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Berufsschulentwicklungsplan

Lutz Köhler legt neue Variante vor: „Das große Ganze im Blick haben“

25.07.2025

Darmstadt-Dieburg. Eine neue Variante für den Berufsschulentwicklungsplan hat nun Schuldezernent und Vizelandrat Lutz Köhler vorgelegt. Diese sieht vor, dass Azubis für gewisse Ausbildungsberufe aus einigen Kommunen im westlichen Landkreis nun vorerst weiter in eine Darmstädter Berufsschule gehen können. Der ursprüngliche Plan sah vor, ab August 2026 alle Landkreis-Auszubildenden in Berufen, die auf der Landrat-Gruber-Schule in Dieburg – der einzigen Berufsschule im Landkreis Darmstadt-Dieburg – angeboten werden, auch dort zu beschulen. „Das Ziel war und ist, die berufliche Bildung im östlichen Teil des Landkreises zu sichern und die Landrat-Gruber-Schule zu stärken“, sagt Lutz Köhler, „denn Berufsschulentwicklungsplanung ist auch Standortpolitik und eine Berufsschule auch ein Standortvorteil.“

Um das Ziel zu erreichen, sei es notwendig, Berufe, die perspektivisch nicht auskömmlich in der Berufsschule in Dieburg sind - nach Vorgabe des Landes ist dies der Fall, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Schuljahren die Klasse in einem Ausbildungsberuf nicht mindestens 12 Schüler hat - und die bislang in Darmstadt beschult wurden, nach Dieburg zu verlegen. „Dieses Ziel haben wir nicht aus den Augen verloren und freuen uns nun, nach dem Dialog mit der IHK Darmstadt und Unternehmen, dass wir dieses Ziel erreichen werden – und zwar mit Augenmaß, so wie wir es immer gesagt haben.“  Der Landkreis verstehe sich als Partner von Industrie und Gewerbe. Aber Partnerschaft beruhe auf Gegenseitigkeit. „Deshalb waren die Gespräche mit der IHK Darmstadt im Sinne der Landrat-Gruber-Schule sehr konstruktiv und erfolgreich. Wir haben nach wie vor das große Ganze im Blick, und ich freue mich, dass dies nun anerkannt wird.“

Der neue Vorschlag, der mit der Stadt Darmstadt noch in eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung gegossen werden muss, sieht nun vor, dass die Industriekaufleute, die Kraftfahrzeugmechatroniker, Einzelhandelskaufleute, Verkäufer und Kaufleute für Büromanagement, die in Unternehmen in Erzhausen, Weiterstadt, Griesheim und Pfungstadt ausgebildet werden, vorerst weiterhin in Darmstadt zur Berufsschule gehen können. Aufgenommen wurde auch ein Vorschlag, den die IHK Darmstadt selbst in die Diskussion eingebracht hatte: Wenn die Landrat-Gruber-Schule mit den Schülerzahlen nicht hinkommen sollte, dann müsste nachjustiert werden, sind sich Lutz Köhler und Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar, einig. Dann müssten die Schüler doch zur Landrat-Gruber-Schule wechseln. „Derzeit gehen wir aber davon aus, dass die gefundene Lösung eine gewisse Zeitlang tragen kann“, ergänzt Lutz Köhler. Stückwerk gelte es zu vermeiden: „Es muss für die Berufe eine logische räumliche Aufteilung bleiben“, sagt Köhler, der sich auch nochmal für eine von der IHK gewünschte südhessische Berufsschulentwicklungsplanung ausspricht: „Wir stehen dem offen gegenüber, dann könnten wir auskömmliche Berufe in Darmstadt gemeinsam zwischen Stadt und Kreis aufteilen und damit unsere berufliche Bildung im Landkreis weiter stärken.“

 „Wir begrüßen, dass der Landkreis Darmstadt-Dieburg unsere Kritik am ursprünglichen Entwurf des Berufsschulentwicklungsplans aufgegriffen und eine ausgewogenere Lösung vorgelegt hat, die aber wie beabsichtigt die Landrat-Gruber-Schule stärkt und die Ausbildung im östlichen Kreis zukunftssicher macht, was auch für uns immens wichtig ist“, sagt Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar. „Die ursprünglich geplanten Änderungen hätten aber für viele Auszubildende im westlichen Landkreis längere Fahrtzeiten bedeutet – mit negativen Folgen für die Ausbildungsqualität und die Attraktivität der dualen Ausbildung insgesamt. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels ist es umso wichtiger, Ausbildung praxisnah, planbar und regional verankert zu organisieren.“

„Mit der jetzt vorgeschlagenen Variante ist ein guter Kompromiss gelungen, der die Interessen der Landrat-Gruber-Schule berücksichtigt, ohne die Ausbildungsbetriebe im westlichen Landkreis aus dem Blick zu verlieren“, betont Lippmann. „Gleichzeitig bleibt die strukturelle Herausforderung bestehen: Wir brauchen dringend eine abgestimmte Berufsschulentwicklungsplanung für ganz Südhessen. Nur so lassen sich langfristig tragfähige Lösungen schaffen um, möglichst viele Ausbildungsberufe in der Region sichern.“

Der Appell des Landkreises richtet sich deshalb nun auch in Richtung der Stadt Darmstadt, der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung im Sinne des gefundenen Kompromisses zuzustimmen. „Es ist ein erster Schritt in Richtung einer südhessischen Planung, die flächendeckend die Ausbildung sichern würde“, sagt Lutz Köhler. „Inseldenken hat keine Zukunft“, sagt auch Landrat Klaus Peter Schellhaas. „Es verhindert eine Lösung im Sinne einer flächendeckenden Sicherung von Ausbildung und der wirtschaftlichen Strahlkraft der Region Starkenburg.“

Mit dieser neuen Variante des Berufsschulentwicklungsplans geht allerdings auch ein dringender Wunsch einher, so Lutz Köhler. „Die Gastschulbeiträge, die wir für Azubis, die in Unternehmen aus dem Kreis ausgebildet werden, an Darmstadt zahlen, müssten wir neu verhandeln.“ Bislang zahlte der Kreis das 1,5-fache an Gastschulbeiträgen. „Das ist der Situation nicht mehr angemessen“, sagt Köhler, „Augenmaß wäre auch hier, nur den normalen Beitrag zu zahlen, der auch von den anderen umliegenden Kreisen an die Stadt Darmstadt gezahlt wird.“

Dann, so der Vizelandrat, läge eine für alle Beteiligten vorerst tragfähige Lösung auf dem Tisch. „Es ist zwar ein Kompromiss, aber einer, mit dem wir im Sinne der Sache gut leben können“, betonen Köhler und Schellhaas unisono.

tb

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