Presse-Archiv 2004

Kreis und Caritas entwickeln Leitlinien für Integration im Kindergarten

Beobachten, dokumentieren, lenken

04.06.2004

Darmstadt-Dieburg - Als Arbeitshilfe für Erzieherinnen bei der gemeinsamen Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderungen hat der Landkreis mit dem Caritas-Verband ein "Handbuch Integration" zusammengestellt. Der Leitfaden enthält vor allem wertvolle Hinweise für die pädagogische Arbeit von der Aufnahme eines behinderten Kindes bis zum Übergang in die Schule, widmet sich darüber hinaus jedoch noch vielen anderen Fragen wie dem Umgang mit Eltern und Behörden oder der Fortbildung.

Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries bezeichnet die Materialsammlung als weiteren Beitrag zur Qualitätsentwicklung in Kindertagesstätten. Diesen Prozess voranzutreiben, sieht die Jugend- und Bildungsdezernentin als wichtige Aufgabe an, um die Kitas in ihrer Kompetenz als "Lernorte mit Schlüsselfunktion" zu stärken. Da mit den Aufgaben die Anforderungen wachsen, hält es Caritas-Direktor Franz-Josef Kiefer für geboten, speziell jene Fachkräfte, die täglich mit dem sensiblen Thema Integration umgehen müssen, gezielt zu unterstützen.

Im Landkreis werden zurzeit mehr als 150 Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen in 77 "normalen" Kindertagesstätten betreut und gefördert. Aufgrund ihrer Kontakte zu den Erzieherinnen wissen die Mitarbeiterinnen der Kita-Fachberatung des Kreisjugendamtes und der heilpädagogischen Fachberatung der Caritas-Frühberatungsstelle in Dieburg recht gut, welche Fragen sich dadurch in der Praxis ergeben, und haben die jetzt vorliegende über hundert Seiten starke Materialsammlung darauf ausgerichtet. Kernstück sind Anleitungen zur regelmäßigen Beobachtung, Dokumentation und individuellen Förderung. Als Leitmotiv hat man ein afrikanische Sprichwort gewählt: "Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht". Es steht für das Prinzip, wonach jedes Kind entsprechend seinen persönlichen Eigenschaften begleitet werden soll. Dabei hilft beispielsweise ein Kriterienkatalog, der dazu anhält, genau hinzuschauen. Wie spielt das Kind: eher allein oder mit anderen, ausdauernd oder schnell abgelenkt, nimmt es lieber Farbe, Knete oder Bauklötzchen? Aus vielen kleinen Mosaiksteinen kann man so ein umfassendes Bild zeichnen. Durch den Vergleich aktueller mit früheren Momentaufnahmen lässt sich dann genau erkennen, wie sich das Kind - beispielsweise sein Alltagsverhalten, die Beweglichkeit oder die Kommunikationsfähigkeit - entwickelt hat, ob Fördermaßnahmen greifen oder nötig sind.

Tipps gibt es auch für eine einfühlsame aufklärende Elternarbeit und Fallbesprechungen im Team, dazu eine umfangreiche Liste von Adressen für therapeutische Angebote wie Ergotherapie oder Logopädie, außerdem ein Verzeichnis von Fachliteratur sowie Seminar- und Kontaktangebote für Integrationskräfte. Selbst Rechtsgrundlagen, die Beschreibung von Verfahrenswegen und Antragsformulare stecken in dem dicken Ordner. Die Autorinnen aus den beiden Fachberatungsstellen verbinden mit der Arbeit eine Hoffnung: "Wenn durch das Handbuch die Qualität von Integrationsmaßnahmen weiter entwickelt werden kann, ist dies ein großer Gewinn für die gemeinsame Erziehung, Bildung und Betreuung im Kindergarten".

Info: Das Handbuch Integration ist für 5 Euro (plus Versandkosten) erhältlich bei der Frühberatungsstelle des Caritas-Verbands, Telefon 06071/98660, und bei der Kita-Fachberatung im Landratsamt Kranichstein, Telefon 06151/8811433.

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