Presse-Archiv 2005

Vollbetrieb, Überschuss und Schuldenabbau

Müllverbrennung macht Freude

17.11.2005

Darmstadt - Um die Auslastung des Müllheizkraftwerks in Darmstadt braucht sich der Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) gegenwärtig keine Sorgen zu machen. Seit Abfall nur noch vorbehandelt deponiert werden darf - Stichtag war der 1. Juni 2005 - kommt die Kundschaft, der man jahrelang quasi hinterher laufen musste, von allein. Entsprechend will der ZAS im kommenden Jahr - und darüber hinaus - die volle Anlagekapazität nutzen und bei Rund-um-die-Uhr-Betrieb und Maximalleistung der drei Verbrennungsstraßen eine Menge von rund 216.000 Tonnen durchsetzen. Nebeneffekt des Booms sind fünf neue Arbeitsplätze im Werk.

Starke Nachfrage und feste Lieferverträge lassen die Finanzplanung für 2006 sehr freundlich aussehen. Landrat Alfred Jakoubek, seit acht Jahren an der Spitze des Vorstands, spricht sogar von "unserem bisher besten Wirtschaftsplan". Der Turnaround sei geschafft, der Betrieb gut aufgestellt und wettbewerbsfähig. Unter dem Applaus der Verbandsversammlung lobte Jakoubek die HSE, die das Verbrennungsgeschäft managt, namentlich Vorstandsmitglied Dr. Ulrich Wawrzik und ZAS-Geschäftsführer Edwin Christl, für die erfolgreiche Arbeit. Dem Wirtschaftsplan hat die Verbandsversammlung am Mittwoch abend einmütig zugestimmt.

Alfred Jakoubek rechnet mit einem Umsatz von gut 39 Millionen Euro und rund zwei Millionen Euro Überschuss. Ein Teil davon fließt an die ZAS-Mitglieder - das sind die Stadt Darmstadt sowie die Landkreise Darmstadt-Dieburg und Odenwald - zurück: Ihr Verbrennungsgrundpreis wird um fünf Prozent, insgesamt 450.000 Euro, gesenkt. Volllastbetrieb garantierende Kontrakte seien eine gute Voraussetzung dafür, die Verbrennungsgebühren auch in Zukunft "mindestens stabil" zu halten.

Defizite früherer Jahre, die aus der später als geplant zustande gekommenen

Kooperation mit dem Kreis Groß-Gerau resultierten und 1998 7,5 Millionen Euro erreichten, sind zum Ende dieses Jahres vollständig ausgeglichen: der Wendepunkt. Für 2006 steht ein Plus im Erfolgsplan. Auch beim Schuldenabbau kommt der ZAS gut voran. Die für Umbau und Modernisierung des Müllheizkraftwerks aufgenommenen Darlehen sind vom Höchststand von 141 Millionen in 1999 inzwischen um fünfzig Millionen abgetragen worden. In den kommenden Jahren will man jeweils weitere 6,7 Millionen tilgen.

Abgesehen von den ZAS-Mitgliedern hat das Müllheizkraftwerk als feste Kunden den Kreis Bergstraße mit 20.000 Tonnen (Vertrag bis 2014), Main-Taunus- und Hochtaunuskreis mit 40.000 Tonnen (bis 2010) sowie die Riedwerke Groß-Gerau mit jährlich 45.000 Tonnen Abfalllieferung bis 2008 und als Ergebnis eines europaweiteren Bieterwettbewerbs anschließend bis 2018 jährlich bis zu 60.000 Tonnen. Von Industrie und Gewerbe können weitere 25.000 Tonnen angenommen werden; damit ist das Fassungsvermögen der Anlage ausgereizt. Die Nachfrage nach thermischer Verwertung ist laut ZAS-Geschäftsführer Edwin Christl "locker dreimal so hoch".

Bisweilen birgt das florierende Geschäft auch Tücken. Der vor 38 Jahren gebaute Müllbunker ist für heutige Anforderungen unterdimensioniert und ein Nadelöhr im Betrieb. Eine Machbarkeitsstudie soll Möglichkeiten der Vergrößerung darstellen. Zeitweise braucht der ZAS auch einen "Parkplatz" für Frachten, die nicht sofort verbrannt werden können, weil eine der drei Verbrennungslinien wegen routinemäßiger Wartungs- und Reinigungsarbeiten vorübergehend stillsteht. Diese gelegentlichen Überhänge werden deshalb mit Genehmigung des Regierungspräsidiums Darmstadt auf der Deponie Büttelborn zwischengelagert.

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