Presse-Archiv 2001

Die "familienfreundliche Schule" kommt - Start an vier Standorten

Um eins ist lang noch nicht Schluss

08.06.2001

Darmstadt-Dieburg - Im Landkreis beginnt eine neue Ära: Nach den Sommerferien nehmen die ersten offenen Ganztagsschulen den Betrieb auf. Mit einer Anschubfinanzierung von einer halben Million Mark sorgt der Kreis zunächst an vier Standorten dafür, dass Kindern und Jugendlichen aus der fünften bis zehnten Klasse ein Mittagessen und ein vielseitiges Programm bis in den Nachmittag angeboten werden kann. Weitere Lehranstalten sollen in den nächsten Jahren folgen. Die Teilnahme ist freiwillig, gleichwohl rechnen die Initiatoren mit großem Zuspruch, weil vor allem berufstätigen und allein erziehenden Eltern damit eine große Sorge abgenommen wird. Die Schuldezernentin, Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries, bezeichnet den Vorstoß als vorbildliche bildungs- und familienpolitische Offensive in Hessen. Beherzt, aber unzuständigerweise widme sich der Landkreis damit einer Aufgabe, die eigentlich der Landesregierung zukomme. "Schulpolitik hört in Wiesbaden aber offenbar immer noch um Glockenschlag eins auf“, bemängelt Fries.

Mit dem letzten Klingeln ist künftig lang noch nicht Schluss in zwei Gesamtschulen, dem Schuldorf Bergstraße in Seeheim-Jugenheim und der Friedrich-Ebert-Schule in Pfungstadt sowie in zwei Schulen für Lernhilfe, der Peter-Petersen-Schule in Weiterstadt und der Schillerschule in Pfungstadt. Unter insgesamt zwölf Kandidaten, die auf Anhieb an dem Projekt Familienfreundliche Schule“ teilnehmen wollten, bekamen die vier Lehranstalten den Zuschlag, weil sie die am weitesten ausgereiften Konzepte vorlegen konnten. Sie erproben jetzt verschiedene Modelle, so dass nachfolgende Schulen später von den Erfahrungen profitieren können. Im Prinzip besteht für alle zwanzig weiterführenden und die siebenSonderschulen im Kreis die Möglichkeit, über kurz oder lang ihre Öffnungszeiten zu erweitern.
Die ausgewählten Vorreiter wollen außer einem gemeinsamen Mittagessen zum Beispiel Hausaufgabenhilfe, soziales Training und fachbezogene Fördergruppen als Ergänzung zum Unterricht anbieten und darüber hinaus Neigungs- und Hobbykurse einrichten. So unterschiedlich wie die Interessen der Kids sind auch die Afternoon-Specials“: diverse Sportarten von Basketball über Mountain- Biking bis Wendo, für musi(kali)sche Talente Theater- oder Percussionworkshops, außerdem autogenes Training, Nähen, Schach, eine Fahrradwerkstatt, ein Multi-Kulti-Café und einiges mehr. Kooperationspartner wie Vereine, Kirchen und Kommunen helfen mit, Vielfalt, Qualität und Beständigkeit zu gewährleisten. In den beiden Gesamtschulen können jeweils rund 1100 Mädchen und Jungen der Sekundarstufe 1 von der Option Gebrauch machen, in den - wesentlich kleineren - Sonderschulen steht die ganztägige Betreuung jeweils 60 Kindern offen. Von den Eltern soll ein Eigenbeitrag erhoben werden. In den nächsten Wochen muss an den Programmdetails noch gefeilt, viel Organisatorisches geregelt werden. Das vom Landkreis zur Verfügung gestellte Startgeld ist bestimmt für notwendige Anschaffungen vom Suppenteller bis zum Schraubenzieher, Umbauten etwa in Küchen und Speiseräumen sowie für Personalkosten.

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