Aktuelle Nachrichten aus Darmstadt-Dieburg
Schulbegleitungspool startet an der Lessingschule in Erzhausen
Mehr Miteinander im Klassenzimmer
10.07.2025
Darmstadt-Dieburg. Ab dem Schuljahr 2025/2026 startet an der Lessingschule in Erzhausen ein neues Modellprojekt: das Schulbegleitungspoolmodell. Damit ist die Schule nach der Carl-Ulrich-Schule in Weiterstadt die zweite Regelschule im Landkreis, die diesen innovativen Weg geht, um Kinder mit Unterstützungsbedarf besser im Schulalltag zu begleiten.
Statt einzelner Teilhabeassistenzen (THAs), die nur für bestimmte Kinder zuständig sind, arbeiten künftig mehrere Schulbegleitungen im Team für alle Kinder. „So können wir flexibler unterstützen und vermeiden, dass Kinder stigmatisiert werden“, erklärt Gabriele Kühnle, Fachbereichsleiterin Soziales und Teilhabe. „Die Schulbegleitungen sind fest im Schulalltag eingebunden – das sorgt für Inklusion, Kontinuität, Verlässlichkeit und mehr Selbstständigkeit bei den Kindern.“
Aktuell besuchen 15 Kinder mit bewilligtem Unterstützungsbedarf die Lessingschule. Hinzu kommen rund sieben weitere Kinder, für die – auch wegen des neuen Modells – kein individueller Antrag mehr gestellt wurde. Statt wie bisher mit vier einzelnen THAs zu arbeiten, wird künftig mit einem Poolmodell geplant: Schulbegleitungen stehen der gesamten ersten Jahrgangsstufe zur Verfügung. In den Folgejahren soll das Modell aufgestockt werden.
Sozial- und Jugenddezernentin Christel Sprößler betont: „Jedes Kind soll gleichberechtigt lernen und leben können – genau das unterstützt dieses Modell. Es geht nicht nur um einzelne Bewilligungen, sondern um echte Teilhabe.“ Zugleich macht sie deutlich: „Mir ist es ein persönliches Anliegen, dass Kinder mit besonderen Bedarfen nicht am Rand stehen, sondern mittendrin dabei sind – im Unterricht, auf dem Pausenhof, im gesamten Schulleben. Integration darf kein Glücksfall sein, sondern muss verlässlich und selbstverständlich gelingen.“ Das Modell bringt Vorteile für alle Beteiligten: Die Schule kann flexibel und bedarfsgerecht planen, für die Schulbegleitungen entsteht ein verlässlicher Arbeitsplatz im Team, und für Eltern entfällt die aufwändige Antragstellung. Träger des Projekts ist – wie schon in Weiterstadt – der Verein Flexible Jugendhilfe.
„Wir sehen, dass das bisherige System an seine Grenzen stößt“, so Sprößler weiter. „2020 hatten wir 504 Kinder mit Unterstützungsbedarf im Kreis, vergangenes Jahr waren es rund 1100. Der Fachkräftemangel macht es schwer, jedem Kind eine Einzelassistenz zur Seite zu stellen.“ Der Bedarf bleibt hoch: Rund 60 Kinder im Kreis Darmstadt-Dieburg stehen derzeit auf der Warteliste und warten auf eine passende Unterstützung.
Um dieser Entwicklung zu begegnen und Teilhabe in der Schule nachhaltig zu sichern, investiert der Landkreis jährlich rund 37 Millionen Euro in Teilhabeleistungen. Damit werden nicht nur bestehende Bedarfe gedeckt – auch neue Wege wie das Schulbegleitungspoolmodell können damit gezielt ausgebaut werden.
Die positiven Erfahrungen aus Weiterstadt sprechen für sich: Weniger Bürokratie, bessere Planbarkeit und mehr Miteinander im Schulalltag. Kein Wunder, dass inzwischen 20 weitere Schulen im Kreis Interesse am Poolmodell bekundet haben. Weitere Gespräche mit dem Staatlichen Schulamt sind bereits nach den Sommerferien geplant.