Presse-Archiv 2004

Für ein gepflegtes Äußeres suchen Kommunen Umweltpaten

Bürger auf Entd(r)eckungsreise

04.09.2004

Darmstadt-Dieburg - Reinheim will rein sein, Otzberg mag es ordentlich. Roßdorf hegt Blütenträume, Schaafheim hat die Schmutzecken satt und auch Münster müht sich um ein makelloses Image. Aber das Streben nach einem gepflegten Äußeren ist für die Städte und Gemeinden eine rechte Sisyphusarbeit. So sehr sich die örtlichen Bauhofmitarbeiter auch anstrengen, sie können nicht jederzeit überall sein und unverbesserlichen Dreckspatzen das Handwerk legen. Der regionale "Rat gegen Unrat" sucht deshalb Verstärkung: Ehrenamtliche Umweltpaten sollen helfen, das optische Erscheinungsbild im Landkreis aufzupolieren.

Gesucht werden Freiwillige - Erwachsene und Kinder, Einzelne und Gruppen, Privatpersonen, Vereine, Arbeitsgemeinschaften und Firmen -, denen etwas daran liegt, dass "ihre" Gemeinde einen aufgeräumten Eindruck macht, und die für die saubere Sache gern ein bisschen Zeit aufbringen. Die jeweilige Kommune sorgt dafür, dass die engagierten Bürgerinnen und Bürger bei ihrer Tätigkeit haftpflicht- und unfallversichert sind, der Zweckverband Abfall- und Wertstoffeinsammlung stellt nach Bedarf die nötigen Utensilien wie Müllsäcke, Handschuhe, Greifzangen und Warnwesten kostenlos zur Verfügung. Welche Ecke sie in Pflegschaft nehmen möchten, können sich die Umweltpaten selbst aussuchen: die Pflanzeninsel auf Kreuzung oder Trottoir beispielsweise oder den Kinderspielplatz, die Ruhebank am Waldrand, einen Uferabschnitt am Bach oder eine Wiese in der städtischen Grünanlage. Der Möglichkeiten gibt es viele. Eine schriftliche Vereinbarung weist die einsatzfreudigen Menschen als "Umweltpaten im Ehrenamt" aus und gewährleistet ihren Versicherungsschutz. Natürlich ist das kein Knebelvertrag; wer irgendwann aufhören will oder muss, kann dies ohne Probleme.

Der Kampf gegen fliegende Fetzen und wilden Müll, das so genannte Littering, ist, wie Erste Kreisbeigeordnete und ZAW-Vorsitzende Celine Fries sagt, eine ärgerliche und teure Angelegenheit. Rund eine Million Euro im Jahr kostet es den Abfallzweckverband, in den 23 Städte und Gemeinden im Landkreis herumliegenden Dreck wegschaffen zu lassen. Dabei könnten die meisten Hinterlassenschaften in Wald und Flur, auf Straßen und Plätzen kostenlos, umweltverträglich und ganz legal über den gelben Sack, Papier- und Restmülltonne, die Elektroschrottsammlung oder an verschiedenen Annahmestellen entsorgt werden. Rechnerisch rund vier Kilo je Einwohner kehren die Reinigungskolonnen der Gemeinden jährlich zusammen - kreisweit eine Gesamtmenge von 1.355 Tonnen. "Das muss man sich mal bildlich vorstellen", klagt Fries, "so viel wie 27.000 Schubkarren voll".

Info: Wer sich als Umweltpate zur Verfügung stellen - oder erst einmal unverbindlich anfragen - möchte, erhält Auskunft beim Amt für Abfallwirtschaft im Kreishaus Darmstadt (Telefon 06151/8811413) oder bei der zuständigen Stadt- beziehungsweise Gemeindeverwaltung.

zurück...