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Solidarische Landwirtschaft und Market Gardening im Porträt

Regionaler geht nicht (+Filmankündigung)

18.09.2020

Effektive Handtechnik im Rhythmus der Natur: Mondscheingemüse, ökologisch und in Mischkultur, wird bei Annette Däschner nach den Mondphasen und Permakulturaspekten angebaut.

Darmstadt-Dieburg - In Zeiten immer länger werdender Lieferketten wünschen sich viele Verbraucher, mehr über die Herkunft ihrer Lebensmittel zu erfahren. Die Konzepte der Solidarisches Landwirtschaft (abgekürzt: SoLaWi) und des Market Gardening sind zwei Möglichkeiten, die eine enorm hohe Transparenz an den Tag legen und die Distanz zwischen den Orten des Anbaus und des Verbrauchs verringern wollen.

Über die beiden Formen des Anbaus und der Vermarktung berichtet die Geschäftsstelle der Ökolandbau Modellregion Süd: „Das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft ist in Deutschland seit einigen Jahren im Aufwind.“ Auch in Südhessen haben sich bereits einige Strukturen gebildet. Wie ist es möglich, angesichts des globalen Super-Marktes naturbelassene, frische Lebensmittel zu bekommen, ohne sie selbst anbauen zu müssen? Mit dieser Fragestellung haben sich immer mehr Verbraucher, aber auch Erzeuger auseinandergesetzt. Beim Konzept der SoLaWi bezieht ein fester Verbraucher-Kreis ganzjährig das Gemüse von diesem Betrieb. Im Gegensatz zur Gemüse-Abokiste tragen die Mitglieder einer SoLaWi das Ernteausfallrisiko der Landwirte mit. Die Mitglieder sind in der Regel sehr nah an der Produktion, von der Abstimmung über die anzubauenden Pflanzen bis hin zu Ernteeinsätzen. Hierdurch können auch spezielle Gemüsesorten angebaut werden, die es im Handel nicht gibt. „Dieses Mehr an Bewusstsein für die Produktion ist wichtig, damit auch etwaige Qualitätsschwankungen wie krummes Gemüse oder die witterungsbedingte schlechte Ernte einer Kultur von den Konsumenten mitgetragen werden. Für die Unternehmer ist es oft sehr erfüllend zu wissen, wo ihre Erzeugnisse hingehen. Außerdem haben sie mit diesen Systemen jegliche Zwischenhändler ausgeschaltet und vermarkten direkt.“

Das Ziel des Market Gardenings ist es, auf kleiner Fläche möglichst effizient, sprich möglichst viel Gemüse anzubauen. Der Begriff wurde von Jean-Martin Fortier und Eliot Coleman geprägt. Bereits im 18. Jahrhundert wurde in Frankreich auf diese Art für Städte wie Paris feinstes Gemüse angebaut. In Deutschland gibt es hier aktuell einen deutlichen Trend, der sich in zahlreichen Buchveröffentlichungen, Videos und praktischen Beispielen äußert. Market Gardening setzt auf leichte und günstige, aber dennoch effektive Handtechnik. Durch diese Kombination kann bereits auf 500 bis 2000 Quadratmetern eine Existenz finanziert werden, was einen leichten Einstieg in professionelles Gärtnern ermöglicht. Market Gardening setzt auf viel Handarbeit, die den Boden möglichst wenig bearbeitet, sondern diesen mit Kompost und organischem Dünger anreichert. Dadurch entsteht auf relativ kleiner Fläche eine Großzahl verschiedener Obst- und Gemüsesorten. Ein Vorteil beider Strukturen ist, dass der lästige Plastikverpackungsmüll durch die Abholung des Gemüses in Kisten komplett entfällt. „Auch in der Ökolandbau Modellregion Süd wird diese Art, Obst und Gemüse anzubauen, von verschiedenen Akteuren erfolgreich betrieben.

Ein Beispiel ist der Gemüsegarten Hoxhohl von Vivian Glover im Modautal. Auf einer Fläche von 2200 Quadratmetern pflanzt sie 60 Gemüsekulturen für eine Solidarische Landwirtschaft mit etwa 90 Haushalten aus der Region an. Wie das funktioniert, erklärt sie im Video Solidarische Landwirtschaft & Market Gardening, das wir vom Projektteam in Hoxhohl gedreht haben“, schreibt das Team der Geschäftsstelle. Die Ökolandbau Modellregion Süd, insbesondere der Kreis Darmstadt-Dieburg, ist ein regelrechter Hotspot für diese speziellen kundennahen Kleinstrukturen. Weitere Beispiele hierfür sind die 2019 gegründete SoLaWi in Groß-Umstadt, die SoLaWi des Lindenhofes in Ober-Ramstadt sowie im Nebenerwerb Annette Däschner in Groß-Umstadt und Kirsten Kummetat-Rottstedt in Babenhausen.

Alle SoLaWis und Market Gardening-Projekte in der Ökolandbau Modellregion Süd kann man auf der Homepage des Projekts finden. https://www.oekomodellregionen-hessen.de/region/sued/aktuelles

FILMANKÜNDIGUNG

Den Filmbeitrag „Solidarische Landwirtschaft & Market Gardening“ der Video-Reihe „Schritte für mehr Bio“ gibt es am 21. September im Programmkino Rex in Darmstadt. Gezeigt wird er im Vorprogramm des Dokumentarfilms „Fair Traders“, der um 20.15 Uhr startet.

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