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Berufsschulentwicklungsplan Darmstadt-Dieburg
Einstimmiger Beschluss des Kreistags und Kritik an der Stadt Darmstadt
16.09.2025
Darmstadt-Dieburg. Einen „historischen Moment“ nannte Vizelandrat und Schuldezernent Lutz Köhler den Beschluss des Kreistags des Landkreises Darmstadt-Dieburg am Montag: Einstimmig wurde die Fortschreibung des Berufsschulentwicklungsplans (BEP) für die Jahre 2025/26 bis 2029/30 verabschiedet. Damit verfügt der Kreis erstmals seit rund 15 Jahren wieder über eine umfassende Grundlage für die Berufsschulentwicklung in den nächsten fünf Jahren. „Es war kein einfacher Prozess“, räumte Köhler ein, zeigte sich aber über die Einstimmigkeit des Beschlusses im Kreistag erfreut: „Ich bin froh, dass wir ein geschlossenes Bild abgeben“, sagt er.
Der Plan legt dar, wie sich das Berufsschulangebot in den kommenden Jahren an den Bedarfen von Wirtschaft, Gesellschaft und Auszubildenden ausrichten soll. Er berücksichtigt demografische Entwicklungen, neue Ausbildungsberufe, regionale Schwerpunktsetzungen sowie die Digitalisierung des Lernens.
„Das Ziel war und ist, die berufliche Bildung im östlichen Teil des Landkreises zu sichern, die Landrat-Gruber-Schule zu stärken und eine moderne Berufsschulentwicklung zu betreiben“, so Lutz Köhler: „Denn Berufsschulentwicklungsplanung ist auch Standortpolitik und eine Berufsschule auch ein Standortvorteil.“ Er fügte aber auch hinzu: „Eine moderne Berufsschulentwicklung ist mit der Stadt Darmstadt nicht möglich. Dort verharrt man im Status Quo, man betrachtet die Schüler aus Darmstadt-Dieburg, aus unseren Betrieben, als städtisches Eigentum.“ Fakt ist, dass die Landrat-Gruber-Schule des Kreises acht von 23 Ausbildungsberufen – vornehmlich im Metallbereich - abgibt, die Stadt Darmstadt aber keinen einzigen an den Kreis. Der Landkreis könne einen Berufsschulentwicklungsplan auch selbst entwickeln, sagte Köhler. Er hoffe aber, dass die Stadt künftig konstruktiver sein werde. Aktuell habe sie bereits signalisiert, dass sie einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung offen gegenüberstehe. Diese ist Voraussetzung, dass der Berufsschulentwicklungsplan auch wie beschlossen umgesetzt werden kann – mit den Ausnahmen für die Berufe Kaufmann/-frau für Büromanagement, Verkäufer/-in, Kaufmann/-Frau im Einzelhandel und Industriekaufmann/-frau mit Ausbildungsbetrieb in Erzhausen, Weiterstadt, Griesheim und Pfungstadt. Sie sollen auch weiterhin an einer Berufsschule in Darmstadt unterrichtet werden.
Ein zentraler Bestandteil des Plans liegt in der Konzentration und Stärkung von Ausbildungsberufen an der Landrat-Gruber-Schule. Zukünftig sollen Auszubildende mit Ausbildungsbetrieb im sogenannten Altkreis Darmstadt, deren Berufe sowohl in Dieburg als auch in Darmstadt angeboten werden, ab dem Schuljahr 2026/27 die Landrat-Gruber-Schule besuchen. Dies gilt, sofern die Fachklassenverordnung des Hessischen Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen keine abweichende Regelung vorsieht.
Mit dem vorliegenden Berufsschulentwicklungsplan greift der Landkreis Darmstadt-Dieburg den Überlegungen des Ministeriums zur zukunftsfähigen Berufsschule vor, nach denen Ausbildungsberufe an einem Schulstandort dauerhaft entfallen, wenn die Mindestklassengröße – zwölf Schülerinnen und Schüler – wiederholt unterschritten wird. Künftige Auszubildende werden dann an einem regionalen oder landesweiten Schulzentrum unterrichtet, das nicht automatisch am nächstgelegenen Berufsschulstandort gelegen ist. Die Fahrtwege erhöhen sich dadurch massiv. „Um diese perspektivisch so kurz wie möglich zu halten, ist die Stärkung der Landrat-Gruber-Schule in Dieburg aus unserer Sicht unerlässlich“, sagt Lutz Köhler. Zudem hoffe er, dass die Stadt Darmstadt in fünf Jahren, wenn der nächste Berufsschulentwicklungsplan anstehe, offener sein werde.