonte Erster Kreisbeigeordneter Klaus Peter Schellhaas. Notwendig sei, dass sämtliche Einrichtungen und Personen, die mit Kindern und Familien zu tun haben, besser zusammenarbeiten – von der Hebamme über Verwandte und Nachbarn bis hin zu Lehrern und Jugendsozialarbeitern. Er machte deutlich, dass gerade den Kirchen und Religionsgemeinschaften aufgrund ihrer vielfältigen Kontakte und Einblicke in einem Netzwerk zum Schutz von Kindern eine bedeutende Rolle zukäme. Otto Weber stellte fest, dass psychische Erkrankungen der Eltern oftmals die Ursache für die Vernachlässigung von Kindern sei. Pfarrer Harald Röper, Katholisches Dekanat Dieburg, ergänzte, dass auch Armut als ein wichtiger Faktor hinzukomme.

Rosemarie Lück, Leiterin der Kreisagentur für Beschäftigung, berichtete, dass im November 7700 Bedarfsgemeinschaften im Landkreis Arbeitslosengeld II empfangen haben. Dahinter stünden 17 000 Personen, davon seien rund 11 000 Personen erwerbsfähig, jedoch seit mehr als einem Jahr arbeitslos. Etwa 6000 Kinder leben im Landkreis von ALG II. Darüber hinaus erläuterte Lück, dass 27 Prozent der ALG II-Empfänger ein Erwerbseinkommen haben, das jedoch zu niedrig sei, um den Lebensunterhalt zu decken.

Anette Claar-Kreh, Evangelisches Dekanat Reinheim, wies auf eine Veranstaltung mit dem Arbeitstitel „Vom Wert der Arbeit und der Würde des Menschen“ hin, die das Dekanat für das kommende Jahr plane. Sie erhoffe sich davon eine breite gesellschaftliche und ethische Debatte über die Entlohnung von Erwerbsarbeit.

Neben den Hintergrundberichten fand auch ein ganz praktischer Austausch statt. Moritz Neumann, Landesverband der jüdischen Gemeinden Hessen, konnte mit der Leiterin der Kreisagentur für Beschäftigung und der Leiterin des Sozialamtes klären, wie sich die Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche Tätigkeit auf das Arbeitslosengeld II und auf die Sozialhilfe auswirken. Thomas Koch, Leiter des Integrationsbüros im Landkreis teilte mit, dass sich der Landkreis im kommenden Jahr an der Interkulturellen Woche beteiligen will. Sie findet in der letzten Septemberwoche bundesweit in mehr als 200 Städten, Gemeinden und Landkreisen statt. Yousef Adam, Islamische Gemeinde Darmstadt, regte an, sich in einer der kommenden Sitzungen mit der Situation von Migrantenkindern an den Schulen zu befassen. Klaus Peter Schellhaas griff den Vorschlag auf und kündigte an, dass der nächste Termin für das gemeinsame Gespräch am 13. Mai 2008 um 15 Uhr im Landratsamt Darmstadt stattfinde, indem das Thema Migration und Integration neben anderen diskutiert werden soll.

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