Presse-Archiv 2004

Der Landkreis als Ausbilder - Anna Risto Jahrgangsbeste

Erfolgsrezept: Antennen immer auf Empfang

31.08.2004

Darmstadt-Dieburg - "Seid aufmerksam, interessiert und beteiligt euch, nehmt jedes Fach wichtig", diesen Rat gibt Anna Risto aus Weiterstadt allen Schulabgängern, die jetzt ihre Ausbildung beginnen. Zumindest bei ihr hat das Erfolgsrezept funktioniert: Nach drei Jahren Lehre beim Landkreis schloss die 21-Jährige ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten als Beste von insgesamt 101 Prüflingen aus südhessischen Behörden und als einzige mit der Gesamtnote "sehr gut" ab.

Die junge Frau, der das Lernen "zugegebenermaßen leicht fällt", die sich aber, im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern aus Kasachstan nach Hessen gekommen, erst einmal eingewöhnen musste, hat jetzt eine feste Stelle beim Ausländeramt im Kreishaus Dieburg. Mit Ausnahme eines jungen Mannes, der seinen Zivildienst antreten musste, konnte der Landkreis dieses Jahr allen ausgelernten Azubis unbefristete Arbeitsverträge anbieten. "Das ist selbst im öffentlichen Dienst längst nicht mehr selbstverständlich", betont Landrat Alfred Jakoubek. Aufgrund der angespannten Haushaltslage steckt der Kreis in einem engen Korsett: Neue Stellen dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Regierungspräsidiums geschaffen, freie Stellen, sofern nicht durch organisatorische Maßnahmen ganz einzusparen, allenfalls nach neun Monaten Sperre wieder besetzt werden. Die sechs frisch gebackenen Nachwuchskräfte hatten Glück: Sie rücken unter anderem in der Finanzverwaltung, im Sozial- und im Ausländeramt nach für ausgeschiedene oder für eine längere Elternzeit beurlaubte Bedienstete nach.

Insgesamt beschäftigt der Landkreis zurzeit 61 Auszubildende in fünf Berufszweigen: Fachangestellte für Bürokommunikation, Verwaltungsfachangestellte, Bürokommunikations- und Informatikkaufleute sowie Beamtenanwärter für den gehobenen Dienst. Am 1. September fängt für 14 Schulabgänger, am 1. Oktober für weitere vier in den Landratsämtern ein neues Kapitel an. Hinzu kommen noch mindestens fünf junge Frauen und Männer, die der Kreis im Verbund mit Gemeinden und Unternehmen der freien Wirtschaft ausbildet. "Mit der Ausbildung bauen Sie das Haus Ihres Lebens, nutzen Sie die Chance", appelliert der Landrat an den Nachwuchs. Ein Schulabschluss als Fundament, eine abgeschlossene Lehre und die Bereitschaft, sich ständig weiterzubilden, seien unverzichtbare Voraussetzungen, um wachsenden Anforderungen und Konkurrenzdruck zu bestehen. Jakoubek macht sich auch für junge Menschen stark, die den Übergang von Schulbank zu Büro, Geschäft oder Werkstatt nicht reibungslos packen. Im Rahmen des "nationalen Pakts für Ausbildung" sollen im Herbst erstmals Jugendliche, die bisher keine Stelle finden konnten, ein Praktikum von sechs bis zwölf Monaten bei der Kreisverwaltung absolvieren können. Diese neue Form der Einstiegsqualifizierung schließt mit einem Zertifikat ab und kann auf eine nachfolgende reguläre Ausbildung angerechnet werden. Eigens für besonders benachteiligte Jugendliche, die sozusagen von Haus aus schlechte Startbedingungen mitbringen, hat der Kreis darüber hinaus eine "Fachstelle Jugendberufshilfe" eingerichtet. Mit Unterstützung der Berater soll den betroffenen jungen Leuten zu einer besseren Zukunft verholfen werden als der scheinbar unausweichlichen Perspektive der Sozialhilfe auf Lebenszeit.

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