Presse-Archiv 2001

Knie- und Hüftoperierte verlassen nach einer Woche das Krankenhaus

Schneller mobil mit neuem Gelenk

27.07.2001

Darmstadt-Dieburg - Patienten mit einem künstlichen Kniegelenk oder einer Hüftprothese können bereits fünf beziehungsweise sieben Tage nach der Operation das Kreiskrankenhaus in Jugenheim verlassen und unmittelbar anschließend in der Hirschpark-Klinik im zwei Kilometer entfernten Alsbach eine Bewegungstherapiebeginnen. Normalerweise dauert der Krankenhausaufenthalt in solchen Fällen drei Wochen. Der frühzeitige Wechsel in die Reha-Einrichtung soll Betroffene schneller auf die Beine bringen und wieder fit machen für Alltag und Beruf. Das neue Konzept nennt sich Kurzzeitchirurgie und läuft seit April als gemeinsamer Modellversuch der AOK mit dem Krankenhaus und der orthopädischen Fachklinik. Nach einer Erprobungsphase von zwei Jahren, die der medizinischen Dienst der Krankenversicherung wissenschaftlich begleitet, sollen die Ergebnisse ausgewertet werden. Man denkt bereits daran, das beschleunigte Mobilisierungsprogramm dann auch Patienten mit Wirbelsäulenschäden anzubieten. Die Erfahrungen der ersten Monate zeigen, dass nahezu alle in Frage kommenden Patienten die Chance nutzen, sich möglichst rasch an das Implantat zu gewöhnen. Ausgenommen sind Menschen mit bestimmten anderen Erkrankungen oder besonderen Risikofaktoren, und das Angebot gilt zunächst nur für AOK-Mitglieder. Man rechnet vorläufig mit 150 bis 200 Fällen pro Jahr. Die Zahl dürfte jedoch erheblich steigen, wenn sich das Modell als Methode der Wahl etabliert und infolge kürzerer Liegezeiten mehr Patienten behandelt werden können. An Nachfrage mangelt es nicht, und Chefarzt Dr. Hans-Edgar Hoffart genießt bereits jetzt über Südhessen hinaus einen Ruf als Endoprothetik-Spezialist. Bisher zählte die mit 48 Betten ausgestattete Chirurgische Abteilung des Kreiskrankenhauses im Durchschnitt jährlich rund 1.350 Fälle, knapp die Hälfte davon Eingriffe an Knien und Hüften.
Zu den frisch Operierten, die sich nach wenigen Tagen in die Reha-Klinik verlegen lassen, kommen die Krankenhaus-Chirurgen einmal in der Woche zur Visite, um den Heilungsprozess zu überwachen. Unter der Leitung von
Orthopädie- Facharzt Dr. Dieter Kary lernen die Patienten in der
Hirschpark-Klinik nach einem intensiven und durchaus anstrengenden Trainingsprogramm, das aber gleichzeitig behutsam vorgeht und die aktuelle Konstitution berücksichtigt, allmählich wieder zu laufen. Zur Therapie gehören unter anderem Krankengymnastik, Gehschule, Treppensteigen, Gerätetraining, Bewegungsübungen im hauseigenen Bad, Lymphdrainagen und Massagen. In der Regel gelingt es innerhalb von rund drei Wochen, die Betroffenen so aufzubauen, dass sie weitgehend beschwerdefrei und "gut mobilisiert“ nach Hause entlassen werden können. Treten keine Komplikationen auf, lässt sich die Rekonvaleszenzzeit insgesamt so nahezu halbieren. Davon profitieren alle Beteiligten.
In der Spezialisierung liegt für Landrat Alfred Jakoubek die Zukunft des Kreiskrankenhauses Jugenheim, dem die Gesundheitsreform "fast das Genick gebrochen“ hätte. Die dort nach einem aufwändigen Umbau als vermeintlich ideale Ergänzung zur Chirurgischen Station eingerichtete Nachsorgeabteilung fiel schon wenige Jahre nach der Eröffnung 1994 aus der so genannten Fallkostenpauschale heraus und rechnete sich nicht mehr. Hohen Defiziten folgte die Schließung und ein neues Strukturkonzept, an dem die Klinik genesen soll. Dazu gehört der Aufbau eines neurologischen Rehabilitationszentrums für Schlaganfallpatienten (wir haben darüber berichtet) und nun als weiterer Baustein der Schwerpunkt Endoprothetik mit Kurzzeitchirurgie.

dp

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