Presse-Archiv 2004

Zunehmend ältere Semester im "jungen" Landkreis

Landrat wünscht sich mehr Kinder

23.07.2004

Darmstadt-Dieburg - Der Landkreis hat im vergangenen Jahr entgegen dem landesweiten Trend erneut Einwohner hinzugewonnen und als einziger hessischer Kreis überhaupt sowohl einen Geburtenüberschuss als auch einen Wanderungsgewinn (mehr Leute kamen hierher als wegzogen) verzeichnet. Nach einem neuerlichen Plus von 462 Personen lebten auf den 658 Quadratkilometern Darmstadt-Dieburg am Jahresende 2003 exakt 290.179 Menschen.

Während 13 der 21 Landkreise jetzt schon rückläufige Zahlen melden, bleibt DA-DI-Land vorerst weiterhin auf dem aufsteigenden Ast. Der Zenit wird voraussichtlich im Jahr 2020 mit rund 299.000 Einwohnern erreicht sein, dann kippt auch hier der seit 1987 anhaltende Aufwärtstrend. So sieht es zumindest das Statistische Landesamt, das erstmals langfristige Modellrechnungen zur Bevölkerungsentwicklung in den hessischen Städten und Kreisen vorgelegt hat. Bei ihrem Blick in die Zukunft orientierten sich die Fachleute an Annahmen unter anderem in Bezug auf Lebenserwartung, Geburtenrate und Zuwanderung sowie regionalen Besonderheiten. Dabei wurden drei Szenarien entworfen - mit geringer, mittlerer und starker Zuwanderung. Für Darmstadt-Dieburg bewegen sich die Schätzungen zwischen 294.000 und 301.000 Einwohnern in 2020. Die mittlere Variante, nach der der Kreis knapp an der magischen Marke von 300.000 Einwohnern vorbei schrammt, gilt laut Landesamt als die wahrscheinlichste. Der Modellrechnung zufolge hat die Stadt Darmstadt ihren Spitzenwert übrigens bereits hinter sicht und schrumpft allmählich von knapp 140.000 Einwohnern im vorigen Jahr über rund 134.000 im Jahr 2020 auf schließlich nur noch knapp 123.000 im Jahr 2050.

Auf lange Sicht wird auch dem Landkreis ein deutlicher Bevölkerungsschwund vorhergesagt. Bewahrheitet sich das Szenario der Statistiker, hätte der Kreis im Jahr 2050 rund 267.000 Einwohner - das entspricht etwa dem Stand von 1991. Die Altersstruktur wird sich in den kommenden Jahren gravierend verändern; der vergleichsweise junge Kreis bekommt zunehmend graue Strähnen. Gegenwärtig hält sich die Zahl der unter 15-jährigen und der über 65-jährigen mit rund 45.800 etwa die Waage. Die Zahl der Kinder wird sich bis 2020 um 18 Prozent, bis 2050 um 36 Prozent auf 29.000 reduzieren, die Zahl der Senioren demgegenüber um 42 beziehungsweise 87 Prozent auf 86.000 erhöhen. Geradezu rasant wächst die Gruppe der Hochbetagten: Rund 38.000 Landkreisbewohner, fast vier Mal so viele wie heute, werden dann 80 Jahre und älter sein.

"Diese Entwicklung wird die Gesellschaft tiefgreifend verändern", betont Landrat Alfred Jakoubek. "Politik und Verwaltung müssen sich frühzeitig auf die sich wandelnden Erfordernisse einstellen". Von Krippe bis Pflegeheim sei die soziale Infrastruktur zu überprüfen und anzupassen. Um für den Landkreis die Weichen vorausschauend stellen zu können, lässt Jakoubek die Ergebnisse der Wiesbadener Zukunftsstudie, die in den nächsten Monaten noch spezifiziert werden soll, im eigenen Haus auswerten und aufbereiten. Für die soziale, wirtschaftliche und demographische Balance im Kreis wünscht sich der Verwaltungschef, dass Darmstadt-Dieburg seine Attraktivität als Raum zum gut Leben und Arbeiten behält und die Menschen mehr Mut zum Kinderkriegen bekommen. "An der Politik jedenfalls soll‘s nicht liegen", so Jakoubek. "Wir sind ein ausgesprochen familienfreundlicher Landkreis".

zurück...