Aktuelle Nachrichten aus Darmstadt-Dieburg
Von Diversität im Alter bis hin zu den Herausforderungen und Chancen in der Pflege
Pflegekonferenz setzt wichtige Impulse
05.12.2025

(c) Landkreis Darmstadt-Dieburg: Christel Sprößler begrüßte die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Pflegekonferenz im Kreistagssitzungssaal
Darmstadt-Dieburg. Mit einem breiten Themenspektrum hat die Pflegekonferenz des Landkreises Darmstadt-Dieburg am 2. Dezember im Kreishaus Darmstadt erneut gezeigt, wie vielfältig und herausfordernd die Pflegelandschaft ist. Zum Auftakt sprach Elke Kreß von der Hessischen Landesfachstelle LSBT über Diversität im Alter. Sie machte deutlich, dass bis heute unklar ist, wie viele lesbische, schwule oder transgeschlechtliche Menschen in Deutschland leben – und noch weniger ist über ihre Lebenslagen im Alter bekannt. Diese Unsichtbarkeit erschwert sowohl gesellschaftliche Akzeptanz als auch eine bedarfsgerechte Unterstützung in Pflege und Betreuung.
Weitere Themen der Konferenz waren die Ausbildungssituation in der Pflege, die Arbeit des Betreuungsvereins Dieburg, der Umgang mit Notfallsituationen in der Pflege sowie Angebote der Kreisagentur für Beschäftigung (KfB) zur Gewinnung von Pflegefachkräften.
Blick auf Zahlen und Entwicklungen: Demografischer Wandel erhöht den Druck auf das Pflegesystem
Der Landkreis Darmstadt-Dieburg gehört derzeit zu den Regionen in Hessen mit einer vergleichsweise jüngeren Bevölkerung. Aus dem Hessischen Pflegebericht 2023 geht hervor, dass 10,4 Prozent der Menschen im Landkreis sind älter als 74 Jahre (Hessen gesamt: 11,1 Prozent). Von ihnen sind 25,6 Prozent pflegebedürftig (Hessen gesamt: 32,7 Prozent). Doch der Blick in die Zukunft zeigt eine deutliche Veränderung: Bis 2035 wird im ambulanten wie stationären Bereich ein Anstieg der Pflegebedürftigen um bis zu 40 Prozent erwartet. Dieser Zuwachs wird die bestehenden Strukturen massiv fordern. Schon heute ist absehbar, dass es bundesweit nicht nur an stationären Pflegeplätzen fehlen wird – vor allem der Fachkräftemangel wird sich weiter zuspitzen. Christel Sprößler: „Wenn wir die pflegerische Versorgung in den kommenden Jahren sichern wollen, müssen wir den Pflegeberuf endlich attraktiver machen. Dazu gehören bessere Arbeitsbedingungen, eine faire und höhere Bezahlung und vor allem mehr gesellschaftliche Anerkennung. Ohne qualifizierte und motivierte Pflegekräfte werden wir dem steigenden Bedarf nicht gerecht werden – egal, wie viele Plätze wir schaffen.“
Solitäre Kurzzeitpflege: Ein Angebot für akute Situationen und planbare Entlastung
Im Unterschied zur klassischen Kurzzeitpflege, die meist in vollstationären Pflegeeinrichtungen angeboten wird, und häufig mit Wartezeiten und dem Glück verbunden ist, dass gerade ein Platz frei ist, bietet die solitäre Kurzzeitpflege einige entscheidende Vorteile: Eigener, separater Bereich innerhalb einer Pflegeeinrichtung, sofortige Verfügbarkeit, sobald ein Platz frei ist, besonders geeignet bei akutem Ausfall pflegender Angehöriger, nach einem Krankenhausaufenthalt oder als Überbrückung zwischen Klinik und Reha sowie nutzbar als planbare Entlastung, etwa für den Urlaub oder eine Auszeit pflegender Angehöriger. Die Aufenthaltsdauer ist gesetzlich begrenzt und orientiert sich am jeweiligen Pflegegrad.
Ab April 2026 stellt die Seniorendienstleistungs gemeinnützige GmbH Gersprenz im Seniorenzentrum Römerbad in Groß-Bieberau 24 Plätze für solitäre Kurzzeitpflege bereit. „Das Seniorenzentrum wird damit zu einem zentralen Baustein im regionalen Pflegeangebot“, so Iris Göttmann, Heimdirektorin und Prokuristin bei der Seniorendienstleistungs gemeinnützige GmbH Gersprenz. Vollstationäre Pflege ist dort nicht vorgesehen, stattdessen kombiniert das Haus künftig Tagespflege und solitäre Kurzzeitpflege. Sobald ein Platz frei wird, kann er unmittelbar vergeben werden und auch geplante Zeiträume seitens der pflegenden Angehörigen werden ermöglicht. Die Platzvergabe erfolgt direkt über die Gersprenz, telefonisch oder per Mail.
Sozial- und Jugenddezernentin Christel Sprößler betonte am Rande der Konferenz, wie dringend dieses Angebot gebraucht wird: „Viele Angehörige leisten Tag für Tag Außergewöhnliches. Sie tragen Verantwortung, organisieren, pflegen und das oft an der Grenze der Belastbarkeit. Die solitäre Kurzzeitpflege gibt ihnen in akuten Notlagen oder auch bei planbaren Pausen die Sicherheit, dass ihre Liebsten gut aufgehoben sind. Das ist ein zentraler Beitrag zur Entlastung und zur Stabilität der Pflegesituation im Landkreis.“
Auch Landrat und Klinikdezernent Klaus Peter Schellhaas begrüßt das neue Angebot ausdrücklich, insbesondere vor dem Hintergrund der engen Zusammenarbeit innerhalb der Gesundheitsfamilie des Landkreises, zu der neben den Kreiskliniken und den Medizinischen Versorgungszentren auch die Gersprenz gehört: „Die solitäre Pflege ist ein wichtiger Baustein in unserer Gesundheitsfamilie. Sie stärkt unser gemeinsames Ziel, Menschen in belastenden Pflegesituationen schnelle und verlässliche Unterstützung zu bieten. Mit den 24 neuen Plätzen der Gersprenz schaffen wir ab 2026 ein Angebot, das Familien im Landkreis spürbar entlastet und im Ernstfall sofort hilft.“
