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Heimische Ernte sucht Abnehmer
Die südhessische Kichererbse: Guter Ertrag bei Anbauversuch
19.08.2025

Von der Pflanze zum Teller: Oben Kichererbse im Juli, unten ein aromatisches Kichererbsen-Curry. (c) Ökomodell-Region Süd

Darmstadt-Dieburg. Klein, beige oder dunkel, voller Protein – und unempfindlich gegenüber Hitze und Trockenheit: Die Kichererbse. Der Klimawandel macht die vielseitige Hülsenfrucht aus südlicheren Regionen auch für Landwirte in Südhessen interessant. Ein aktueller Anbauversuch zeigt: Die Kichererbse gedeiht hier – und das mit erfreulichem Ertrag.
Unter dem Motto „Hier bin ich! Kann die Kichererbse in Südhessen heimisch werden?“ läuft das Projekt nun im zweiten Jahr. Der erste von sechs beteiligten Landwirten hat bereits geerntet – mit einem Ergebnis, das überrascht: 4,5 Tonnen Kichererbsen. Innerhalb der kommenden zwei Wochen werden auch die übrigen Betriebe ihre Ernte einfahren.
Im ersten Versuchsjahr 2024 sah es noch deutlich verhaltener aus: Damals nahmen vier Höfe teil, doch nur einer konnte genug ernten, um in die Vermarktung zu gehen. Grund waren fehlende Erfahrung und vor allem zu nasse Witterung. Die Kichererbse liebt es warm und trocken – Bedingungen, die sich in Südhessen mit Blick auf den Klimawandel häufiger einstellen dürften.
Nächster Schritt: Vermarktung
Weil eine gute Ernte zunächst nicht sicher war, suchten die Landwirte bislang keine Abnehmer für größere Mengen. Jetzt steht der Aufbau einer Vermarktungsstruktur im Fokus – unterstützt von der Ökomodell-Region Süd, die das Projekt betreut. Drei der sechs Betriebe wirtschaften ökologisch, sodass sowohl Bio-Kichererbsen als auch konventionelle Ware angeboten werden. Interessierte Abnehmer aus Handel und Gastronomie können sich an die Ökomodell-Region wenden: oekomodellregion-sued@ladadi.de.
Große Akzeptanz bei Verbrauchern
Mit ihrem hohen Eiweißgehalt und ihrer Vielseitigkeit ist die Kichererbse ideal für Kantinen, Mensen und Großküchen – ob als Hummus, Falafel, Mehl für glutenfreie Panaden oder als ganze Erbse im Salat, in Bowls und Eintöpfen. Auch in Restaurants, Lebensmittelläden und Hofläden gewinnt sie an Beliebtheit.
Verkostungsaktionen der Ökomodell-Region Süd zeigen: Die heimische Kichererbse kommt gut an. In der Kantine des Landkreises Darmstadt-Dieburg reichte die Essensschlange bei einer Aktion bis ins Foyer – deutlich mehr Portionen wurden ausgegeben als geplant. Auch das Unternehmen Freudenberg in Weinheim war nach einem Test 2024 überzeugt und wird erneut einen Teil der Ernte abnehmen.
Gut für den Boden
Alle Projektbetriebe bauen in diesem Jahr die Sorte „Rondo“ an, die sich 2024 mit den besten Erträgen bewährte. Ein weiterer Vorteil: Die Kichererbse verbessert die Bodenfruchtbarkeit. Ihre Wurzeln gehen eine Symbiose mit Bakterien ein, die Stickstoff im Boden binden – das spart Dünger. Und auch wenn 2024 und 2025 nicht die idealen Kichererbsen-Jahre waren: Der nächste heiße und trockene Sommer kommt bestimmt.
Hintergrund:
Das Projekt „Hier bin ich! Kann die Kichererbse in Südhessen heimisch werden?“ der Ökomodell-Region Süd vermittelt Wissen zum Kichererbsenanbau und entwickelt Strukturen für Aufbereitung, Verarbeitung und Vermarktung. Es wird 2024 und 2025 vom Land Hessen im Rahmen des Ökoaktionsplans 2020–2025 gefördert.