Presse-Archiv 2005

Mit autogenem Training finden Kinder Ruhe und Gelassenheit

"Was ich auch tu, ich mach es mit Ruh'"

11.02.2005

Darmstadt-Dieburg - Vor Klassenarbeiten ist Svenja einen Moment ganz still und lauscht ihrer inneren Stimme: "Mein Wissen fließt mir aus dem Füller - das wird ein echter Knüller". Ihre Prüfungsangst, die Denkblockade, unter der sie früher sehr gelitten hat, ist durch den Zauberspruch wie weggeblasen. Ähnlich geht es Lisa (alle Namen geändert), die lange Zeit schlecht einschlafen konnte. Mit der Formel "Am Abend leg’ ich mich zur Ruh, mir fallen gleich die Augen zu" klappt es jetzt viel besser. Die beiden Mädchen gehören zu einer Gruppe von Kindern im Alter zwischen sieben und neun Jahren, die im Rahmen einer Familientherapie bei der Erziehungsberatungsstelle des Landkreises in Pfungstadt mit Hilfe von autogenem Training (AT) zu Ruhe, Gelassenheit und innerer Stärke gefunden haben.

Wie Diplom-Sozialpädagogin Dorothee Stolzmann erklärt, kann autogenes Training in geeigneten Fällen auch schon in jungen Jahren als wirksames Mittel unter anderem gegen Nervosität, Versagensangst und Schlafstörungen eingesetzt werden. Die Kleinen tun sich damit oft sogar leichter als Erwachsene, weil sie weniger "kopfgesteuert" und nicht darauf fixiert sind, mit Willenskraft ihr Ziel zu erreichen. Das Programm für junge Probanden enthält entsprechend mehr Spaß- und Spielkomponenten und ist eingebettet in Fantasiereisen, Malen, Erzählen. Durch tiefe Entspannung und positive Selbstbeeinflussung mit individuell formulierten Merk- und Zaubersprüchen können die Jungs und Mädels ihre ganz persönlichen Veränderungswünsche erreichen und erleben, dass es ihnen möglich ist, unabhängig von anderen Personen ein gutes Gefühl hervorzurufen. Bei der Erziehungsberatung klagen Eltern hauptsächlich über die Konzentrationsschwierigkeiten ihrer Sprösslinge. Die Kinder selbst suchen oft ganz andere Unterstützung. Sie fühlen sich den Erwartungen der Großen und den Anforderungen des Alltags nicht gewachsen. Ihre Ängste führen schnell zum Dominoeffekt: Misserfolge erzeugen ein negatives Selbstbild, schulischer Leistungsdruck, privater Termin- und Familienstress löst psychosomatische Beschwerden aus wie Bauch- und Kopfweh, zittrige Hände, Nägelkauen, Bettnässen. Das Kind wird immer unsicherer und mutloser. "Ängst bindet Energien", bringt Dorothee Stolzmann das Dilemma auf den Punkt. In solchen Fällen kann AT dazu beitragen, wieder zu innerer Ruhe und Sicherheit zu finden und für realisierbare Ziele ein neues "Programm" zu entwerfen. Autogenes Training heißt sinngemäß "zu sich selbst finden durch Üben". Dabei wird mit der Vorstellung von Ruhe, Schwere und Wärme das vegetative Nervensystem beeinflusst. Durch ständiges Wiederholen gelingt es zunehmend leichter, sich zu erholen, Kraftquellen aufzutanken. Die Atmung wird ruhiger, der Herzschlag verlangsamt sich, die Magennerven spielen nicht länger "verrückt". Autogenes Training ist allerdings kein Patentrezept. Beispielsweise für verhaltensauffällige oder hyperaktive Kinder (ADS-Syndrom) sind andere Methoden mit köperlichen- An- und Entspannungsübungen besser geeignet. Das sollte man im Einzelfall abwägen, raten die Fachleute.

Bei den Erziehungsberatungsstellen des Landkreises gehört AT zu einer Vielzahl von Bausteinen bei der Familienarbeit, in die immer auch die Eltern eng einbezogen werden. Daneben bietet die "Junge Volkshochschule" Gruppenstunden für kleine Leute an. "Im Land der Fantasie" ist eine Kombination von autogenem Training und Traumreisen überschrieben, die am Mittwoch, 23. Februar, in der Kurt-Schumacher-Schule in Reinheim beginnt (10 Termine, immer mittwochs, 17 bis 18.15 Uhr). In Erzhausen, Lessingschule, können Kinder im Grundschulalter die "Insel der Ruhe" besuchen, ein Entspannungstraining mit Yogaübungen (Start 21. Februar, 12 Termine immer montags, 15 bis 16.15 Uhr). Näheres im Programmheft, im Internet (www.ladadi.de/vhs)  oder telefonisch unter 06071/881 2301.

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