Presse-Archiv 2003

Kreis saniert Toiletten, doch im WC ist nicht immer alles okay

Anrüchige Geschäfte als Mutprobe

01.08.2003

Darmstadt-Dieburg - Stille Örtchen sind oft nicht sonderlich einladend. Das gilt auch für manche Schultoilette im Landkreis. Die Bauverwaltung pumpt regelmäßig viel Geld in die Sanierung maroder Sanitäranlagen. Doch bei noch so hohem Aufwand macht ein Faktor eine dauerhaft zufriedenstellende OO-Lösung fast unmöglich: die schlechten Manieren der Kinder.
Vor vier Jahren hat der Kreis damit begonnen, Toilettenhäuschen älterer Bauart systematisch zu modernisieren, berichtet Erste Kreisbei geordnete Celine Fries. Überlaufend anfallende kleinere Reparaturen hinaus werden dafür jährlich zwischen sechzig- und siebzigtausend Euro aufgewendet. Zurzeit sind Handwerker gerade dabei, die rund fünfzig Jahre alte WC-Anlage der Dilsbachschule in Reinheim-Spachbrücken baulich, technisch und optisch auf Vordermann zu bringen.
Wände und Böden in dem separat neben dem eigentlichen Schulhaus stehenden Gebäude bekommen neue Fliesen mit freundlichen Farbtupfen in Grün, Blau und Gelb, sieben Toiletten, davon zwei behindertengerechte, Urinale, Waschbecken und Radiatoren für frostige Tage sind geordert. Der ganze Komplex wird neu aufgeteilt, so dass ein zusätzlicher Lagerraum für den Hausmeister entsteht. Die Kosten betragen alles in allem rund 40.000 Euro. Ähnlich aufwändig herausgeputzt wurden beispielsweise schon die Klos an der Frankensteinschule in Nieder-Beerbach, der Friedensschule in Groß-Zimmern und der Kennedy-Schule in Münster. Als nächstes steht der Lichtenbergschule in Ober-Ramstadt und der Goetheschule in Pfungstadt eine entspre chende Erfrischungskur bevor.
Trotz fortwährender Investitionen beschweren sich Eltern häufig über den Zustand der Bedürfnisanstalten, und auch Hausmeistern, Putzfrauen und dem Schulträger stinkt es im wahrsten Sinne des Wortes, was dort bisweilen abgeht. Dass Toilettenpapier rollenweise abgewickelt und häufig vergessen wird, die Spülung zu drücken, gehört noch zu dem harmlosen Vorkommnissen. Oft sind Abflussrohre mit allerlei Füllsel, bisweilen sogar Unterhosen, so verstopft, dass professionelle Kanalreiniger bestellt werden müssen. Manche Kinder treffen - versehentlich oder mit Absicht - das Becken nicht oder stellen sich einfach in eine Ecke statt vors Pissoir. Die Bauverwaltung weiß auch von "Mutproben", bei denen es darum geht, sein "Geschäft" möglichst provokant zu platzieren. Der Duft erinnert entsprechend an alles andere als eine Parfümerie. Auch "Klospringer" wurden schon erwischt.
So manches Sanitärobjekt geht bei den vermeintlichen Späßen zu Bruch. Um ungezogene Kids am Überklettern der Trennwände zu hindern, hat man vielerorts die Kabinen mit Decken versehen. Robuste Spezialbrillen sollen außergewöhnlichen Belastungen standhalten.
Einige Schulen bemühen sich, ihre Lokus-Probleme mit Aufsichts diensten und persönlicher Schlüsselausgabe in den Griff zu bekommen - mit unterschiedlichem Erfolg. Die hygienischen Verhältnisse in den Räumen für dringende menschliche Angelegenheiten seien eben auch ein Spiegelbild der Erziehung, meint Schul- und Baudezernentin Fries, "und da gibt es noch einige Hausaufgaben zuerledigen".

db

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