Presse-Archiv 2003

Eigene Reinigungsfirma soll für Glanzleistungen sorgen

Schule wirbelt Staub auf

03.04.2003

Darmstadt/Münster - Zustände wie bei "Hämpels unterm Sofa" haben die Schule auf der Aue in Münster veranlasst, auf die Dienste fremder Putzkolonnen zu verzichten und künftig selbst für Ordnung zu sorgen. Glanzleistungen soll künftig ein eigens gegründeter Gebäude reinigungsbetrieb hervorbringen. Mit dem stellvertretenden Schulleiter Dr. Claus Walther als Geschäftsführer (ohne Extra-Salär) hat die neue Firma zum Monatsbeginn die Arbeit aufgenommen. Neun Reinigungskräfte wurden eingestellt, Geräte und Material für rund 25.000 Euro angeschafft und schon ein Kunde angeworben: Auch die Grund schule am Ort, die John-F.-Kennedy-Schule, lässt sich von dem neuen Team aufpolieren. Für die Dienstleistung zahlt der Schulträger Landkreis dem Jungunternehmen den gleichen Betrag, den die inzwischen geschasste Fremdfirma bisher erhielt: insgesamt knapp 10.000 Euro pro Monat für rund 15.000 Quadratmeter Fläche in beiden Lehranstalten.
Derartige unternehmerischen Ambitionen von Schulen sind in Deutschland höchst ungewöhnlich, doch es gibt ein Vorbild ganz in der Nähe. Als bundesweit einzigartiges Modell hatte die Joachim Schumann-Schule in Babenhausen bereits vor zweieinhalb Jahren mit den gängigen Usancen aufgeräumt und für die Raumpflege einen eigenen Betrieb ins Leben gerufen - mit Anmeldung bei Arbeitsverwaltung, Finanzamt und allem, was sonst noch zu einer ordentlichen Firma gehört. Anlass für die Eigeninitiative waren damals, wie auch jetzt in Münster, mangelhafte Reinigungsleistungen, die sich selbst nach wiederholten Rügen und Honorarkürzungen nicht besserten. An der Schule auf der Aue nennt man schlicht Schlamperei, was bei einer gründlichen Hausinspektion in dieser Woche auffiel: Die Bodenfliesen in den Toiletten beispielsweise überzieht eine feste Dreckkruste, auf Schränken liegt millimeterdick der Staub, kunststoffbeschichtete Wände haben offenbar monatelang keinen Lappen gesehen, Ecken wurden erkennbar "rund gewischt" und - absolut krass - hinter und zwischen den Heizkörpern steckte mülleimerweise Unrat, von zusammenge knülltem Papier über gammelige Bananenschalen bis zu leeren Milch tüten. Mit dem sorgsam ausgewählten neuen Personal im eigenen Betrieb will Firmenchef Walther sicherstellen, dass beide Münsterer Schulen in Zukunft nicht nur oberflächlich gewischt werden, sondern bis in den letzten Winkel picobello dastehen. Dazu dient auch ein
eigens entwickeltes, professionelles Qualitätssicherungssystem mit de tailliertem Raster für eine ständige Erfolgskontrolle. Als Lehrer weiß Dr. Walter natürlich, dass des Schmuddelproblems Lösung nicht allein im verschärften Einsatz von Mob, Feudel und Schrubber liegt, vielmehr hat auch mancher Dreckspatz unter den Schülern Nachhilfe nötig. In der Schule auf der Aue gibt es zwar ei nen streng geregelten Ordnungsdienst, der jede der 41 Klassen für eine Woche im Jahr zum Sammeln mit Eimer und Papierzange verpflichtet. Trotzdem entsorgen viele Kids ihren Unrat vielfach heimlich an den unmöglichsten Stellen. Wer dabei erwischt wird, muss zur Strafe eine erzieherische Sonderschicht einlegen und nachmittags im Haus und auf dem Gelände Fetzen und Schnipsel zusammentragen.
Ausgestattet mit entsprechendem Werkzeug, brauchen sich die Jungen und Mädchen dabei noch nicht einmal bücken oder die Hände schmutzig machen - aus Rücksicht auf Eltern, die den Einsatz sonst möglicherweise als unbotmäßige Härte empfinden würden. Auch das ist nach Auskunft des stellvertretenden Schulleiters schon vorgekommen.

db

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