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Gesundheitsversorgung in Darmstadt-Dieburg

Die Kardiologie: Seit 15 Jahren Herzstück der Kreiskliniken

13.05.2025

Prof. Dr. Michael Weber hat die Kardiologie in Groß-Umstadt federführend aufgebaut. Im Herzkathederlabor ist er heute noch regelmäßig im Einsatz. Foto: Ladadi

Darmstadt-Dieburg. „Im Oktober 2009 war ich zum ersten Mal hier“, erinnert sich Prof. Dr. Michael Weber, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II an den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg, „da gab es bereits Pläne für eine Kardiologie beziehungsweise ein Herzkathederlabor.“ Dann ging es schnell: Am 1. April 2010 startete die neue Abteilung für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin. Schon am 12. Juli gab es die erste Herzkathederuntersuchung. Somit gibt es die Kardiologie an den Kreiskliniken nun seit 15 Jahren. Dass Prof. Weber nun Chefarzt ist und die Abteilung dabei nach und nach zu dem gemacht hat, was sie heute ist, war anfangs so gar nicht vorgesehen. „Ich war leitender Oberarzt an der Kerkhoff-Klinik in Bad Nauheim“, sagt Weber, „und sollte eigentlich nur beratend während der Planungsphase hier tätig sein.“ Was er auch tat. Dann aber fragte der damalige Betriebsleiter Christian Keller ihn, ob er sich vorstellen könne, die Kardiologie aufzubauen und zu leiten. „Und für den Gedanken habe ich mich nach und nach begeistern können“, sagt Weber und lacht. Bereut hat er seine Entscheidung bis heute aber nicht. Im Gegenteil: „Ich bin sehr zufrieden“, bilanziert er, „denn ich sehe es schon als besondere Leistung dieses Teams, von quasi null zu dieser Kardiologie zu werden, die sie heute ist.“

Denn der Anfang war nicht unbedingt leicht. Mit Prof. Michael Weber, für den die Tätigkeit in Groß-Umstadt als gebürtigem Darmstädter auch eine berufliche Rückkehr in die alte Heimat war, starteten noch Dr. Michael Stanisch und Dr. Margot Peters als Ärzte. Heute sind es neun Ärzte, Dr. Stanisch ist ebenfalls noch dabei, er ist leitender Oberarzt. „Eine große Herausforderung war schon 2010, das Personal zu finden“, sagt Prof. Weber. „Schon damals war es nicht so, dass man eine Anzeige aufgegeben hat und es meldeten sich sieben erfahrene Kathederschwestern.“ So kam ein Team zusammen, von dem niemand Erfahrung in der Kardiologie oder im Kathederlabor hatte. „Das mussten wir ihnen alles beibringen“, sagt Weber. Das geschah zum Teil in der Kerkhoff-Klinik in Bad Nauheim, anfangs waren aber auch zwei Mitarbeiter von dort in Groß-Umstadt, die das Team schulten. „Und wir hatten großes Glück mit dem Team“, sagt Weber, „denn die meisten, die wir damals angestellt haben, sind heute noch da.“ Die eingespielte Mannschaft war eine gute Basis für das neue Personal, das in den 15 Jahren dazu kam.

„Wir waren von Anfang an sehr verantwortungsvoll“, sagt Prof. Weber. „Wir haben etwa gesagt, wenn wir anfangen mit dem Kathedern, dann machen wir es an sieben Tagen rund um die Uhr.“ Die gute Vorbereitung verhalf zu einem Glanzstart: „Im zweiten Jahr hatten wir bereits weit über als 1000 Katheder-Eingriffe“, sagt der Chefarzt. Ziel waren 800 im dritten Jahr. „Da waren es aber schon etwa 1500“, sagt er und lacht. Heute sind es etwa 1650 pro Jahr. Der erste Katheder-Patient war Jürgen Mühling aus Höchst. Er erlitt einen Herzinfarkt vor 15 Jahren und sollte schon nach Darmstadt gefahren werden, als das Team des Krankenwagens plötzlich feststellte: „In Groß-Umstadt ist doch jetzt auch was mit Herz.“ Also ging die Fahrt in die Kreisklinik. „Und das war gut“, sagt Mühling, „denn je schneller die Behandlung, desto geringer sind die Schäden. Und dort waren auch Kapazitäten frei, ich habe mich dort sehr gut behandelt gefühlt.“ Dr. Stanisch nahm damals den Eingriff vor, und auch heute betreut er Jürgen Mühling noch als Patient. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Mühling.

Es hat sich allerdings einiges geändert in den 15 Jahren. „Die Ambulantisierung hat uns sehr beschäftigt“, sagt Prof. Weber. Die Entwicklung ging von stationärer zu ambulanter Leistungserbringung – und sie hält an. Jürgen Mühling etwa wurde stationär untersucht und therapiert, war mehr als eine Woche in der Klinik. „Heute ist die Untersuchung ambulant“, erklärt Weber, „und bei unkomplizierten Verläufen wird der Patient am gleichen Tag nach dem Eingriff auch schon wieder entlassen.“ Zwar seien manche Krankheitsbilder inzwischen rückläufig, weil die Gesundheitsvorsorge einen höheren Stellenwert bei den Menschen habe, erklärt Weber, aber: „Es werden kompliziertere Eingriffe auf uns zukommen, wir müssen uns ständig mit den Möglichkeiten der Technik weiterentwickeln“, sagt er. Das Grundgerüst, um auch eine immer schnellere technische Entwicklung meistern zu können, sei aber mit dem guten Team auf jeden Fall vorhanden.

„Das Verdienst von Prof. Weber kann deshalb gar nicht hoch genug bewertet werden“, erklärt Klinik-Betriebsleiter Christoph Dahmen, „er hat quasi, und das Wortspiel sei mir verziehen, das Herzstück der Kreiskliniken aufgebaut.“ Betriebsleiterin Pelin Meyer ergänzt: „Wir haben ein tolles Team, ein gut ausgestattetes Herzkathederlabor und deshalb auch Erfolg. Und der drückt sich auch in Zahlen aus, denn hinter jeder Zahl steht ein Mensch, dem geholfen werden konnte.“ Und Jürgen Mühling ist einer davon. Er schließt sich dem Lob an: „Ich würde die Kardiologie in Groß-Umstadt jedem jederzeit empfehlen“, sagt er, „denn alles, was dort gemacht wurde und wird, ist richtig.“

tb

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