Presse-Archiv 2005

Positives Ergebnis eines Modellprojekts des Kreisjugendamts

Elterntraining zeigt Wirkung

31.10.2005

Darmstadt-Dieburg - Erziehungsprobleme in Familien mit oft überforderten Eltern waren der Grund dafür, dass das Jugendamt des Kreises im Herbst 2004 ein Elterntraining startete. Zusammen mit der sozialpädagogischen Familienhilfe "Mobile Praxis" wurde ein Konzept umgesetzt, das sowohl präventiven Charakter hatte als auch pädagogische Hilfe anbot. 20 Eltern mit Kindern bis zu zwölf Jahren nahmen auf freiwilliger Basis an dem Modellprojekt teil, Kontakte bestanden bereits über das Jugendamt beziehungsweise über die Erziehungsberatung. Obwohl es keine leichten Fälle waren, ist das Ergebnis rundum positiv. "Das Training hat geholfen, dass Eltern mit dem Verhalten ihrer Kinder besser umgehen", zieht Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries ein zufrieden stellendes Resümee.

Enorme Erziehungsprobleme im familiären Umfeld, aber auch im Kindergarten oder in der Schule bildeten den Hintergrund des Trainings. Nur selten komme es zu entspannenden und erholsamen Momenten, berichteten die Eltern, massive Gefühle der Überforderung, der Erschöpfung und der Ratlosigkeit machten sich breit. Für erhebliche Disharmonien sorgten einfache alltägliche Probleme - zum Beispiel das Nichtaufräumen des Kinderzimmers - bis hin zu psychiatrischen Störungen des Nachwuchses. Andere Sorgen wie Schwierigkeiten mit dem Partner, psychische Erkrankungen, finanzielle Engpässe oder Missbrauchs- und Gewalterfahrung verstärkten die Schieflage in der Familie. Während sechs Gruppenterminen und nachfolgenden individuellen Telefonberatungen bekamen die Eltern Hilfe und Basiswissen vermittelt. Themen wie positive Erziehung, Phasen familiärer Entwicklungen, Kommunikation, Umgang mit Ärger und Wut, das Meistern schwieriger Situationen waren Bestandteile eines differenzierten Programms.

Gerade in einer Zeit, wo sich Super Nannys im Fernsehen medienwirksam um "Horrorfamilien" kümmern, war es für alle Beteiligten am Landkreis-Modell spannend, quasi mit einem eigenen Angebot auf "den Markt" zu kommen. Regelmäßige Befragungen während des Trainings gaben erste Hinweise auf Akzeptanz und Wirksamkeit der Kurse, eine abschließende Auswertung brachte durchweg positive Resultate. So steigerte sich die Selbsteinschätzung über das eigene Erziehungsverhalten von 56 auf fast 70 Prozent. Die Eltern haben offensichtlich gelernt, konsequenter und deutlich ruhiger auf Schwierigkeiten zu reagieren. Der positive Trend wird verstärkt, weil die Eltern außerdem Problemfelder bei ihren Kindern wie Verhalten, Hyperaktivität oder Umgang mit Gleichaltrigen geringer einschätzen als vor dem Training. "Das hätten wir schon viel früher brauchen können", war das ermutigende Urteil vieler Eltern.  Für das Jugendamt und den Partner "Mobile Praxis" ist daher klar, dass es weitere Angebote mit erweitertem Konzept geben wird. Beispielsweise soll das Alter der in Frage kommenden Kinder auf 14 Jahre herauf gesetzt werden. "Der Test hat gezeigt, dass das Elterntraining ein hochwirksames Instrument der Erziehungshilfe ist", begründet Celine Fries den Willen zum Weitermachen. Allerdings muss das Jugendamt die Kosten von rund 7000 Euro künftig aus dem eigenen Etat bestreiten. Das Modellprojekt wurde aus Mitteln der Sozialstiftung des Landkreises finanziert.

 

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