Presse-Archiv 2004

Nach Agrarwahl sind alle Posten besetzt

42 Ortslandwirte in Stadt und Kreis

25.05.2004

Darmstadt-Dieburg - In einem mehrwöchigen Wahlmarathon mit 36 Terminen hat die Landwirtschaft in Stadt und Kreis ihre Standesvertreter für die nächsten sechs Jahre bestimmt. Die Positionen von insgesamt 42 Ortslandwirten und ihren jeweiligen Vertretern waren zu besetzen. Ihre Aufgabe ist es, den Landrat als staatliche Behörde auf den Feldern Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz mit ihrem Sachverstand zu unterstützen. Bei einer Vollversammlung in Semd führt Landrat Alfred Jakoubek die Gewählten jetzt offiziell in ihr Amt ein und verabschiedet elf Vorgänger, die auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatten, mit einer Anerkennungsurkunde des Hessischen Umweltministers.

In Darmstadt und dem Umland waren annähernd 2.700 Betriebsleiter, mithelfende Familienangehörige und auf den Höfen beschäftigte Arbeitnehmer zur Abstimmung aufgerufen. Dass sich im Durchschnitt nur 25 Prozent beteiligten, führt Peter Zimmer, der Leiter des Amts für den ländlichen Raum, auf eine "gewisse Resignation" zurück: Auf die allgemeine Agrarpolitik könnten Ortslandwirte nur wenig Einfluss nehmen. Auch die hohe Arbeitsbelastung habe viele abgehalten, zum Wahllokal zu gehen. Die Zahl der Betriebe im Kreis ist in den zurückliegenden zwanzig Jahren von rund 1750 auf 750 zurückgegangen (minus 57 Prozent). Mit aktuell 29.000 Hektar schrumpfte die landwirtschaftliche Nutzfläche dagegen nur geringfügig um drei Prozent. Die einzelnen Höfe bewirtschaften heute wesentlich größere Areale als damals. Entsprechend sei die Verantwortung und finanzielle Belastung der Bauern gewachsen, so Zimmer.

Um den Posten des Ortslandwirts gibt es in der Regel kein großes Gerangel. Lediglich in Babenhausen traten diesmal ein Landwirt und ein Gartenbau-Fachmann gegeneinander an, in allen übrigen Gemeinden war für das Amt und die Stellvertreterposition jeweils nur ein Kandidat nominiert. Die meisten Ortslandwirte betrachten das Ehrenamt als längerfristige Aufgabe und genießen offenbar das Vertrauen ihrer Berufskollegen. Von den 42 Gewählten wurden 31 in ihrem Amt bestätigt. In elf Bezirken erfolgt nach der Agrarwahl ein Generationswechsel. Jüngere Leute rücken an die Stelle von "alten Hasen", die sich aus der durchaus zeitintensiven "Nebenbeschäftigung" zurückziehen. Unter ihnen hält Kurt Höhl aus Griesheim mit 31 Jahren als Ortslandwirt den Rekord, gefolgt von Horst Matthes aus Ober-Modau mit 26 Jahren sowie Bernhard Weber aus Groß-Umstadt und Werner Jährling aus Allertshofen, die jeweils 20 Jahre gewissermaßen an der Spitze ihrer Zunft standen. Die neu- und wiedergewählten Ortslandwirte bilden wieder eine Männerriege - mit einer Ausnahme: Immerhin eine Frau - Renate Lortz aus Erzhausen - schaffte es diesmal auf die Stellvertreterposition.

Wie Landrat Alfred Jakoubek betont, nehmen die Ortslandwirte eine wichtige Mittlerrolle zwischen der öffentlichen Verwaltung und den landwirtschaftlichen Betrieben ein. Dem Amt für den ländlichen Raum sind sie aufgrund ihrer Ortskenntnis und ihres Know hows kompetente Ansprechpartner. Sie werden beispielsweise zu Rate gezogen bei geplanten Land- und Betriebsverkäufen, wenn private Bauprojekte im Außenbereich oder Planungen der öffentlichen Hand, wie neue Schutz- oder Baugebiete, beurteilt werden sollen. Sie sorgen auch dafür, dass Informationen aus der Agrarverwaltung an die Landwirte in der Region weitergegeben werden und sind befugt, verschiedene Bescheinigungen, etwa für die Steuerbefreiung von landwirtschaftlichen Zugmaschinen, auszustellen.

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