Presse-Archiv 2005

Neues Instrument ermöglicht Vereinen und Institutionen kleine Extras

Ein-Euro-Jobs: Chance für Anbieter und Arbeitslose

10.02.2005

Darmstadt-Dieburg - "Schicken Sie mal jemand, der mir beim Entrümpeln hilft." Diese ernst gemeinte Anfrage trifft den Grundgedanken von Ein-Euro-Jobs ebenso wenig wie das Bild vom Laub rechenden Akademiker. Teilweise kursieren ziemlich schräge Vorstellungen, was mit "gemeinnütziger zusätzlicher Arbeit" gemeint ist. Mit einer breit angelegten Informationskampagne will die Kreisagentur für Beschäftigung (KfB), die in Darmstadt-Dieburg für Hartz IV mit allem Drum und Dran zuständig ist, Klarheit schaffen - und gleichzeitig für die Bereitstellung solcher Übergangsplätze werben. Denn die werden dringend gebraucht.

Etliche der schätzungsweise 7.000 erwerbsfähigen Hilfeempfänger, die die Kreisagentur nach der Übernahme des seitherigen Klientels des Arbeitsamtes zukünftig betreut, werden nicht in der Lage sein, aus dem Stand voll in einen Beruf einzusteigen, selbst wenn der Markt genügend Stellen hergäbe, weiß KfB-Leiterin Rosemarie Lück. Manche müssen sich nach der längeren Auszeit erst wieder an einen festen Rhythmus gewöhnen, persönliche Schwierigkeiten in den Griff bekommen, neue Fertigkeiten erlernen oder ihre Fachkenntnisse auffrischen. In solchen Fällen kann der Ein-Euro-Job (wegen des höheren Stundensatzes müsste es eigentlich 1,25 Euro-Job heißen) eine gute Zwischenstation sein, um Langzeitarbeitslose aus der zumeist ungewollten Untätigkeit herauszuführen. Fallmanager und Kunde legen in einer Eingliederungsvereinbarung vertraglich fest, was beide Seiten beizutragen haben (Stichwort: Fördern und fordern) und wohin die Reise gehen soll. Die Betroffenen will Rosemarie Lück auf Gebieten einsetzen, die ihren Interessen, Kenntnissen und der angestrebten Perspektive nahe kommen. "Ich kann mir eine Menge Tätigkeitsfelder vorstellen, zumal auch teilweise gut qualifizierte Leute unter den Arbeitslosen sind", sagt die Agenturchefin. Sinnvoll, zusätzlich und im öffentlichen Interesse müssen die Stellen sein."Wir werden sehr genau drauf achten, dass dadurch keine regulären Arbeitsplätze wegfallen", darauf legt Landrat Alfred Jakoubek größten Wert. Wo Stammpersonal oder Ehrenamtlern für wünschenswerte Extras die Zeit fehlt, könnten sich die neuen Jobber in vielfältiger Weise nützlich machen. Sie könnten beispielsweise Vereinen bei der Buchhaltung assistieren, Datenbanken aktualisieren, eine Hompage gestalten oder ergänzen, vielleicht das Heimatmuseum beim Ordnen seines Archivmaterials unterstützen, sich in Schulbibliothek oder Mensa nützlich machen, Pflegeheimbewohnern Ausflüge im Rollstuhl und andere Abwechslung im Alltag bescheren, Botengänge erledigen, bei Veranstaltungen mit angreifen, im Frauenzentrum Bürotätigkeiten übernehmen oder, je nach Vorbildung, sich auch mal als Referentin üben. Auch über den Einsatz im Nahverkehr, etwa als Ratgeber und Helfer für Bus- und Bahn-Fahrgäste, wird nachgedacht. Die Kreisagentur hat etliche Einrichtungen angeschrieben, um entsprechende Denkanstöße zu geben. Zudem wurden gemeinnützige Institutionen, die bereits in der Vergangenheit mit Sozialamt und Beschäftigungsförderung kooperierten, nochmals angesprochen, ebenso die 23 Städte und Gemeinden im Kreis. Deren Bürgermeister haben Landrat Alfred Jakoubek bereits zugesichert, rund 290 Beschäftigungsgelegenheiten (eine je tausend Einwohner) zu schaffen.

Über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten, jeweils 15 bis 30 Stunden pro Woche, erstrecken sich die Ein-Euro-Jobs, mit denen die betroffenen Frauen und Männer ihr Arbeitslosengeld II um bis zu 150 Euro im Monat aufbessern können. Die Kreisagentur übernimmt Fahrtkosten, gegebenenfalls den Aufwand für Arbeitskleidung, und bezahlt notwendige Schulungen, etwa EDV- und Buchhaltungsseminare und Deutschkurse. Um Anbieter entsprechender Jobs weitgehend von administrativem Ballast frei zu halten, werden "Regiearbeiten" wie Lohnabrechnung im Hartz-Zentrum abgewickelt. Von den Beschäftigungsstellen erwartet man, dass sie ihren "Praktikanten" im vertraglich umrissenen Aufgabengebiet einsetzen und ihnen Anleiter und Ansprechpartner zur Seite stellen. Natürlich ist der Kreisagentur auch an einer schnellen Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt gelegen. Im Hartz-Zentrum stehen bereits zwei Terminals, an denen ALG 2-Empfänger eigenständig entsprechende Angebote im Internet durchforsten können. Um selbst freie Stellen zu akquirieren, baut der Kreis zurzeit einen Arbeitgeberservice auf.

Weitere Informationen zu Ein-Euro-Jobs: Kreisagentur für Beschäftigung in Darmstadt, Rheinstraße 65, Telefon 06151/881 5000 (Zentrale) oder 881 5031 (Uwe Eppendorfer), E-Mail: info@remove.this.kreisagentur-dadi.de.

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