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Ameisen-Plage in Reinheim

Anwohner, Stadt und Kreis: Alle müssen bei der Bekämpfung helfen

25.06.2025

Darmstadt-Dieburg. Auf dem Gelände der Reinheimer Gersprenzschule und auf den angrenzenden Grundstücken wurden Ende April an mehreren Stellen Ameisen der invasiven Ameisenart Tapinoma magnum nachgewiesen. Nun gab es einen Informationsabend für die Anwohner, zu dem rund 40 Personen erschienen waren. Schädlingsexperte Dr. Martin Felke, der vom Landkreis beauftragte Gutachter, erklärte den Anwesenden die aktuelle Lage und gab Tipps, wie die Ameisen zu erkennen und zu bekämpfen sind. 

Inzwischen besteht kaum noch Zweifel daran, dass es sich um eine sogenannte Superkolonie handelt, die aus vermutlich mehreren Millionen Individuen besteht, erklärte Dr. Felke. Deshalb ist klar, dass sich ohne die Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen das Befallsareal in Reinheim weiter ausdehnen wird. Wie die Tiere nach Reinheim kommen, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass sie mit Topfpflanzen aus dem Garten- oder Baumarkt in die Nachbarschaft kamen. Der Landkreis bekämpft bereits seit Monaten die Tiere in der Schule mit der sogenannten Heißwasser-Schaum-Methode. Dabei wird Wasser zum Kochen gebracht und dem kochenden Wasser pflanzliche Inhaltsstoffe wie Kokosnussöl oder Maisstärke beigefügt. Der dadurch entstehende Schaumteppich verlangsamt das Abkühlen, wodurch die Hitze länger und intensiver wirkt. Die Methode kann zur direkten Bekämpfung von Arbeiterinnen verwendet werden, die auf den Ameisenstraßen laufen sowie zur Bekämpfung der Königinnen, Arbeiterinnen, Puppen und Larven, die in den unterirdisch angelegten Erdnestern zum Beispiel unter Pflastersteinen leben. Eine Spezialfirma erledigt dies einmal pro Woche für den Landkreis. Mit Erfolg, wie Dr. Felke erklärte: Der Befall sei schon zurückgegangen. „Ich habe eine Bekämpfung in dieser Intensität auch noch nie erlebt“, sagte der Schädlingsexperte.

Nun komme es darauf an, erklärten Vertreter des Landkreises sowie Reinheims Bürgermeister Manuel Feick an dem Abend, dass jeder seinen Teil zur Eindämmung beitrage: Der Landkreis mit der Bekämpfung in der Schule, die Stadt im öffentlichen Straßenraum und die Anwohner jeweils auf ihren Grundstücken. Sowohl Landkreis als auch Stadt dürfen nicht auf Privatgrundstücken tätig werden, deshalb muss jeder auf seine Art mithelfen. Die Stadt will nun eine Kommunikationsstruktur aufbauen, damit per E-Mail verdächtige Ameisenansammlungen im öffentlichen Raum gemeldet werden können, kündigte Feick an.

Allerdings ist es schwer, die Tapinoma magnum einwandfrei zu identifizieren. Dennoch gibt es Indizien, die Hinweise geben: So sind die Arbeiterinnen der komplett schwarz gefärbten Ameisen-Art unterschiedlich groß, zwischen zwei und vier Millimetern, während die der einheimischen Arten etwa gleich groß sind. Zudem befindet sich um die Nestlöcher ungewöhnlich viel Erdaushub und die invasive Art bildet breite Ameisenstraßen. Wenn diese Indizien zutreffen, bietet Dr. Felke einen Bestimmungsservice für 30 Euro an. Details gibt es auf Schädlingsbestimmung / Institut für Schädlingskunde. „Dazu brauche ich aber ein Tier, lebendig oder tot, aber körperlich unversehrt“, sagte er an dem Abend. Wichtig: Die Kolonien der einheimischen Ameisenarten sollten nicht bekämpft werden, da diese natürliche Gegenspieler zu Tapinoma magnum sind und deren Vordringen zumindest aufhalten können.

Dr. Felke empfahl den Anwohnern, den Befall im Innenraum mit Fraßgelen, die einen insektiziden Wirkstoff enthalten, zu bekämpfen. Die Ameisen nehmen das Gift auf und füttern Larven und Königinnen damit, die dann auch sterben. Die Ameisenstraßen entlang der Hausfassade müssen mit dem Heißwasser-Schaum-Verfahren bekämpft werden. Zur Not gehe es auch nur mit heißem Wasser. Üblicherweise würden zur Bekämpfung von Ameisen Kontaktinsektizide und Ködergele eingesetzt, erklärte Felke. Aufgrund des großen Verbreitungsareals sowie der unglaublich hohen Zahl an Individuen würde es aber keinen Sinn machen, diese Verfahren auch im vorliegenden Fall anzuwenden. Da Tapinoma magnum auf den betroffenen Grundstücken die Nester nicht nur im Boden anlegt, sondern auch in den Bruchsteinmauern, sollten die betroffenen Mauern unbedingt verputzt werden, erklärte Dr. Felke.

Für den Landkreis erklärt Vize-Landrat Lutz Köhler: „Wir haben hier eine Situation, in der es keinen Verantwortlichen, sondern nur Betroffene gibt. Also müssen wir zusammen nun schauen, dass wir das Problem in den Griff bekommen. Der Kreis wird alles tun, um den Befall in der Schule zu bekämpfen.“ Bürgermeister Manuel Feick verspricht, dass auch die Stadt alles ihr Mögliche tun werde, um den öffentlichen Raum zu überwachen. „Und hier sind wir dankbar für Hinweise“, sagt er. Nun müssten alle helfen, so Köhler und Feick. Und Schädlingsexperte Dr. Martin Felke betont: „Je mehr Betroffene keine Bekämpfungsmaßnahmen durchführen oder durchführen lassen, desto geringer ist die Chance, den Befall deutlich zu reduzieren oder sogar zu tilgen.“

tb

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