Presse-Archiv 2003

Umzugspläne der Kreisverwaltung schaffen ungeahnte Möglichkeiten

Neues Gründerzentrum im Landratsamt Dieburg

20.05.2003

Darmstadt-Dieburg - Der im nächsten Jahr anstehende Umzug der Kreisverwaltung nach Kranichstein eröffnet überraschende Perspektiven. Entgegen den ursprünglichen Plänen soll das zukünftige Hauptquartier um ein Büro- und Konferenzgebäude erweitert werden und Abteilungen aus Dieburg aufnehmen. In dem dann freien Trakt des Kreishauses Dieburg will Landrat Alfred Jakoubek Start-up-Unternehmen ansiedeln. Schneller als erwartet erfüllt sich damit die Vision, nach dem Vorbild des Technologie- und Innovationszentrums Darmstadt (TIZ) auch im östlichen Kreisgebiet und zugleich in der Nähe des Fachhochschul-Campus Dieburg ein Gründerzentrum zu etablieren. FH-Präsident Christoph Wentzel, der erst vor einem Monat mit Jakoubek die bevorstehende Einrichtung einer Beratungsstelle für Existenzgründer ankündigte und dabei die Suche nach einem passenden Raumangebot für aufstrebende Jungunternehmer als nächstes Ziel nannte, freut sich ebenfalls über den unverhofften Fortschritt. Der Vorsitzende der Innovationsgesellschaft, TU-Präsident Johann-Dietrich Wörner, sieht es als Erfolg der seitherigen Arbeit, dass nun so schnell ein Pendant zu der Darmstädter Einrichtung entsteht.
Die jüngste Entwicklung hat ihren Ursprung im Wunsch der Heag-Tochter Entega-Service-Gesellschaft, mit ihrem Rechenzentrum weiterhin als Mieter in ihren angestammten Räumen zu bleiben, wenn die derzeitige Verwaltungszentrale der Heag das Firmenschild "Landratsamt" trägt. In Verhandlungen erreichte Jakoubek die Zusage für eine Mindestvertragsdauer von zehn Jahren bei "angemessenem" Mietzins. Die Servicegesellschaft beansprucht rund 2.000 Quadratmeter Fläche auf drei Etagen - Platz, der eigentlich für Ämter und einen neuen Kreistagssitzungssaal vorgesehen war. Für entsprechende Umbauarbeiten hatte man bereits 1,68 Millionen Euro einkalkuliert. Die neuen Vorzeichen lösten in der Chefetage jedoch einen "Think-Big-Effekt" aus. Jetzt will Jakoubek, bestärkt vom Votum des Kreisausschusses, dem Komplex in Kranichstein einen separat zugänglichen Sitzungsraum und einen Neubau hinzufügen, der auf insgesamt fünf Stockwerken genügend Büros vorsieht, um weitere vier Dienststellen aus dem Kreishaus Dieburg mit insgesamt rund 60 Beschäftigten zu verlagern: Ausgleichs- und Flüchtlingsamt, die Rechnungsprüfung und die Volkshochschulverwaltung. Das knapp 7,6 Millionen Euro teure Projekt hält der Landrat für solide finanzierbar: Nach seiner Rechnung kann der Kreis allein von den Einnahmen aus dem Entega-Mietvertrag rund 65 Prozent der nötigen Baudarlehen abbezahlen.
Im Kreishaus Dieburg sollen künftig die zurzeit noch auf verschiedene Standorte verteilten staatlichen Ämter mit insgesamt rund 160 Mitarbeitern zusammengeführt werden. Dazu gehören das Veterinäramt mit Tierschutz und Lbensmittelüberwachung, Kommunalaufsicht, Untere Wasserbehörde, Ausländeramt,  Gewerbebehörde und Führerscheinstelle sowie der Sektor Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz. Investitionen in Höhe von schätzungsweise 1,5 Millionen Euro fließen in ein kundenfreundliches Ambiente der Kfz-Zulassungsstelle, einen behindertengerechten Fahrstuhl und eine neue Servicestelle als zentrale Anlaufstation für die Bürgerinnen und Bürger im Ostkreis. Während die Verwaltung im historischen Altbau und im "Hochhaus" residiert, können sich voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte 2004 Jungunternehmer im dritten und jüngste Flügel des Kreishauses Dieburg auf 500 Quadratmeter Fläche breit machen. Der für das Gründerzentrum vorgesehene Teil ist architektonisch ansprechend und modern gestaltet, mit lichtdurchflutetem Entree und flexiblen Trennwänden in den Büros, die sich nach Bedarf versetzen lassen. Jakoubek sieht darin eine adäquate Umgebung für Innovationsgeist und Aufbruchstimmung. Mit dem Angebot leiste der Kreis einen entscheidenden Beitrag, damit die Entwicklungspotenziale der Region ausgeschöpft werden und neue Arbeitsplätze entstehen können. Eine große Chance für den Gewerbe- und Hochschulstandort Dieburg, einen "echten Pluspunkt" sieht Bürgermeister Peter Christ in dem Vorhaben. Und er hofft, dass viele der erwarteten Jungunternehmen nach erfolgreichem Startup der Stadt treu bleiben.

Wer sitzt wo?

Zur Erläuterung:
Die landrätliche Verwaltung untergliedert sich in einen kommunalen und einen staatlichen Teil.
Der kommunale Sektor ist Bestandteil der kommunalen Selbstverwaltung und hat den Kreistag als oberstes Gremium. Dieser Bereich wird im neuen Kreishaus in Kranichstein zusammengefasst.
Daneben leitet der Landrat die "Untere Behörde der allgemeinen Landesverwaltung" (Staatliche Verwaltung), deren Mitarbeiter überwiegend Landesbedienstete sind. Dieser Bereich, der zurzeit auf mehrere Außenstellen verteilt ist, wird als "Staatliches Landratsamt" im Kreishaus Dieburg zusammengefasst. Aufgegeben werden folgende Niederlassungen: der derzeitige Sitz des Veterinäramts im Haardtring, die Räume der Unteren Wasserbehörde im Dugena-Haus, die Räume der Jugendförderung und der Sozialverwaltung in der Elisabethenstraße und das "Haus der Landwirtschaft" in der Rheinstraße in Darmstadt, außerdem die Büros der Flüchtlingsbetreuung im Nordring in Dieburg.
Als dezentrale Serviceeinrichtungen bleiben bestehen: die Zulassungsstellen in Pfungstadt, Weiterstadt, Ober-Ramstadt und Groß-Umstadt, die Erziehungsberatungsstellen in Pfungstadt und Groß-Umstadt, das Zentrum für schulische Erziehungshilfe in Mühltal, das Amt für Brand- und Katastrophenschutz in Dieburg, Altstädter See, sowie das Katasteramt mit Niederlassungen in Darmstadt, Dieburg und Eltville.

Standort Kranichstein

Nach Abschluss der Umzüge Arbeitsplatz für rund 550 Beschäftigte. Dorthin ziehen:

     

  • Landrat mit Stabsstellen,
  • Erste Kreisbeigeordnete,
  • Dezernent Wirtschaftsentwicklung,
  • Rechtsamt,
  • Rechnungsprüfung,
  • Finanz- und Rechnungswesen,
  • Frauenbüro,
  • die komplette Sozialverwaltung,
  • Personalamt,
  • Zentrale Organisation,
  • EDV,
  • Jugendamt mit Jugendförderung und Kibis,
  • Schulverwaltung,
  • Bauverwaltung,
  • Sportamt,
  • VHS/Kulturamt,
  • Natur- und Umweltschutz/Kreisstraßen,
  • Abfallwirtschaft und
  • Servicestelle.

Standort Dieburg

Dienstort für rund 160 Beschäftigte. Dorthin ziehen:

     

  • Kommunalaufsicht,
  • Wasserbehörde,
  • Ordnungs-/Ausländeramt,
  • Amt für Gewerbe, Jagd, Fischerei, Personenstandswesen und Versicherung,
  • Straßenverkehrsbehörde mit Führerschein- und (neu gestalteter) Kfz-Zulassungsstelle,
  • Amt für Lebensmittelüberwachung, Tierschutz und Veterinärwesen,
  • Hauptabteilung Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz.

Neu eingerichtet wird eine Servicestelle.

Zeitplanung

Der Großteil zieht Ende April 2004 um. Die Abteilung, die im Neubau in Kranichstein untergebracht werden sollen, folgen, sobald das Haus fertig gestellt ist - voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2004.

Weiterführende Links:
http://www.tiz-darmstadt.de/

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