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Infrastrukturelles Poolmodell an der Schule am Kirchgarten in Babenhausen
„Ein echter Quantensprung für gelebte Inklusion“
13.08.2025

Bei der Vertragsunterschrift in Babenhausen (v.l.n.r.): ASB-Bereichsleiterin Evelyn Stanke (FBL Kinder, Jugend, Schule in Südhessen), Sozial- und Jugenddezernentin Christel Sprößler und Schulleiterin Silke Schulz-Mandl. (c) Landkreis Darmstadt-Dieburg
Darmstadt-Dieburg / Babenhausen. Mit Beginn des Schuljahres 2025/2026 schlägt die Schule am Kirchgarten in Babenhausen ein neues Kapitel auf: Sie wird die dritte Schule im Landkreis Darmstadt-Dieburg, die das Infrastrukturelle Poolmodell einführt – ein Ansatz, der an der Carl-Ulrich-Schule in Weiterstadt bereits für spürbare Aufbruchsstimmung gesorgt hat. Das Ziel: alle Kinder noch gezielter, flexibler und selbstverständlicher in den Schulalltag einzubinden.
Bisher war es üblich, dass einzelne Teilhabeassistenzen nur für bestimmte Kinder zuständig waren. Im neuen Modell arbeiten mehrere Schulbegleitungen im Team für alle Kinder einer Jahrgangsstufe. Sozial- und Jugenddezernentin Christel Sprößler zeigt sich begeistert: „Wir erleben hier einen echten Quantensprung in der schulischen Teilhabe. Wenn wir flexibel reagieren, Kinder individuell fördern und sie gleichzeitig mitten ins Klassengeschehen holen können – dann ist das nicht nur Organisation, sondern gelebte Inklusion. Das Poolmodell macht möglich, was wir schon lange für richtig halten.“
An der Schule am Kirchgarten startet das Modell zunächst in den ersten Klassen. Davon profitieren nicht nur Kinder mit bewilligtem Unterstützungsbedarf, sondern alle Kinder – vor allem diejenigen mit einem Unterstützungsbedarf. Sprößler betont: „Integration darf kein Glücksfall sein. Mit dem Poolmodell schaffen wir Strukturen, die tragen – für jedes Kind, unabhängig von Anträgen und Formalitäten. Es geht um echte Chancengleichheit.“
Der Bedarf an Unterstützung ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen: von rund 500 Kindern im Jahr 2020 auf über 1.100 im vergangenen Jahr. Gleichzeitig stellt der Fachkräftemangel Schulen und Eltern vor große Herausforderungen. Sprößler sieht darin eine klare Aufgabe: „Wir müssen Lösungen entwickeln, die dauerhaft funktionieren. Ein Pool gibt uns die Freiheit, unsere Ressourcen dort einzusetzen, wo sie im Moment am meisten bewirken. Das entlastet Eltern, stärkt Schulen – und schenkt Kindern den Raum, den sie brauchen, um zu wachsen.“ Finanziert wird das Projekt vom Landkreis. Für Sprößler steht dabei eines im Vordergrund: „Kein Kind soll am Rand stehen. Wenn wir es schaffen, dass jedes einzelne Kind mit Freude teilnimmt, sich zugehörig fühlt und seinen Platz findet, dann haben wir mehr erreicht, als jede Statistik zeigen kann.“
Auch die Erfahrungen an der Carl-Ulrich-Schule in Weiterstadt, die das Poolmodell bereits im letzten Schuljahr eingeführt hat, sind ermutigend. Die Schulleitung berichtet: „Das war ein echter Wendepunkt für uns. Plötzlich war Unterstützung nicht mehr etwas, das man beantragen oder erkämpfen muss – sie war einfach da. Wir spüren täglich, wie sehr das Klima in den Klassen davon profitiert.“