Presse-Archiv 2012

Expertenaustausch besteht seit 20 Jahren

Russische Delegation besucht Landratsamt und Amt für Bodenmanagement

26.06.2012

Kreisbeigeordneter Christel Fleischmann, seine Büroleiterin Martina Löffler, dahinter Dr. Michael Stroh GIS-Koordinator beim Landkreis, Alexey Buschujev, Andrej Alexejev, Sergey Bogomolov (alle Oblast Jaroslawl), Thomas Knöll (AfB Heppenheim), Roman Efimov (Oblast Jaroslawl), Ralf Ufer (AfB Marburg), Julia Ufer (Dolmetscherin)

Darmstadt-Dieburg - Kreisbeigeordneter Christel Fleischmann ließ es sich nicht nehmen, die Delegation aus Hessens Partnerregion Jaroslawl unter der Leitung des stellvertretenden Gouverneurs Alexey Buschujev persönlich zu begrüßen. Ziel des Besuches in der vergangene Woche (20.6.) war das Kennenlernen des Kommunalen Geoinformationssystems und des Bürger-GIS des Landkreises Darmstadt-Dieburg, welches in Verbindung mit der Realisierung der Geodateninfrastruktur Südhessen als eines der fortschrittlichsten Systeme in Deutschland gilt. Dieses wurde auf souveräne Weise durch die Experten des Landkreisamtes, Martina Löffler und Dr. Michael Stroh, sowie durch die Leiterin der Geschäftsstelle GDI-Südhessen, Susanne Egert, präsentiert.

Seit Herbst 1992 besteht auf dem Gebiet des Katasterwesens und des Bodenmanagements eine Kooperation zwischen der Oblast Jaroslawl/Russische Föderation und dem Land Hessen. Thomas Knöll, Leiter des Amtes für  Bodenmanagement Heppenheim und Leiter des Expertenaustausches im Bereich des Liegenschaftskatasters, berichtete über  zahlreiche Arbeitsbesuche und Beratungsgespräche, an denen auf russischer Seite die Vertreter der Komitees für Bodenressourcen und Bodenreform und auf der hessischen Seite Vertreter der Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (HVBG) teilnahmen.

Von Ende 1996 bis Anfang 1998 wurde in der Oblast Jaroslawl im Auftrag der EU-Kommission ein TACIS (Technical Assistance for the Community of Independent States) - Projekt „Entwicklung eines Mehrzweckkatasters für Regionalentwicklung und Raumplanung in der Oblast Jaroslawl“ unter Mitwirkung der HVBG durchgeführt. Ziel war dabei die Realisierung eines automatisierten Bodenkatasters, die Einrichtung eines Bodenrichtwertkatasters als Basis für Preisermittlungen und Berechnung von Grundsteuern sowie die Einrichtung von Datenbanken für den Zugriff aller interessierten Stellen aus Verwaltung, Wirtschaft und Politik.

Zur Realisierung eines Mehrzweckkatasters in der Oblast Jaroslawl wurden Pilotprojekte im Stadtkreis Pereslawl und im Landkreis Rostow (mit der kreisangehörigen Stadt Rostow-Weliki) erfolgreich durchgeführt. Ziel war dabei die Realisierung eines automatisierten Bodenkatasters auf den vier Ebenen Flurstücke, Gebäude, Verwaltungsgrenzen und Schutzgebiete. Die Objekte der vier Ebenen sollten für bis zu ca. 20% der jeweiligen Fläche der Kommune ersterfasst und in einer Datenbank gespeichert werden.

Hier konnte die Grundlage für die Eigentumssicherung von investierenden Firmen aus dem europäischen Ausland gelegt werden, was Jaroslawl zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort im westeuropäischen Teil Russlands aufstiegen lies.

Ab 1999 - nach Beendigung des TACIS-Projektes - wurden im Rahmen der Länderpartnerschaft zwischen Hessen und der Oblast Jaroslawl weitere Expertenaustausche auf dem Gebiet des Mehrzweckkatasters und der ländlichen Entwicklung (insbesondere der Flurneuordnung) vereinbart und erfolgreich durchgeführt.

Neben der flächendeckenden Erfassung der Katasterobjekte in der gesamten Oblast standen in einer ersten Phase die Einrichtung eines Bodenrichtwertkatasters als Grundlage für die Preisermittlung und Berechnung der Grundsteuern und der damit verbundene Aufbau eines Bodenschätzungsverfahrens im Vordergrund.

Des Weiteren wurde der Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet der Übertragung landwirtschaftlichen Eigentums im Rahmen der Flurneuordnung mit der thüringer und hessischen Landentwicklungsverwaltung intensiviert.

Seit 2004 beschäftigen sich die Experten beider Länder mit dem Aufbau eines dreidimensionalen Geoinformationssystems, das vor allem den Zwecken der Wirtschaftsförderung gerecht werden soll. Durch die Einführung der dritten Dimension (Höhe) und unter Verwendung hoch präziser Luftbilder und Satellitenaufnahmen soll dieses Modell eine Auswahl und Ableitung geeigneter Wirtschaftsstandorte ermöglichen.

Neben den GIS-Themen wurden die russischen Fachleute hinsichtlich Verfahren nach dem FlurbG, Enteignung, Landes- und Regionalplanung, Zusammenführung von getrenntem Eigentum nach LwAnpG auf dem Gebiet der ehemaligen DDR unterrichtet.

Höhepunkt des Besuches der Russischen Delegation war ein Bühnenauftritt beim Hessentag in Wetzlar, wo die Kollegen aus Jaroslawl ein eigenentwickeltes dreidimensionales Geoinformationsmodell der diesjährigen Hessentagstadt präsentierten.

zurück...