Presse-Archiv 2005

Kinderkriegen und Altwerden im Kreis soll Spaß machen

Zukunft als Chance

20.05.2005

Darmstadt-Dieburg - Die vom Kreistag eingesetzte "Kommission demografische Entwicklung" hat ihre Arbeit aufgenommen. "Wir wollen beeinflussen und nicht nur beobachten", betont Landrat Alfred Jakoubek, Initiator und Vorsitzender des zehn Mitglieder starken Gremiums. Im Landkreis sollen junge Leute gern Kinder bekommen und Senioren ein schönes Leben führen können. Wirtschaftliche Prosperität und eine ausgewogene Infrastruktur, die Jung und Alt, Unternehmen und Umwelt, sozialen und kulturellen Belangen gerecht wird, soll den Status von Darmstadt-Dieburg als Standort mit überdurchschnittlich guten Bedingungen zum Wohnen und Arbeiten auch in Zukunft bewahren, möglichst sogar noch steigern.

Dazu ein Handlungskonzept für die Politik zu entwerfen, ist die Aufgabe der neuen Kommission. Ihr gehören Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries und Wirtschaftsdezernent Rolf Meyer an sowie Mitglieder von Kreisausschuss und Kreistag, außerdem Bürgermeister Karl Hartmann (Reinheim) und der Parlamentsvorsitzende Professor Dr. Ralf-Rainer Lavies, der auch in der Enquete-Kommission demografischer Wandel des Landes Hessen mitarbeitet. Kompetente Unterstützung steuert Dr. Hubert Heinelt von der TU Darmstadt bei. Der Professor für Politologie und Dekan des Fachbereichs Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften gilt als Experte für Verwaltungswissenschaft und lokale Politik. Schwerpunktbezogen will der neue "Sachverständigenrat" zudem unterschiedliche Interessengruppen wie zum Beispiel Seniorenbeauftragte, Schüler- und Elternsprecher, Vertreter von Frauengruppen oder sozialen Institutionen hinzuziehen, um deren Kenntnisse und Meinungen zu nutzen. In etwa einem Jahr soll ein Strategiepapier vorliegen - gewissermaßen eine "Agenda 2020", die beschreibt, mit welchen Mitteln und Zielen sich Kreis und Kommunen auf die bevorstehenden gesellschaftlichen Veränderungen einstellen.

2020 ist das Jahr, in dem der "demografische Knick" den Landkreis erreicht, zumindest nach den Prognosen des Statistischen Landesamtes. Bis dahin wird sich die Einwohnerzahl weiter erhöhen (um rund 8.000 Menschen) bis knapp an die 300.000-Einwohner-Marke, danach aber zurückgehen auf unter 270.000 im Jahr 2050. Bei anhaltend geringer Geburtenrate und steigender Lebenserwartung wird sich die Bevölkerungsstruktur gravierend verändern: Die Alterspyramide steht Kopf, der Anteil der unter 20-Jährigen verringert sich von 21 auf 15 Prozent, statt 22 werden 39 Prozent der Bürger älter als 60 Jahre sein. Entsprechend wandeln sich die Anforderungen beispielsweise an Mobilitäts- oder Betreuungsangebote. Auch Felder wie Abfallwirtschaft und medizinische Versorgung sind betroffen. Mit "Weitsicht", so Landrat Jakoubek, setzte die Kreispolitik schon seit Jahren Akzente, indem beispielsweise früher und massiver als andernorts Ganztagsangebote an Schulen eingerichtet, der Seniorenarbeit größeres Gewicht beigemessen oder am Klinikum Groß-Umstadt eine gerontologische Abteilung geschaffen wurden. Gleichwohl sieht der Landrat die vorhergesagte "Überalterung" nicht zwangsläufig kommen. Jakoubek: "Unser Landkreis hat das Potenzial und die Chance, durch ein betont familienfreundliches Umfeld, Arbeitsplätze und attraktive Lebensbedingungen auf lange Sicht jung zu bleiben."

zurück...