Presse-Archiv 2001

Was die Kreisschulen mit einer halben Million Energiesparprämien anfangen

Stromfressmaschine zum Schrott

07.09.2001

Darmstadt-Dieburg - "Unsere zwanzig Jahre alte Spülmaschine war ein echter Stromfresser und Wassersäufer," erzählt Heinz Mainusch, Direktor der Justin-Wagner-Schule in Roßdorf. Jetzt erledigt den Abwasch in der Lehrküche ein genügsames Gerät der Energieeffizienzklasse A - bezahlt von den rund 32.000 Mark, die die Gesamtschule als Prämie für ihren Erfolg im ersten Jahr des so genannten DA-DI-Managements von der Kreisverwaltung erhielt. Außerdem hat man sich ein paar neue Computerprogramme geleistet und die dauertröpfelnden Duschen in der Sporthalle komplett modernisiert, mit automatischen Temperaturreglern, Stoppfunktion und allem "Pipapo". Wie die Roßdörfer Lehranstalt hauen auch die anderen Gewinner des ökologischen Wer-spart-mehr-Wettkampfs ihre Prämien nicht für irgendwelche Kinkerlitzchen auf den Kopf, sondern verwenden das Geld für sinnvolle Extras außerhalb ihres normalen Budgets oder für Investitionen, die langfristig den Verbrauch von Wasser, Heizenergie und Strom oder das Abfallaufkommen weiter senken. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Kreisverwaltung. Insgesamt hatte Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries im vergangenen Herbst rund 560.000 Mark an die Schulen ausschütten können. Um diese Summe - viel mehr, als selbst Experten erwartet hatten - waren die Verbrauchskosten an den insgesamt 80 Schulen im Zeitraum von Januar 1999 bis Juni 2000 allein dadurch gesenkt worden, dass Schüler, Lehrkräfte und Hausmeister gemeinsam gegen unbedachte Verschwendung zu Felde zogen. Früher kümmerte sich kaum einer darum, ob in leeren Räumen Licht brennt, Wasser unnötig lang läuft, aller Müll in einem Topf landet oder Türen und Fenster aufstehen, während die Heizung auf höchster Stufe brummt. Heute wird aufgepasst. Teilweise drehen jugendliche "Umweltdetektive" ihre Runden, es gibt "Öko-Check-Arbeitsgruppen" und insgesamt eine höhere Aufmerksamkeit selbst für kleine Nachlässigkeiten.

Die eingesparten Beträge, die der Kreis den Schulen als Lohn für ihre Mühe spendierte, statt damit den eigenen Etat zu entlasten, lagen im Einzelfall zwischen ein paar hundert und knapp 35.000 Mark. 70 Prozent sind zweckgebunden für energie- und umweltbezogene Projekte, die restlichen 30 Prozent stehen völlig frei zur Verfügung. Die Lessingschule in Erzhausen zum Beispiel ließ für die erwirtschafteten fast 20.000 Mark zwei zugige Eingangstüren erneuern und erfüllte sich einige Wünsche, wie CD-Player, Bücher, Klettergerüst, Gymnastikbälle und Hockeyset. Die Hans-Quick-Schule in Bickenbach, ausgestattet mit rund 10.000 Mark Prämie, schaltete einen verglasten Durchgang, der oft unnötig in voller Festbeleuchtung erstrahlte, regelrecht auf Sparflamme.16 Neonröhren wurden ersetzt durch vier Energiesparlampen, die an Bewegungsmelder und Zeitschaltuhr gekoppelt  sind.

Ähnlich funktioniert das Licht jetzt auch in Umkleide-, Dusch- und Toilettenräumen der Turnhalle - mit dem Nebeneffekt, dass, wer zu lang still sitzt, sich plötzlich im Dunkeln wiederfindet. Der Rest des Ersparten bringt Schwung in den Unterricht: Lehrer und Schüler der Grundschule entschieden sich, dafür unter anderem ein Keyboard, Soundkarten für die neuen Computer und Pedalos anzuschaffen. Die Heuneburgschule in Fischbachtal, mit rund 150 Kindern eine der Zwergschulen im Kreis, legt den größten Teil ihrer fast 6.000 Mark umfassenden Prämie für ein großes Vorhaben, die Neugestaltung des Schulhofs, erst einmal auf die hohe Kante und hat sich von dem freien Geld den Luxus einer Digitalkamera geleistet. Die kam bereits bei Projektwochen zum Einsatz, und "alle haben ihren Spaß dran", freut sich die Schulleitung.

Zurzeit läuft im Landratsamt die Abrechnung für das zweite Jahr "Da-Di-Management". Es zeichnet sich ab, dass der Eifer auch nach der ersten Begeisterung für das Ressourcenschonprogramm angehielt und sich das Engagement für die Schulen wieder ordentlich rentiert. Voraussichtlich im Oktober kann Vize-Landrätin Fries die Ergebnisse bekannt geben und den Schulen verraten, wie viel "Kohle" sie sich beim Energiesparen verdient haben.

dp

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