Presse-Archiv 2004

Kreisjugendamt legt Daten über die junge Bevölkerung vor

Soziale Höhen und Tiefen schwarz auf weiß

10.11.2004

Darmstadt-Dieburg - Als unverzichtbaren Impuls für sozial- und fachpolitische Diskussionen bezeichnet Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries den vom Jugendamt des Kreises erstellten Sozialstrukturatlas zur Situation der jungen Bevölkerung im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Mit dem umfangreichen Datenmaterial sei es möglich, auf dem Gebiet der Jugendhilfe Prioritäten zu setzen - nicht nur auf den gesamten Kreis bezogen, sondern auch detailliert auf die 23 Kommunen.

Auch Landrat Alfred Jakoubek verspricht sich von der mehr als 120 Seiten umfangreichen Jugendhilfeplanung Anregungen zur Verbesserung der Infrastruktur und Lebenssituation für Kinder, Jugendliche und deren Familien. Neben objektiven Indikatoren wie Bevölkerungsstruktur und -entwicklung enthält der Bericht Zahlen zur Kinderbetreuung, zur Schulbildung sowie Informationen, die einen unmittelbaren Bezug zu Kindheit, Jugend und Familie und damit auch zur Jugendhilfe aufweisen. Darüber hinaus wird das Thema Armut an Hand der Sozialhilfe und Arbeitslosigkeit dargestellt. Teil I analysiert und kommentiert die soziale Entwicklung im Landkreis, Teil II stellt in einer Übersicht die ausgewählten Indikatoren bezogen auf jede Kreiskommune dar, Teil III beinhaltet einen tabellarischen Datenüberblick.

Das von Jugendhilfeplanerin Rita Weirich zusammengestellte Werk ist eine Fortschreibung des Sozialatlasses aus dem Jahr 1999 und garantiert mit seiner transparenten Sozialberichterstattung, dass Risiken und Mangelsituationen rechtzeitig erkannt werden. Die Datensammlung soll nach Auskunft von Jugendezernentin Fries wunde Punkte aufzeigen und helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Interessierte Leser erfahren zum Beispiel dass der Anteil der Personen unter 18 Jahren an der Gesamtbevölkerung des Kreises (290 000) mit 19,4 Prozent höher ist als in Hessen (18,3 Prozent) und in Deutschland (18,5 Prozent). Von den rund 56 000 Minderjährigen waren zum Stichtag Ende 2002 knapp 49 Prozent weiblich, der Anteil junger Ausländerinnen und Ausländer lag bei 12 Prozent. Verglichen mit dem Kreisdurchschnitt ist Fischbachtal mit 22,5 Prozent Minderjährigen kreisweit die "jüngste" Gemeinde, wohingegen Seeheim-Jugenheim mit 16,9 Prozent die geringste Quote aufweist. Während bei den 14- bis 18-Jährigen der Anteil an der Gesamtbevölkerung seit 1996, dem letzten Erhebungsdatum, um 5,2 Prozent zunahm (Ende 2002: 12 614), ist bei den Kindern unter sieben Jahren ein Rückgang von 7,9 auf 7,1 Prozent (20 646) zu verzeichnen. Dafür nahm am anderen Ende der Altersskala die Zahl der über 65-Jährigen um 2,7 Prozent zu und beträgt nun 44 186 Personen.

Der Sozialstrukturatlas über die junge Bevölkerung fördert auch Sorgenkinder ans Tageslicht. Dramatisch ist nach Einschätzung von Sozialdezernent Jakoubek die Entwicklung bei der Sozialhilfe im Kinder- und Jugendbereich. Die Statistik weist 3272 Bezieher unter 18 Jahren aus und damit einen Anstieg von 29 Prozent innerhalb von sechs Jahren. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 18 Jahren (1848). Der hohe Anteil der unter 18-Jährigen an der Gesamtzahl der Sozialhilfeempfänger (insgesamt knapp 8000 oder 41,3 Prozent) drückt das Durchschnittsalter der auf Unterstützung angewiesenen Menschen im Landkreis auf 27,7 Jahre. Damit liegt der Kreis weit unter dem Schnitt in Hessen (31,1 Jahre). Überdurchschnittlich hohe Anteile an minderjährigen Sozialhilfeempfängern leben in Modautal (51,3 Prozent), Groß-Bieberau (46,5 Prozent) und Münster (42,5 Prozent).

Neben den finanziellen Leistungen sorgt das Jugendamt des Kreises außerdem für Erziehungshilfen, um die Bedingungen zur Sozialisation junger Menschen zu verbessern und die Elternkompetenz zu verstärken. Die meisten der insgesamt 704 ambulanten, teilstationären oder stationären Erziehungshilfen wurden bei den Zwölf- bis Fünfzehnjährigen (23,6 Prozent)angewandt, gefolgt von den Fünfzehn- bis Achtzehnjährigen mit immerhin noch 22,3 Prozent. Häufigste Anlässe waren Erziehungsprobleme, Entwicklungsauffälligkeiten, Schwierigkeiten in der Schule und bei der Ausbildung sowie Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen.

Als positive Aspekte des Sozialstrukturatlasses werten Celine Fries und Alfred Jakoubek die Tatsache, dass sich der Versorgungsgrad für Kleinkinder in Krippen und Krabbelstuben ohne Tagespflegeplätze um drei Prozent auf rund sieben verbessert hat. Eine weitere Steigerung erwartet die Kreisspitze von der Ende 2003 eingerichteten Tageseltern- und Tageskindervermittlung im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Aufsteigenden Trend weist auch das Angebot an Hortplätzen auf: Für 18 029 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren stehen 527 Hortplätze und damit 1,3 Prozent mehr zur Verfügung. Ein positiver Trend ist außerdem beim Angebot von wohnortnahen Integrationsplätzen für Vorschulkinder mit Behinderung festzustellen. Beträchtlich ausgedehnt wurde das Angebot der betreuenden Grundschulen. Im Schuljahr 2002/2003 standen in 22 Kommunen (Ausnahme: Fischbachtal) 1870 Plätze zur Verfügung. Das ergibt gegenüber 1996 ein sattes Plus von 145 Prozent. 

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