Presse-Archiv 2004

Abfallverband behauptet sich auf schwierigem Markt

Rauchender Schlot als gutes Zeichen

18.11.2004

Darmstadt-Dieburg - Das Müllheizkraftwerk in Darmstadt hält sich wacker in einem hart umkämpften Markt mit teilweise fast schon ruinösen Preisen für Verbrennungsgut. Rauchende Schlote können die Menschen in der Region als beruhigendes Zeichen werten. 24 Stunden-Betrieb an 365 Tagen im Jahr bei voller Auslastung - wie in der jüngsten Zeit soll es auch im nächsten Jahr weitergehen. Darauf baut der Wirtschaftsplan 2005 auf, den die Verbandsversammlung des Zweckverbands Abfallverwertung Südhessen (ZAS) am Mittwochabend verabschiedet hat.

Nach Auskunft des Vorstandsvorsitzenden Landrat Alfred Jakoubek rechnet man im Erfolgsplan bei Erträgen von rund 34 Millionen Euro mit einem Überschuss in Höhe von annähernd zwei Millionen, die in den Ausgleich von Verlusten aus der Vergangenheit fließen sollen. Der Vermögensplan hat ein Volumen von 9,1 Millionen Euro. Neue Schulden sind nicht vorgesehen, dagegen aber 6,5 Millionen Euro um Darlehen zu tilgen, die für den aufwendigen Umbau des Müllheizkraftwerks zu einer der modernsten und saubersten Anlagen in Europa gebraucht wurden. Jakoubek bezeichnet es als "beachtliche Leistung", dass die Schulden innerhalb von sechs Jahren um 45 auf 98 Millionen Euro (zum 31.12.04) abgebaut werden konnten.

Die Verbrennungsentgelte sollen laut Jakoubek weiterhin konstant bleiben - eine wichtige Nachricht, denn die Tarife beeinflussen maßgeblich die Müllgebühren in den ZAS-angehörigen Landkreisen Darmstadt-Dieburg und Odenwald sowie der Stadt Darmstadt. Der "Input" im Heizkraftwerk ist mit insgesamt 178.000 Tonnen angesetzt. Das einspricht der vollen thermischen Kapazität. Der größte Teil kommt aus Starkenburg: Vertragsgemäß liefern die ZAS-Mitglieder sowie die Kreises Bergstraße und Groß-Gerau 130.000 Tonnen Hausmüll und 17.000 Tonnen Sperrmüll. Um die Öfen auszulasten, will man 31.000 Tonnen Abfall auf dem freien Markt, beispielsweise bei Industrie- und Gewerbebetrieben in der Region, akquirieren. "Ein schwieriger Job", betont Betriebsleiter Edwin Christl. Die Mühe zahle sich jedoch aus, da alle Mehrmengen einen zusätzlichen Denkungsbeitrag brächten. "Sonst müssten die Gebühren erheblich steigen". Beim ZAS verbindet man mit dem "magischen Datum" 1. Juni 2005 die Hoffnung, dass sich der Müllmarkt preislich stabilisiert und sich der "hammerharte Konkurrenzkampf mit ungesunden Dumpingmethoden" auf einem erträglichem Niveau einpendelt. Ab dann darf Abfall nämlich nicht mehr ohne Vorbehandlung deponiert werden, so dass die Nachfrage nach thermischen Verwertungsmöglichkeiten steigen dürfte.

Der ZAS kalkuliert mit Anlieferungsgebühren von insgesamt 32 Millionen Euro. Weitere 2,5 Millionen soll der Verkauf von Dampf und Strom, den "Nebenprodukten" der Müllverbrennung, einbringen. Für Investitionen sind 2,6 Millionen Euro eingeplant. Vorgesehen ist unter anderem ein neuer Nassentschlacker für die zweite Verbrennungseinheit, ein Einfüllschacht soll umgebaut, ein angejahrter Rauchgaswäscher neu beschichtet werden - alles, wie Christl es nennt, Maßnahmen zur Ertüchtigung der Anlage. Einen großen Verdienst am gut laufenden Geschäft in schwieriger Zeit bescheinigt der ZAS-Vorsitzende Jakoubek der 75 köpfigen Mannschaft, die dafür sorgt, dass die Anlage rund um die Uhr brummt: "Das sind alles hochqualifizierte Kräfte mit großer Einsatzbereitschaft". Beim Personal handelt es sich um Beschäftigte der HSE (Heag Südhessische Energie AG), die vom ZAS mit der Betriebs- und Geschäftsführung beauftragt ist.

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