Aktuelle Nachrichten aus Darmstadt-Dieburg
Neue Wege in den Alltag und ins Berufsleben
29.04.2020
Darmstadt-Dieburg – Trotz gesundheitlicher Probleme den Alltag selbst meistern und wieder in Arbeit kommen? Das Projekt „Rehapro Spurwechsel“ des Landkreises möchte Menschen mit Gesundheitsproblemen unterstützen, ihre „Spur zu wechseln“.
Peter Müller (35, Name geändert) ist seit vielen Jahren bei der Kreisagentur für Beschäftigung (KfB) arbeitslos gemeldet. Er ist gelernter Bürokaufmann und möchte unbedingt wieder arbeiten. Seine anhaltende Niedergeschlagenheit, Selbstzweifel und sein Antriebsmangel erschweren die Arbeitsmarktintegration. Durch mehrere gescheiterte Arbeitsversuche zog er sich immer mehr zurück. Seit zwei Monaten ist Herr M. im Projekt Rehapro Spurwechsel. Durch die individuelle Begleitung eines Coaches wird Peter Müller unterstützt, eine passende Arbeit zu finden.
„Rehapro Spurwechsel schließt eine Lücke in den bisherigen Fördermöglichkeiten“ sagt die Sozial- und Jugenddezernentin Rosemarie Lück. „Das Programm wendet sich speziell an Menschen, denen bislang ein beruflicher Wiedereinstieg aufgrund gesundheitlicher Probleme verwehrt war.“ Die Kreisagentur für Beschäftigung des Landkreises Darmstadt-Dieburg führt das Modellprojekt in Kooperation mit dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) e.V. Darmstadt und deren wissenschaftlicher Begleitung aus der Forschungsstelle aus.
2018 wurden 1.600 Personen gezählt, die aufgrund körperlicher oder psychischer Vermittlungshemmnisse nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden konnten. Durch eine aufsuchende Unterstützung sollen Menschen in ihrem Lebensumfeld „abgeholt“ und gefördert werden. So werden gemeinsam mit ihnen neue Lösungen entwickelt, trotz Gesundheitsproblemen ein selbstbestimmtes Arbeitsleben wiederzugewinnen.
„Unter dem Leitgedanken „Versorgungslücken schließen“ werden förderpolitische Maßnahmen erprobt, um nahtlose und schnellere Übergänge von der Rehabilitation zur Arbeitsmarktintegration zu erzielen und passgenaue, regionale Versorgungsstrukturen aufzubauen“, sagt Projektleiterin Marion Liebisch. „Bewährte Strukturen der Gesundheits- und Arbeitsmarktförderung sollen dauerhaft im Jobcenter der KfB etabliert werden.“
Auch während der Corona-Pandemie läuft das Projekt weiter! Über Formen der Telefon- und Onlineberatung sowie über digitale Lernprogramme wird eine lückenlose Versorgung der Teilnehmenden gewährleistet. Betriebliche Qualifizierungen und Arbeitserprobungen können mittels Videokonferenzen erfolgen.
Weitere Informationen unter: 06151 8815024 oder m.liebisch@ ladadi.de
Der Projekt-Hintergrund:
Die Zahlen von Menschen mit Erwerbsminderungsrente und mit Eingliederungs- bzw. Sozialhilfe steigen. Der Bund nimmt eine Milliarde Euro in die Hand, um neue Ansätze zur Arbeitsmarktintegration von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zu erproben. Erfolgreiche Erkenntnisse sollen flächendeckend umgesetzt werden.In 2019 sind 61 Modellprojekte bundesweit an den Start gegangen. Im Land Hessen gibt es bisher sechs Rehapro Projekte, mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg als erstem Projektempfänger. Das hiesige Standortprojekt läuft seit dem 1.10.2019 unter dem Namen Rehapro Spurwechsel über eine Projektlaufzeit von 5 Jahren (bis 30.9.2024).
Konkrete Maßnahmen im Rahmen des Spurwechsel-Projektes sind:
Gesundheitliche Angebote
- Beratung zu Gesundheitsthemen (Entspannungsverfahren, Sonstige körperliche Betätigung, Psychotherapieverfahren/ Hilfestellung zur Kontaktaufnahme)
- Psychologische/ Psychosoziale Beratung
- Einleitung fachärztlicher Behandlung
- Unterstützung bei medizinischen Antragstellungen
Angebote zur persönlichen Unterstützung
- Beratung zu Themen der persönlichen Unterstützung
- Krisenintervention
- Unterstützung bei Alltagsangelegenheiten (Begleitung zu Behörden, Beratungsstellen)
- Gruppenangebote (Stressbewältigung, Soziales Kompetenztraining)
- Begleitung zu externen Angebote (Ernährungskurs, Sportverein)
Angebote zur beruflichen Qualifizierung
- Individuelles Coaching zur beruflichen Qualifizierung
- Arbeitserprobungen
- Begleitung zu betrieblichen Wiedereingliederungsmaßnahmen