Presse-Archiv 2009

Rückblicke und Ausblicke für 20 Jahre vereintes Deutschland

Von Bückware, Beat und Bausoldaten

27.01.2009

Darmstadt-Dieburg – Wenn sich in diesem Jahr der Fall der Mauer zum 20. Mal jährt, ist das für den Landkreis Darmstadt-Dieburg Grund genug, mit einer Reihe von Veranstaltungen über Wurzeln, Werden und Widrigkeiten dieses Teils deutscher Geschichte zu informieren und zu diskutieren. Das Jahr 1989 ist das Ende eines historischen Einschnitts, mit dem zahlreiche persönliche deutsch-deutsche Schicksale verbunden sind. Wer sich auf die Suche macht, findet auch im Landkreis Darmstadt-Dieburg Schilderungen von geteilten Familien und Freundschaften oder Geschichten von Flucht, Umsiedlung und Neubeginn. Nicht zuletzt steht die Wende für den Landkreis Darmstadt-Dieburg auch für die Regionen-Partnerschaft mit dem Landkreis Zwickau, die vor der Öffnung der Mauer trotz großer Bemühungen nicht möglich war. Ähnliches gilt für die Partnerschaft mit Mlada Boleslav in Tschechien.

Den Auftakt der Veranstaltungsreihe machen drei Ausstellungen, die im Foyer des Kreishauses in Darmstadt-Kranichstein jeweils von 8 Uhr bis 17 Uhr zu sehen sind. Die erste Ausstellung trägt den Titel „All you need is beat. Jugend, Musik und Politik in der DDR zwischen 1957 und 1975“. Die Ausstellung läuft vom 2. bis zum 20. Februar 2009 und stellt mit Texten, Bildern und Tondokumenten dar, wie sich Jugendkultur um Rock’n Roll und Beat zwischen partieller Förderung, Zensur und Repressionen in der DDR entwickelte. Autor Michael Wildt führt Interessierte am 12. Februar um 18 Uhr durch diese Ausstellung. Für Schulklassen steht er am 13. Februar von 9 bis 13 Uhr zur Verfügung, um Anmeldungen wird gebeten.

Die Ausstellung „Die gelenkte Freizeit“ wird vom 2. bis 20. März gezeigt und widmet sich der staatlich gesteuerten Freizeitpolitik der DDR. Hintergrund ist der in den 1970er Jahren gestiegene Lebensstandard, der das Bedürfnis nach aktiver Freizeitgestaltung nach sich zog. Mit zunehmender Bedeutung der Feizeit entstanden neue, bis dato ungeahnte Probleme. Mangel an Bau- und Rohstoffen forderten Improvisationstalente heraus und ließen das Geschäft mit „Bückware“ und Tauschgesellschaften florieren. Der staatlich gefürchtete Blick ins „Freizeitparadies West“ ließ die Sicherheitskräfte nicht zur Ruhe kommen. Nach dem „Beatles-Krieg“ der sechziger Jahre nahmen sie Fußballfans, Briefmarkensammler und Taubenzüchter stärker ins Visier.

Vom 30. März bis zum 24. April stehen die Bausoldaten im Mittelpunkt der Ausstellung „Graben für den Frieden – die Bausoldaten in der DDR“. Nach Einführung der Wehrpflicht in der DDR im Jahr 1962 konnten Wehrpflichtige, die sich auf „religiöse Anschauungen“ oder „ähnliche Gründe“ beriefen, in der Nationalen Volksarmee einen waffenlosen Dienst als Bausoldat ableisten. Junge Männer, die auf diese Art den Dienst an der Waffe verweigerten, mussten mit Stigmatisierung und Diskriminierung rechnen. Dazu gehörten Bildungs- und Berufsnachteile aber auch Kontrolle durch die Staatssicherheit.

Neben weiteren Ausstellungen mit Rahmenprogramm ist auch eine Jugendbegegnung von jungen Menschen aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg, dem Zwickauer Land und dem tschechischem Mlada Boleslav vorgesehen. Darüber hinaus sind Lesungen und Podiumsdiskussionen rund um das Thema „20 Jahre Wende“ geplant, die noch rechtzeitig bekannt gegeben werden.

Anmeldungen und weitere Informationen unter Telefon 06151 / 881-1417 oder E-Mail f.turek@remove.this.ladadi.de.

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