Presse-Archiv 2005

Erster Kreis mit Konzernabschluss - Pionierarbeit für neues Gesetz

Beim Rechnungswesen bundesweit die Nase vorn

22.02.2005

Darmstadt-Dieburg - Bei der Einführung eines neuen Rechnungswesens profiliert sich der Landkreis Darmstadt-Dieburg als Wegbereiter. Der Kreis hat jetzt als erste Gebietskörperschaft in Deutschland eine Konzernbilanz mit Beteiligungsbericht vorgelegt. Darin wird erstmals die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Kreises und seiner Töchter abgebildet. Zudem sind alle Organisationen und Institutionen, an denen der Kreis Anteile hält oder Mitglied ist, dargestellt. Damit verfügt Darmstadt-Dieburg bereits über Erfahrung auf einem Gebiet, das sich andere Kommunen erst noch erschließen müssen. Eine zum 1. Februar dieses Jahres in Kraft getretene Novelle der Hessischen Gemeindeordnung schreibt Städten, Gemeinden und Kreisen ein entsprechendes Rechnungswesen bis spätestens 2009 verbindlich vor. Die Grundlagen für diese Gesetzesänderung hat Darmstadt-Dieburg wesentlich beigesteuert. Deshalb beteiligte sich das Land zur Hälfte an den Kosten des rund 3,5 Millionen Euro teuren Modellprojekts. Am Vorsprung seines "Konzerns" will Landrat Alfred Jakoubek auch andere teilhaben lassen. Er beabsichtigt, im Kreishaus ein Kompetenzzentrum einzurichten, das Ratsuchende auf den neuen Wegen begleitet. Schon heute erreichen den Vorreiter in Südhessen zahlreiche Anfragen aus allen Ecken der Republik.

Bereits 1998 hat Jakoubek damit begonnen, alte Zöpfe abzuschneiden und das Rechnungswesen von der Jahrhunderte alten Kameralistik auf das betriebswirtschaftliche System der doppelten kaufmännischen Buchführung (Doppik) umzustellen. "Ein schwieriger Prozess", so der Landrat, "weil Methoden aus der Privatwirtschaft nicht einfach 1 : 1 auf die öffentliche Hand übertragbar waren, sondern mit großem Aufwand angepasst werden mussten und eine völlig neue Denkweise erforderten." Mit der Vorlage einer Eröffnungsbilanz und des ersten doppischen Wirtschaftsplans war die Umstellung im Jahr 2001 vollzogen. Nun ist das nächste große Etappenziel erreicht. Der Konzernabschluss 2002 macht die tatsächlichen Vermögens- und Schuldenwerte der "Unternehmensfamilie Darmstadt-Dieburg" transparent. Das Anlagevermögen des Landkreises und seiner sieben großen Töchter - von Straßen und Brücken über Kompostierungsanlagen bis hin zu Schulgebäuden - summiert sich auf rund 525 Millionen Euro. Dem stehen Verbindlichkeiten von 216 Millionen Euro gegenüber, davon 189 Millionen als Bankkredite. 36 Prozent des Anlagevermögens sind fremd finanziert. Das Eigenkapital des Konzerns beträgt 206 Millionen Euro und entspricht einer Quote von rund 36 Prozent. Landrat Jakoubek bezeichnet diese beiden Kennzahlen aus unternehmerischer Sicht als "gut bis sehr gut". In die Konsolidierung, die alle Aktiva und Passiva, Erlöse und Aufwendungen widerspiegelt, sind die Eigenbetriebe für Kreiskrankenhäuser, Energie und Abfallwirtschaft (DA-DI-Werk), Kinder-/Jugendbetreuung und Bildungsstätten (Kibis) einbezogen, ebenso die Arbeitsinitiative für Zerlegung und umweltgerechtes Recycling (Azur), die hundertprozentigen Kreistöchter Dienstleistungs- und Kreiskliniken GmbH sowie die Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation, an der der Kreis einen Anteil von 50 Prozent hält. Der Beteiligungsbericht gibt darüber hinaus Aufschluss über Engagements in insgesamt 29 Aktiengesellschaften, GmbHs, Zweckverbänden, Eigenbetrieben und Sparkassen mit insgesamt rund 2500 Beschäftigten sowie rund 40 weiteren Mitgliedschaften in Vereinen und Institutionen. Neben den Abschlüssen enthält der Bericht auch eine Beurteilung der wirtschaftlichen Lage und Perspektiven der einzelnen Unternehmen aus Sicht des Gesellschafters Landkreis.

Eine Reihe von Vorteilen rechtfertigen nach Ansicht von Landrat Jakoubek den aufwändigen Umstieg auf das neue Rechnungswesen. So erhalte die Politik bessere Steuerungsmöglichkeiten, gewinne erstmals einen Gesamtüberblick über den Vermögensverzehr durch Abschreibungen und könne sehen, welche Summen beispielsweise in Gebäude reinvestiert werden müssten, um das Vermögen des Landkreises zu erhalten.

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