Presse-Archiv 2001

Kreis dokumentiert die Stimmungslage von Jugendgruppenleitern in Vereinen

Was sich Ehrenamtliche wünschen

22.03.2001

Darmstadt-Dieburg - Der Landkreis hat eine neue Broschüre mit dem Titel "Jugendarbeit zwischen Ehrenamtlichkeit und Professionalität" herausgebracht. Die rund 80 Seiten starke Dokumentation ist ein Spiegelbild der Situation und Wünsche von überwiegend jungen Männern und Frauen, die sich in Vereinen und Verbänden ohne Salär um den Nachwuchs kümmern. Ihr Antrieb ist vor allem Spaß und Freude daran, Kindern und Jugendlichen in der Freizeit etwas Vernünftiges zu bieten. Ihre Arbeit finden die meisten aber unzureichend honoriert - und meinen damit nicht das Geld. Viele fühlen sich zu wenig wahrgenommen in der  Öffentlichkeit, der Politik und im Verein, mitunter isoliert und überfordert, klagen über mangelnde Möglichkeiten der Mitsprache und Weiterbildung, vermissen den Austausch und die Kooperation mit Kollegen, offiziellen Stellen und Experten unterschiedlicher Sparten. Ihre Kritik verbinden die Jugendleiter aber auch mit Anregungen, was sich aus ihrer Sicht zum Besseren wenden ließe.

Beides, Verdruss und Visionen, bringt die jetzt vorgelegte Bestandsaufnahme auf den Punkt. Das Jugendamt hat dafür die Aussagen Betroffener bei mehreren eigens organisierten Fachtagungen zusammengefasst und ausgewertet. Die Erkenntnisse nehmen bereits Einfluss auf die Jugendhilfeplanung des Landkreises. Darüber hinaus will Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries auch auf anderen Ebenen eine Perspektivdiskussion anstoßen und empfiehlt die Broschüre allen, die mit Kindern und Jugendlichen befasst sind, vordringlich aber Kommunalpolitikern und Vereinsfunktionären.
Viele der Ideen verlangen viele Partner und brauchen Zeit. Zum Beispiel für den Aufbau eines Bildungsnetzwerkes, wie von den ehrenamtlichen Jugendgruppenleitern angeregt, müssten Vereine und Verbände über ihren eigenen Horizont hinauszuschauen lernen. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist auch Voraussetzung, um örtliche "Materialbörsen" einzurichten, die es ermöglichen würden, Equipment wie Videogeräte, Fotolabors, Musikanlagen oder Zelte wechselweise zu nutzen und dadurch Kosten zu sparen. Aufgrund der zunehmenden Zahl von verhaltensauffälligen Kindern liegt den ehrenamtlichen Betreuern daran, die Informationskanäle zu Profis, etwa in Erziehungsberatungsstellen, Schulen, Kindergärten und Ämtern auszubauen. Koordinationsstellen in den Gemeinden könnten dazu beitragen, dass sich Non-Profit-Anbieter gegenseitig stärker unterstützen statt zu konkurrieren. Die Vorstellung, Kräfte und Kompetenzen auf Darmstadt-Dieburg-Ebene zusammenzuführen, wird schon bald in die Tat umgesetzt: Zurzeit bereiten Verbands- und Vereinsvertreter gemeinsam mit Fachleuten im Landratsamt die Gründung eines "Kreisjugendrings" vor als Bindeglied zwischen den zahlreichen Organisationen von Sport und Naturschutz über Kirche und Musik bis zur Feuerwehr sowie Kommunen und Institutionen. Und was die Anerkennung angeht: Die Ehrenamtlichen wollen gar nicht in den Himmel gehoben werden und verlangen kein fettes Honorar. Schaukästen, Ausstellungen und andere Plattformen zur Präsentation des Arbeitsfelds, gelegentlich ein Lob, einige Vergünstigungen, wie sie die neue Jugendleitercard "Juleica" bereits in Ansätzen einräumt - solche Gesten und Signale wünschen sie sich als Zeichen der Wertschätzung ihres Engagements.

Die Dokumentation "Jugendarbeit zwischen Ehrenamtlichkeit und Professionalität- Was leisten Vereine und Verbände für Kinder und Jugendliche" ist kostenfrei zu beziehen über die Servicestelle im Landratsamt Darmstadt, Telefon 06151/881-1011.

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