Aktuelle Nachrichten aus Darmstadt-Dieburg
Wenn Altern Vielfalt bedeutet: Seniorenkonferenz mit eindrucksvoller Ausstellung eröffnet
17.11.2025

(c) Landkreis Darmstadt-Dieburg I v.l.n.r.: Marie-Luise, Elke Kreß (Hessische Landesfachstelle LSBT* im Alter), Corry und Sozial- und Jugenddezernentin Christel Sprößler bei der Ausstellungseröffnung
Darmstadt-Dieburg. In diesem Jahr stand die Seniorenkonferenz des Landkreises Darmstadt-Dieburg ganz im Zeichen aktueller Herausforderungen und Lebensrealitäten älterer Menschen. Veranstaltet wird die Konferenz vom Büro für Senioren des Landkreises, das regelmäßig Themen aufgreift, die für Seniorinnen und Senioren besonders relevant sind. Neben Pflege, Nachbarschaftshilfen und der Petition zum Projekt Gemeindepflege war Diversität im Alter eines der zentralen Themen der diesjährigen Veranstaltung.
Den Auftakt bildete die Vernissage der Wanderausstellung „Besonders habe ich mich immer gefühlt“. Die Ausstellung der Hessischen Landesfachstelle LSBT im Alter porträtiert sieben Menschen zwischen 64 und 85 Jahren, die schwul, lesbisch oder trans* sind und gewährt sehr persönliche Einblicke in ihr Leben. Sie zeigt auf eindrucksvolle Weise die Wünsche, Erwartungen und Ängste von LSBT-Seniorinnen und Senioren. Stimmen, die in unserer Gesellschaft oft überhört werden. Dass ältere LSBT*-Personen oft unsichtbar bleiben, zeigt sich auch darin, dass ihre Lebenssituation kaum wissenschaftlich erforscht ist. Elke Kreß, Fachreferentin bei der Hessischen Landesfachstelle LSBT im Alter, macht darauf aufmerksam: „Wir wissen bis heute nicht genau, wie viele lesbische, schwule oder transgeschlechtliche Menschen in Deutschland leben – und noch weniger über ihre Lebenslagen im Alter. Diese Unsichtbarkeit erschwert nicht nur gesellschaftliche Akzeptanz, sondern auch eine angemessene Unterstützung in Pflege und Betreuung.“
Eines der Porträts zeigt Marie-Luise (85) und Corry (79), die seit rund 30 Jahren ein Paar sind. In der Ausstellung erzählen sie von ihrem Coming-out und dem Moment, als sie sich begegneten – ein Moment, der ihr Leben veränderte. „Corry ist ganz offen mit ihrer Homosexualität umgegangen, das hat mich sehr beeindruckt“, sagt Marie-Luise lächelnd. Sie selbst hat sehr lange Zeit gebraucht um zu verstehen, dass sie lesbisch ist und um offen damit umzugehen. Solche Geschichten berühren und machen deutlich, wie wichtig Akzeptanz und Sichtbarkeit im Alter sind. „Die Ausstellung öffnet den Blick für Lebensrealitäten, die häufig im Verborgenen bleiben“, sagt Sozial- und Jugenddezernentin Christel Sprößler. „Gerade ältere Menschen, die sich als lesbisch, schwul oder trans* identifizieren, haben häufig erfahren, dass gesellschaftliche Akzeptanz fehlt. Es fällt vielen schwer, sich zu outen oder authentisch zu leben. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sie auch im Alter sichtbar und respektiert sind – sowohl im Alltag als auch in Pflegeeinrichtungen.“
Die Seniorenkonferenz bot Raum für intensive Gespräche und Diskussionen über diese und weitere Themen des Alters. Die Teilnehmenden tauschten sich über die Bedeutung von Nachbarschaftshilfen aus, diskutierten Herausforderungen der Pflege und die Petition zum Projekt Gemeindepflege, die mehr Selbstbestimmung und Unterstützung im Alter ermöglichen soll. „Wir wollen älteren Menschen eine Stimme geben und ihre Lebensrealitäten ernst nehmen“, so Sprößler weiter. „Die Konferenz zeigt, wie wichtig es ist, Diversität, aber auch gegenseitige Unterstützung und gemeinschaftliches Engagement im Alter zu fördern.“
Die Wanderausstellung wird noch bis Ende zum 24. November im Foyer des Kreishauses in Darmstadt/Kranichstein, Jägertorstraße 207, 64289 Darmstadt gezeigt (Montag bis Donnerstag von 7.30 bis 12.30 und 13 bis 16.30 sowie freitags von 7.30 bis 12.30 Uhr). Ab dem 25. November ist die Ausstellung zu den genannten Zeiten im Foyer des Kreishauses in Dieburg, Albinistraße 23, 64807 Dieburg zu sehen.
„Besonders habe ich mich immer gefühlt“ ist ein kraftvolles Zeichen dafür, dass jeder Mensch – unabhängig von Alter oder sexueller Orientierung – das Recht hat, sichtbar, respektiert und wertgeschätzt zu werden.
