Presse-Archiv 2003

Kreis baut Beratungsnetz gegen wuchernde Plage auf

Mit Herkules im Clinch

19.05.2003

Darmstadt-Dieburg - Diese "Einwanderer" mag kaum jemand gern: Neophyten. Das sind Pflanzen, die vor längerer Zeit aus anderen Kontinenten importiert wurden, sich inzwischen massenhaft vermehren und der heimischen Flora und Fauna förmlich die Luft abschnüren. Ganze Biotope, auch Gartenbesitzer, Bauern und die Wasserwirtschaft leiden unter Verdrängungskünstlern wie der Herkulesstaude als bekanntestem Vertreter. Die Naturschutzbehörde des Landkreises macht jetzt mobil. Ein flächendeckendes Beratungsnetz soll der wuchernden Plage Einhalt gebieten, kündigt Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries an.
Zum Auftakt der konzertierten Aktion hat ihre Behörde Ende Mai in Roßdorf eine Fachkonferenz organisiert für die beteiligten 23 Städte und Gemeinden, Forstämter, Wasser- und Naturschutzverbände. Ziel ist es, alsbald in allen Kommunen Kontaktstellen nach dem Vorbild des kreisweiten Wespenberatungsdiensts einzurichten, die auf Fragen zu den Problempflanzen spezialisiert sind. Wild wachsende Bestände sollen systematisch erfasst und bekämpft werden. Mit Informations material will man die Öffentlichkeit aufklären, Schulprojekte anstoßen, Vereine, Agenda-Gruppen und andere Initiativen einbeziehen.
Die Kampagne richtet sich vor allem gegen drei Arten "neuer Pflanzen", so die wörtliche Übersetzung von "Neophyten". Da ist zum einen der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt, der aus dem Kaukasus stammt, der im 19. Jahrhundert als Attraktion in europäischen Parks galt, heute indes geradezu als Ungeheuer angesehen wird.
Die bis zu drei Meter hohen Gewächse pflanzen sich hemmungslos fort. Jede Staude produziert bis zu 20.000 Samen, die bis zu sieben Jahre lang keimfähig bleiben und selbst längere Schwimmstrecken in Bächen unbeschadet überstehen. Besonders gemein ist ihr Saft, der beim Kontakt mit der Haut schmerzhafte Verbrennungen auslösen kann. Deshalb sind die "biologischen Siegertypen" vor allem in Gärten und Freizeitanlagen oder auf Kinderspielplätzen absolut fehl am Platz, sagen die Naturschutzfachleute des Kreises. Zu den Problem pflanzen zählen sie auch das Indische Springkraut ("Gartenbalsamie), das seine Samen explosionsartig bis zu sieben Meter weit hinaus schleudern kann, und der Japanische Knöterich, der bis vier Meter hoch aufschießt und zugleich mächtig in die Breite sprießt. Die ganze Gesellschaft hat hier keine natürlichen Feinde. Ohne Gegenmaßnahmen werden aus Einzelpflanzen schnell große Kolonien, die angestammte Arten in ihrer Existenz bedrohen, das ökologische
Gleichgewicht in Unordnung bringen und bisher bunte Lebensräume in
monotone Ödnis verwandeln können.

db

zurück...