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Übergabe der Carlo-Mierendorff-Schule

Die erste CO2-neutrale Schule des Landkreises steht in Griesheim

07.06.2025

1:0 für die Umwelt: Den Tischkicker in der ersten CO2-neutralen Schule im Landkreis, der Carlo-Mierendorff-Schule in Griesheim, probierten (von links) Kreistagsvorsitzende Dagmar Wucherpfennig, Landtagsabgeordneter Maximilian Schimmel, Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl, Gottfried Milde von der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, Vizelandrat Lutz Köhler und Kreisbeigeordnete Christel Sprößler aus. Grund zum Jubeln gab es bei der offiziellen Übergabe allemal. Foto: Ladadi

Darmstadt-Dieburg. Die Container, die 2021 an der Carlo-Mierendorff-Schule in Griesheim errichtet wurden, werden inzwischen nur noch von der August-Euler-Schule benutzt. Knapp vier Jahre wurden die rund 350 Schüler während des Abbruchs des Bestandsgebäudes, der Errichtung des Neubaus und der Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude dort unterrichtet. Nun ist die neue Carlo-Mierendorff-Schule fertig – in den Sommerferien werden nur noch kleinere Restarbeiten erledigt - und wurde am Freitagnachmittag feierlich übergeben. Laut Schulleiterin Ina James „ein ganz besonderer Tag, mit Vorfreude erwartet“. Und es war ein historischer Moment, wie Vizelandrat und Schuldezernent Lutz Köhler betonte: „Zum ersten Mal in der Geschichte des Landkreises Darmstadt-Dieburg eröffnen wir eine Schule, die mit Geothermie geheizt wird“, sagte er. Und: „Wir sind unheimlich stolz, eine CO2-neutrale Schule errichtet zu haben.“ Zwar seien die 38,6 Millionen Euro „eine Menge Geld“, aber „es kann sich sehen lassen, was wir dafür bekommen haben“, so Köhler.

In der Tat ist es ist eine ganz besondere Grundschule geworden: besondere Architektur und nachhaltiges Energiekonzept machen den Komplex zu einem der modernsten im gesamten Landkreis. Die inklusive Ganztagsschule ist dreieinhalbzügig – plus zwei Intensivklassen und zwei Vorklassen - und fasst die drei zentralen Nutzungseinheiten aus Lerncluster, Gemeinschafts- und Verwaltungsbereich zusammen. Teile der Bestandsschule, die aus einem ein bis zweigeschossigen denkmalgeschütztem Gebäudeensemble besteht, wurden saniert und in den Neubau integriert. Die Bruttogeschossfläche des Neubaus beträgt 6500 Quadratmeter, die sanierte Fläche umfasst 980 Quadratmeter. 16 Klassenräume gibt es, ebenso 16 sogenannte Differenzierungsräume sowie vier Fach- und Ganztagsräume. Ein auf dem Grundstück befindliches Kiefernwäldchen wurde als raumbildendes Charakteristikum einbezogen. Während der Baumbestand die baulichen Elemente umgibt, vereint das neue Schulhaus angrenzende Bauten zu einem Gesamtensemble. „Eine sanfte Verschmelzung von Architektur und Natur“ nennt dies das beauftragte Architekturbüro aus Landshut. Die Kosten liegen bei rund 34 Millionen Euro, die 8550 Quadratmeter großen Freianlagen schlagen nochmal mit 4,6 Millionen Euro zu Buche. Aus dem Kommunalinvestitionsprogramm „KIP macht Schule“ gibt es rund 8,33 Millionen Euro als Förderung vom Land Hessen.

Den Auftakt zum neuen Schulcampus macht der Zugangsbereich im Westen des Areals. Das Herzstück der neuen Schule bildet die Aula im Erdgeschoss mit Bühne und Sitzstufen und einem Musikraum, der sich durch eine mobile Trennwand mit der Aula verbinden lässt. Nebenan befindet sich die Mensa. Die in den oberen Geschossen gelegenen vier Lernhäuser bieten je eine gemeinsame Mitte sowie Gruppen- und Klassenräume, die durch Glaswände eine große Transparenz bieten. Durch die Anordnung aller Räume an der Fassade jeder Ebene ergeben sich neben einer natürlichen Belichtung und Belüftung ebenso Ausblicke in die grüne Landschaft.

Durch die Nutzung von Geothermie setzt die neue Carlo-Mierendorff-Schule Maßstäbe in Fragen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes. 18 Erdwärmesonden, die in eine Tiefe von 150 Metern gebohrt wurden, dienen zur Beheizung. Dabei wird die im Erdreich gespeicherte Wärmeenergie genutzt. Zur Stromgewinnung gibt es eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Diese nachhaltige Energiequelle verursacht im Vergleich zu fossilen Brennstoffen wenig oder keine Treibhausgasemissionen. Die Entscheidung, Geothermie zu nutzen, wurde vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und den damit verbundenen steigenden Energiekosten getroffen. Ursprünglich sollte die Schule mit Gas versorgt werden. Die Gesamtkosten für die Installation der Erdwärmesonden belaufen sich auf etwa 400.000 Euro.

Dadurch wird die neue Carlo-Mierendorff-Schule nahezu CO2-neutral betrieben. Der Genehmigungsprozess für das Projekt war zwar aufwendig, jedoch erhofft sich der Landkreis dadurch, nicht nur den CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren, sondern auch langfristig die Betriebskosten zu senken, da kaum Unterhaltungskosten anfallen. Aber auch bei der Architektur wurde auf die Minimierung des Energiebedarfs geachtet: Die Schule wurde im Energiestandard Passivhaus hergestellt. Die Grundstruktur des geplanten Neubaus bildet eine Stahlbetonkonstruktion. Die Fassade wird durch die Fluchtbalkone gegliedert und beschattet, die hinterlüftete Verkleidung besteht aus Naturholz und Faserzement in Holzoptik. Großformatige Fenster sorgen für ein Höchstmaß an Tageslicht. Eine Reduktion des Gebäudestrombedarfs erfolgt unter anderem durch den Einsatz energieeffizienter LED-Beleuchtung und einer tageslicht- sowie präsenzabhängigen Kunstlichtsteuerung.

„Der Landkreis hat einen beeindruckenden Neubau errichtet“, befand auch Griesheims Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl, „und dafür bedanken wir uns.“

tb

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