Presse-Archiv 2004

Frühere Müllkippe hat ein neues Gesicht - Aussicht nur mit Aufsicht

Grün grüßt der Tafelberg

13.05.2004

Pfungstadt - Den bisher kahlköpfigen "Tafelberg" am südlichen Stadtrand, mit 123,5 Meter über Normalnull die höchste Erhebung im Raum Pfungstadt, wird in den nächsten Wochen eine grün-bunt gesprenkelte Kappe zieren. Dann erinnert äußerlich kaum noch etwas an das Vorleben des Hügels als Müllkippe mit rund 850.000 Kubikmetern Abfall im Bauch.

Mit Arbeiten am optischen Erscheinungsbild hat die frühere Mülldeponie jetzt den letzten Schliff bekommen. Zum Abschluss der insgesamt 1,37 Millionen Euro teuren Rekultivierung luden Landrat Alfred Jakoubek und Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries jetzt Nachbarn, Vertreter der Stadt, des Kreises, der Landwirtschaft und des nebenan beheimateten Naturfreundevereins zu einer Feier mit Führung ein. Auch interessierte Bürger können die Aussicht von der neu modellierten Gipfelplattform genießen - allerdings nur mit Begleitung. Das Abfallwirtschaftsamt im Kreishaus Kranichstein organisiert auf Wunsch Rundgänge für Gruppen (Kontakt: Telefon 06151/881-1410).

Ein rund tausend Meter langer Zaun umgibt den Tafelberg, der rund sieben Hektar Fläche einnimmt und 29 Meter aus der Umgebung herausragt. Damit will man den jungen Bewuchs vor Wildverbiss und Zerstörung etwa durch Mountainbiker schützen. Das unkontrollierte Betreten ist auch verboten, weil oben auf der Kuppe aus drei so genannten Entgasungsbrunnen Methan ausströmt. "Auch wenn es sich nur um geringe Mengen handelt, besteht Explosionsgefahr", erklärt Wolfgang Schäfer, der zuständige Projektbetreuer der Kreisverwaltung.

Von 1950 an diente das Gelände 36 Jahre als Deponie. Nach der Schließung wurde lange diskutiert, mit welchem Aufwand die "Altlast" zu sanieren sei. Von bis zu 13 Millionen Mark war anfangs die Rede. Das schließlich verwirklichte Konzept kam deutlich billiger und schafft gleichwohl Sicherheit für die Umwelt und vor allem das Grundwasser, sorgt für Standsfestigkeit und verhindert, dass Schadstoffe ausgewaschen werden. Eine kompakte Decke aus verdichtetem Lößlehm und Mutterboden, Entwässerungsrinnen und Kaskaden leiten Niederschlagswasser ab. Übersteigt der Grundwasserspiegel eine kritische Marke, reguliert eine Brunnengalerie entlang der "Bickenbacher Chaussee" automatisch den Abfluss in zwei Moorseen.

Nachdem bei einer technischen Abnahme Ende vergangenen Jahres alle funktionalen Aspekte als erledigt erklärt worden waren, folgte der abschließende landschaftspflegerische Teil: In den zurückliegenden Monaten wurden im unteren Abschnitt rund 140 hochstämmige Bäume gepflanzt: Stieleichen, Eschen, Linden und Bergahorn. Weiter oben sitzen, gruppenweise angeordnet, kleinwüchsige Sträucher - rund 8.500 an der Zahl - wie Felsenbirne, Liguster, Hartriegel, Wildrosen, Schlehen und Holunder. Auf dem "Hochplateau" hat man Schotterrasen ausgebracht für anspruchslose Trockenrasengesellschaften. An der Südseite, Blickrichtung Pfungstädter Moor, wurden insgesamt 120 Meter lange Steinwälle aufgetürmt; dort sollen wärmeliebende Pflanzen und Tiere, beispielsweise Sandechsen und Hautflügler, eine Heimstatt finden. Vom Wetter begünstigt, treibt das junge Grün zurzeit mächtig aus und verhilft dem Tafelberg zu einem ansehnlichen Profil.

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