Presse-Archiv 2009

Rund 100 Gäste informierten sich bei Familienexperten Wolfgang Jaede

Bei Krisen nicht aus der Fassung geraten

29.10.2009

Darmstadt-Dieburg – Kurzweilig, unterhaltsam und informativ fanden rund 100 Eltern, Pädagogen und Interessierte den Vortrag von Wolfgang Jaede „Kinder für die Krise stärken“. Die Erziehungsberatungsstelle Groß-Umstadt hatte zu diesem wichtigen Thema in das schöne Ambiente des Pfälzer Schlosses eingeladen. Die Gäste  folgten dem leichtfüßigen Wechsel des Psychologen zwischen Theorie und Praxis und lernten verschiedene Stadien und Qualitäten von Krisen zu unterscheiden. Wolfgang Jaede beschrieb, dass Kinder manchmal erst nach einigen Wochen auf ein kritisches Lebensereignis, wie die Trennung oder Scheidung der Eltern, reagieren können. Die innere Verleugnung des Erlebten ist laut Jaede als Selbstschutz zu verstehen. Wichtig sei es in solch einer Situation, dass Eltern ihrem Kind Zuwendung, Wertschätzung und Sicherheit schenken.

Krisen sind völlig normal, so Jaede, und sind oftmals konstruktive Wendepunkte im Leben von Menschen. Eltern sollten deshalb möglichst nicht die Fassung verlieren und es vermeiden, durch ihre Aufregung die Krise zu verschlimmern. Ratsam sei es, schon rechtzeitig eine Liste mit wichtigen Telefonnummern und Ansprechpartnern anzufertigen und ein Netzwerk für Hilfen im privaten Umfeld für ihre Kinder und sich selbst aufzubauen. Reicht das nicht aus, soll fachliche Unterstützung aufgesucht werden.

Wer im Alltag vorbaut, kann Krisen besser bewältigen und überwinden, sagt Jaede. Rituale oder Gewohnheiten, die mit festen Zeiten oder festen Orten verbunden sind, geben Halt. Klare Regeln und Vereinbarungen schaffen Verbindlichkeit. Schutzfaktoren, die außerhalb von Krisen gepflegt werden, können in schwierigen Situationen Normalität wahren oder einfach für Ablenkung sorgen. Als Schutzfaktoren eignen sich Hobbies, Bewegung, Tiere oder Freunde.

Eltern im Publikum hatten viele Fragen an den Kinder- und Jugendpsychologen Wolfgang Jaede. Sie wollten wissen, ob überhaupt zwischen Kindern und Eltern die nötige Stabilität entstehen kann, wenn die Kinder schon vor dem ersten Lebensjahr in Krabbelgruppen oder Tagesstätten untergebracht werden. Jaede erläuterte, dass es auf die Qualität des Zusammenseins und nicht auf die Anzahl der Stunden ankomme, Eltern sollen sich bewusst Zeit für ihre Kinder nehmen. Eine weitere Diskussion entfachte sich an der Frage, wie Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder im Blick behalten können, wenn sie selbst gerade von der eigenen Krise beansprucht werden. Jaede empfiehlt sich schon rechtzeitig im übertragenen Sinn einen Notfallkoffer bereit zu stellen. Darin sollte ganz persönliche Maßnahmen und Mittel zu finden sein, die Leib und Seele trösten und die auch dazu verhelfen, den nötigen inneren Abstand zu Schmerz und Krise herstellen.

Wolfgang Jaede hat seine Tipps und Anregungen in seinem Buch „Kinder für die Krise stärken“ zusammengefasst. Es ist das im Herder Verlag erschienen und kostet 8,90 Euro.

 

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