Presse-Archiv 2001

Kreis diskutiert Konzept und Organisationsform

Internationale Schule für Starkenburg

16.11.2001

Darmstadt-Dieburg - Zielstrebig verfolgt der Landkreis den Plan, eine internationale Schule mit angegliedertem Kindergarten einzurichten. Dieser Baustein im Bildungssystem fehlt bisher im Gebiet südlich von Frankfurt bis zum Neckar. Als treibende Kraft will die sozialliberale Koalition mit der Ergänzung der Schulland schaft vor allem den "weichen" Standortfaktoren der Zukunftsregion Starkenburg, die mit einer Vielzahl weltweit operierender Unternehmen, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen zu den wirtschaftsstärksten in Europa zählt, einen be deutenden Pluspunkt hinzufügen. Gleichwohl soll das neue Angebot allen Inter essierten - ausländischen, gemischt-nationalen und deutschen Familien gleicher maßen - offenstehen. Eine internationale Tagesstätte für Kinder ab drei Jahren könnte möglicherweise schon im Herbst kommenden Jahres den Betrieb aufnehmen, eine Schule, die innerhalb von zwölf Jahren zu einem international anerkannten Abschluss führt, im Jahr 2004. "Wir wollen eine schnelle, aber keine überhastete Entscheidung", sagt Landrat Alfred Jakoubek. Nachdem der Kreistag im Juni einen entsprechen den Grundsatzbeschluss gefällt hat, brüten die Schulpolitiker des Kreises jetzt über verschiedenen Denkmodellen, um für Inhalt, Form und Finanzierung den besten Weg zu finden. In die Gespräche einbezogen werden unter anderem das Hessische Kultusministerium, die Industrie- und Handelskammer, das Staatliche Schulamt wie auch - als potenzieller Standort - das Schuldorf Bergstraße und die Gemeinde Seeheim- Jugenheim.
Die Ansprüche an eine internationale Schule sind hoch: Gewünscht wird ein attraktives Lehr- und Freizeitprogramm mit ganztägiger Betreuung und individuellen Fördermöglichkeiten, von denen sowohl Kinder mit besonderen Talenten als auch solche mit Schwächen oder Zwischeneinsteiger profitieren. Unterrichtssprache ist Englisch, der Deutschunterricht soll jedoch mindestens dem klassischen Gymnasialniveau entsprechen, die jeweilige Landessprache als eigenes Fach angeboten werden. Das Curriculum soll sich weniger an den Rahmenplänen eines Bundeslandes als vielmehr an den Standards anderer internationaler Schulen orientieren, so dass Schülern jeder Nationalität zu jeder Zeit wechseln beziehungsweise einen Abschluss erlangen können, der weltweit von den Universitäten als Hochschulzugangsqualifikation anerkannt wird.
Damit die künftige internationalen Schule nicht als Luxusangebot nur einer Elite vorbehalten, sondern auch für "Normalverdiener" erschwinglich bleibt, wollen Landrat und Schuldezernentin Celine Fries das Schulgeld möglichst gering halten.
Sie streben deshalb eine Lösung an, bei der Mittel aus dem so genannten Ersatzschulfinanzierungsgesetz des Landes in Anspruch genommen und Elternbeiträge entsprechend reduziert werden können. Eine öffentlich-rechtliche Trägerschaft wäre somit nahe liegender als privatrechtliche Konstruktionen etwa mit einer GmbH, einer Genossenschaft oder eine Aktiengesellschaft als Betreiber.
Die Grundlage der in vielerlei Hinsicht offenen Diskussion bilden zwei umfangreiche Konzepte. Für die Lichtenbergschule in Darmstadt hat deren Leiter Peter Herrmann das Modell einer "Internationalen Begegnungsschule" skizziert, die sich innerhalb des öffentlichen Schulwesens organisiert. Auf das Schuldorf Bergstraße in Seeheim-Jugenheim ausgerichtet ist eine Ausarbeitung von Dr. Marie-Luise Stoll-Stefan, der Geschäftsführerin der Internationalen Schule Frankfurt, die verschiedene Formen gegenüberstellt und auf vielfältige Fragen eingeht von der Philosophie einer internationalen Schule und eines internationalen Kindergartens über Standort und Zeitplan bis zu notwendigen Investitionen. Die Beratungen darüber gehen am 29. November im Schulausschuss des Kreistags in die erste Runde.
db

 

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