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Kreis Bergstraße schließt sich an - größte Ökomodellregion Hessens im Süden

Projekt Ökolandbau Modellregion Süd wird verlängert

01.07.2020

v.l.n.r.: Robert von Klitzing, Alexandra Hilzinger und Angelika Jenke

Darmstadt-Dieburg – Nun ist es offiziell: Das Projekt Ökolandbau Modellregion Süd, das im Jahr 2019 an den Start gegangen ist, wird vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verlängert. Für alle bereits bestehenden hessischen Ökomodellregionen ist eine Laufzeit von weiteren fünf Jahren ab Januar 2021 geplant. Auch der Kreis Bergstraße ist künftig dabei: Der von allen Seiten gewünschte Beitritt zur bestehenden Modellregion wurde ebenfalls genehmigt. Somit wird das Projektgebiet der Ökolandbau Modellregion Süd ab 2021 einen beträchtlichen Teil Südhessens umfassen. Flächenmäßig und bezogen auf die Einwohnerzahl handelt es sich um die größte Ökomodellregion in ganz Hessen.

Bisher sind der Odenwaldkreis und der Landkreis Darmstadt-Dieburg Träger des geförderten Projekts, der Kreis Groß-Gerau und die Biostadt Darmstadt sind Partner der Ökomodellregion Süd. Die Geschäftsstelle  hat ihr Büro in Kranichstein beim Landkreis Darmstadt-Dieburg eingerichtet. Dort koordiniert ein Team bestehend aus Alexandra Hilzinger, Angelika Jenke und Robert von Klitzing die Aufgaben. Die drei wollen nun die bereits begonnene Arbeit fortführen und weitere Impulse für mehr Bio in Südhessen setzen. Viele Menschen aus der Region haben sich seit der Auftaktveranstaltung im März 2019 in sieben Projektgruppen und einem Fachbeirat in das Netzwerkprojekt eingebracht.

„Die Verlängerung ist wichtig für die Region, denn obwohl bisher viel Arbeit, Expertise und Herzblut in das Projekt geflossen ist, gibt es noch eine große Menge Zukunftsaufgaben für die Weiterentwicklung des Bio-Anbaus vor Ort. Wir freuen uns, dass wir noch weitere Jahre und jetzt gemeinsam mit dem Kreis Bergstraße an diesen Zielen arbeiten können“, betont Robert von Klitzing. Die Hessische Landesregierung will den Anteil des Bio-Anbaus in Hessen bis 2025 auf 25 Prozent erhöhen. Und die Chancen stehen gut, dies zu erreichen. Denn die Nachfrage nach Bio-Produkten ist ungebrochen im Aufwärtstrend. Seit den Beschränkungen durch Corona und einem dadurch verändertem Konsumverhalten ist sie noch einmal deutlich angestiegen. 

„Um diese Nachfrage aus unserer Region bedienen zu können, sind Aufbau und Ausbau der bio-spezifischen Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen im Projektgebiet eine unserer zentralen Aufgaben. Hier arbeitet das Projektteam an Partnerschaften mit dem Lebensmitteleinzelhandel sowie mit Großküchen“, sagt Alexandra Hilzinger. Das Projekt „Nose to Tail“, bei dem Bio-Rinder aus dem Odenwald in den Mensen des Studierendenwerks Darmstadt vollverwertet als schmackhafte Bio-Gerichte auf den Tellern angerichtet werden sollen, wartet praktisch auf die Wiederaufnahme des Studienbetriebs. Dass die Corona-Pandemie die Arbeit in vielen Bereichen der Ökomodellregionen ausgebremst hat und fertige Projektplanungen erst einmal in die Schublade wanderten, macht die Verlängerung umso wichtiger. „Wenn wieder mehr Menschen in die Mensen gehen, kann es losgehen. Das Projekt ist vorbereitet und startklar, die notwendigen Akteure haben kurz vor dem Corona-Lockdown noch gemeinsam an einem Tisch alle Planungen abgeschlossen. Wir sind bereit“, sagt Hilzinger.

Auch beim Ersten Kreisbeigeordneten Robert Ahrnt sorgt die Nachricht aus dem Ministerium für Freude: „Die Verlängerung ist enorm wichtig, um einige der größeren Ziele, wie etwa die Einführung einer Onlineseite „Plattform Bio“ erreichen zu können. Die Agrar- und Ernährungswende hin zu mehr Bio braucht weiter unsere Unterstützung und ist eine Aufgabe, die der gesamten Bevölkerung dient. Neben den Kernthemen, wie beispielsweise Grundwasserschutz und dem Aufbau von bio-regionalen Wertschöpfungsketten, wird in diesem Projekt auch die interkommunale Zusammenarbeit der beteiligten Landkreise und der Stadt Darmstadt ständig verbessert.“

Darmstadt-Dieburgs Kreislandwirt Karlheinz Rück sagt zur Projektverlängerung: „Für mich ist der CO² Fußabdruck des produzierten Lebensmittels entscheidend – egal, ob öko oder konventionell. Die Ökomodellregion ist wichtig, um dem Verbraucher die regionale Produktion näher zu bringen. Wenn die Wirtschaftlichkeit für die Betriebe stimmt, sind auch mehr Landwirte bereit, auf Öko umzustellen. Wir Landwirte produzieren das, was der Markt verlangt. Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich bei allen Akteuren bedanken, die sich seither so engagiert hier eingebracht haben und auch in Zukunft noch einbringen werden, vor allem jetzt auch aus dem Kreis Bergstraße.“

Überdurchschnittliche Temperaturen und lange Trockenphasen, auch in diesem Jahr wieder mit teils dramatischen Folgen, bringen Agrar- und Ökosysteme an ihre Grenzen. Nicht nur Landwirte, sondern inzwischen auch große Teile der Bevölkerung, sorgen sich zurecht. „Der Klimawandel ist da und es ist dringend notwendig, sich als Region darauf einzustellen und anzupassen“, verweist Robert von Klitzing auf die aktuellen Herausforderungen. Antworten und Lösungen kann der Ökolandbau geben: CO²-arme Produktionsverfahren, kurze Transportwege, Humusaufbau, enkeltaugliche Anbauverfahren mit umweltschonendem Pflanzenschutz. Dafür setzt sich die Ökolandbau Modellregion Süd seit einem Jahr ein. Gemeinsam mit zahlreichen Akteuren und Unterstützern geht es nun in eine neue Runde.

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