Presse-Archiv 2005

Große Reichweite, ordentliche Erlöse

Internet-Pfand-Auktion flutscht

01.02.2005

Darmstadt-Dieburg - Nicht mehr im Haus, sondern im Internet versteigert der Landkreis neuerdings Pfandsachen, und es sieht ganz danach aus, dass sich der erhoffte Effekt tatsächlich einstellt. Vier Posten hat die Vollstreckungsbehörde bisher auf der Seite www.zoll-auktion.de angeboten. "Die Erlöse sind recht ordentlich", sagt der zuständige Mann im Landratsamt, Herbert Glock. Tausende schauten sich die Objekte an. Übers weltweite Netz habe man einen Interessentenkreis erreicht, wie dies nach herkömmlicher Praxis niemals möglich gewesen wäre.

Rund 4.500 Mal wurde beispielsweise ein Anhänger mit Spriegel und Plane angeklickt. Er ging schließlich weg für 670 Euro, fast das Doppelte des Mindestgebots. Wenige Minuten nach Ablauf des Countdowns am Montag um 13 Uhr ging im Kreishaus Kranichstein per E-Mail die Nachricht von der Auktionszentrale in Koblenz ein: "Der Gewinner ist"(Originalzitat) eine Firma im mittelhessischen Hainburg. Ein älterer Daimler-Benz - mit "Kuckuck" bedacht, weil der Eigentümer ebenfalls seine Schulden nicht bezahlen konnte - brachte mit 1.350 Euro auch deutlich mehr als das angesetzte Minimum von 975 Euro und wird jetzt nach Dreieich rollen. Annähernd 3.000 Surfer hatten das Auto virtuell besichtigt. Einen goldenen Herrenring ersteigerte ein Bayer zum wahrhaften Hammerpreis, dem untersten Limit von 160 Euro. Als Ladenhüter erwies sich allerdings ein Zypernkatzenmantel, der zwar etliche Male aufgerufen wurde, aber dann doch, wie schon im vergangenen Jahr bei einer "echten" Versteigerung im Kreishaus, alle potenziellen Käufer kalt ließ.

Trotz des einen Flops hält der Kreis die vom Bundesfinanzministerium geschaffene Plattform für die Auktionsform der Zukunft. Die Vorteile für die Verwaltung liegen auf der Hand: Das online-Verfahren spart viel Arbeit und Kosten. Der Aufwand für eine Versteigerung, bei der noch in alter Manier der Hammer fällt, summiert sich locker auf tausend Euro und mehr, hat Glock ausgerechnet. Auch die übrigen Beteiligten ziehen durchaus Nutzen aus der Internet-Auktion. Die Gläubiger etwa kommen schneller an ihr Geld, Schuldner werden ihre Schulden schneller los, weil sich die Verwertungsgebühren reduzieren. Aufgrund der großen Reichweite erhöht sich zudem die Chance, einen guten Preis zu erzielen. Den möglichen Einwand, wer noch nicht am Netz sei, werde ausgeschlossen, hält man im Landratsamt nicht für stichhaltig. Die Zahl der User sei inzwischen sehr groß, zudem gebe es vielerorts Internetcafés. Bisher musste man in der Regel Zeitungsleser sein, um Versteigerungstermine mitzubekommen. Als weiterer Vorteil wird angeführt, dass die Objekte nicht mehr nur an einem bestimmten Datum für ein paar Stunden, sondern über einen Zeitraum von zwölf Tagen rund um die Uhr besichtigt werden könnten. Von der Homepage des Landreises - www.ladadi.de - führt dauerhaft ein Link zur Zollauktionsseite.

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