Presse-Archiv 2005

Eltern sollen Werte vorleben und auch mal wegschauen können

Kinder brauchen Wurzeln und Flügel

18.04.2005

Darmstadt-Dieburg/Weiterstadt - Die Referentin machte ihrem Publikum Mut: "Finden Sie Ihren eigenen Weg, zeigen Sie Humor und Gelassenheit, lernen Sie, auch einmal wegzuschauen!" Die Botschaften, die die bekannte Fachbuchautorin Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler aus Köln beim "Forum Erziehungsberatung" in Weiterstadt verbreitete, dürfte viele Mütter und Väter ein bisschen beruhigen und erleichtern. Freude am Erziehen zurückzubringen - mit dieser Absicht hatten die Erziehungsberatungsstellen des Landkreises den Vortrag organisiert und mehr als hundert Zuhörer angelockt.

Wie die Sprösslinge, müssten sich auch junge Mütter und Väter entwickeln und in ihre Aufgabe hineinwachsen, so Tschöpe-Scheffler: "Niemand wird als Eltern geboren". Die Erziehungsberechtigten sollten sich bewusst machen, welche Werte ihnen persönlich besonders wichtig sind und diese konsequent vorleben. Manche Eltern wunderten sich, dass der gewünschte Effekt ausbleibt. Mitunter mangele es dem Vorbild an Glaubwürdigkeit. Deshalb lohne es sich, die eigenen Regeln von Zeit zu Zeit zu überprüfen und sich zu fragen, ob man wirklich mit voller Überzeugung hinter seinen Aussagen steht und selbst in Mimik, Gestik und Haltung ausdrückt, was man vom Kind verlangt. Eltern sollten sich aber auch klar darüber sein, dass ihr Kind eigene Wege gehen und sich reiben will. Das dürften sie durchaus entspannt beobachten in dem Wissen, dass jede Trotzphase auch wieder vorbeigeht.

Kinder brauchen nach den Worten der Erziehungswissenschaftlerin Wurzeln und Flügel - also einerseits Bindung, Sicherheit und Nähe und andererseits Autonomie, Distanz und Raum für Grenzüberschreitungen. Hier gelte es, eine gesunde Balance zu finden. Für viele überraschend, warnt Tschöpe-Scheffler davor, "Krisenklau" zu betreiben und damit Entwicklungsschritte zu blockieren. Eltern, die ihren Kindern - sicher in guter Absicht - Erfahrungen ersparen wollten, würden ihnen auch die Möglichkeit nehmen, sich in bestimmten Situationen zu beweisen und stolz auf eine neue Leistung zu sein.

Liebe, Achtung, Kooperation, Struktur und Förderung bezeichnete die Kölner Professorin als die "fünf Säulen der Erziehung". Schmunzelnde Zustimmung im vollbesetzten Saal fand ihr Schlusswort, ein Zitat von Albert Einstein: "Es gibt keine vernünftigere Erziehung, als Vorbild zu sein - wenn es nicht anders geht, ein abschreckendes."

Kontakt für individuelle Hilfe: Erziehungsberatungsstellen in Pfungstadt, Telefon 06157/989414, und in Groß-Umstadt, Telefon 06078/931328.

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