Presse-Archiv 2009

Landkreis empfiehlt Schutzmaßnahmen und Beratung

Tötung einer Frau aus Groß-Umstadt, Hintergrund häuslicher Gewalt

17.11.2009

Darmstadt-Dieburg – Der der gewaltsame Tod von Figen Capkan aus Kleestadt hat viele erschüttert. Tatverdächtig ist der Ehemann der 37 Jahre alten dreifachen Mutter. Gegen ihn wurde schon in der Vergangenheit wegen Körperverletzung und häuslicher Gewalt ermittelt. „Die Erfahrungen der Polizei und der Beratungsstellen zeigen, dass häusliche Gewalt häufiger angezeigt wird. Der Landkreis Darmstadt-Dieburg nimmt dieses Thema sehr ernst. Wir appellieren an diejenigen, die sich von häuslicher Gewalt bedroht fühlen, den Schutz der Polizei und Beratungsangebote frühzeitig in Anspruch zu nehmen“, so Landrat Klaus Peter Schellhaas.

Monika Abendschein, Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit beim Landkreis, berichtet, dass statistisch gesehen zwei von fünf Frauen in ihrem Leben sexuelle und körperliche Gewalt erlebt haben. Zu 70 Prozent wird Gewalt gegen Frauen durch Partner und im häuslichen Bereich verübt. Häufig wird Gewalt in der eigenen Wohnung erlitten, verhältnismäßig selten an öffentlichen Orten wie in Straßen oder Parks.

Das Polizeipräsidium Südhessen verzeichnete allein im Jahr 2008 994 Delikte von häuslicher Gewalt. In 899 Fällen waren Frauen die Opfer. Hinzu kommen 276 Stalking-Fälle, davon waren 240 Frauen betroffen.

„Sieben Jahre leben Frauen im Schnitt in Gewaltbeziehungen, bevor sie um Hilfe bitten“, berichtet Monika Abendschein. Sie weist darauf hin, dass ein langer Leidensweg vermieden und ein Gewaltkreislauf durchbrochen werden kann, wenn Frauen rechtzeitig Hilfe suchen.

Landrat Klaus Peter Schellhaas und Monika Abendschein erklären, dass es im Landkreis verschiedene Möglichkeiten gibt, Schutz und Unterstützung zu erhalten. Erster Ansprechpartner in akuten Krisen- und Bedrohungssituationen ist die Polizei (Notruf 110 und 06151 / 9690). Die Frauenhäuser nehmen Frauen und ihre Kinder bei einer gewalttätigen häuslichen Situation auf (Frauenhaus im Landkreis: Ruf 06071 / 33033 und Frauenhaus in Darmstadt: Ruf 06151 / 376814 ). Die Fachstelle Frauen helfen Frauen e.V. in Dieburg berät unter 06071 / 25666 und beratung@frauenhaus-da-di.de.

In der Broschüre „Hilfe für Frauen und Kinder nach Gewalttaten“, die das Netzwerk Gewaltschutz herausgegeben hat, sind weitere hilfreiche Kontaktadressen und Telefonnummern aufgelistet. Außerdem wird übersichtlich dargestellt, welche Rechte das Gewaltschutzgesetz festlegt, das im Jahr 2002 in Kraft getreten ist.

„Richtig helfen bei häuslicher Gewalt“ heißt eine Informationsschrift, die für helfende Personen gedacht ist, die mitbekommen oder vermuten, dass in ihrem Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft, unter Freunden oder in der Verwandtschaft Misshandlungen oder Gewaltandrohungen stattfinden. In dieser Broschüre wird mögliches Verhalten von Opfern erklärt und aufgezeigt, wie helfende Personen reagieren sollten. Darüber hinaus sind auch zahlreiche Adressen angegeben, wo man bei Fragen zu häuslicher Gewalt Antworten erhält.

Monika Abendschein macht außerdem auf den internationalen Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“ aufmerksam, der am 25. November begangen wird. Vom 21. bis 28. November beteiligt sich der Landkreis an der hessenweiten Aktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“. Zahlreiche Bäckereien in Alsbach-Hähnlein, Griesheim, Modautal, Ober-Ramstadt, Pfungstadt, Reinheim, Roßdorf und Weiterstadt verkaufen in der Zeit ihre Brötchen in Tüten, auf denen Kontaktadressen von Beratungsstellen, Frauenbeauftragten und Frauenhäusern aufgedruckt sind.

Außerdem wird in diesem Zusammenhang die Wanderausstellung „Tatmotiv Ehre“ am 24. November um 17 Uhr im Kreishaus in Darmstadt-Kranichstein eröffnet. Hasan Tatligün, Migrationsbeauftragter des Polizeipräsidiums Südhessen, wird in das Thema einführen. Weitere Veranstaltungen finden in Griesheim, Roßdorf und Reinheim statt und werden über die Tagespresse sowie über www.ladadi.de bekannt gemacht.

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