Aktuelle Nachrichten aus Darmstadt-Dieburg
Arbeitsmarktintegration
Drei Asylbewerber sind bei Azur auf dem Weg ins Berufsleben in Deutschland
07.07.2025

Mansur Tok an seinem Arbeitsplatz bei Azur. Der Kurde ist einer von drei Asylbewerbern, die gerade bei der Gesellschaft in Mühltal arbeiten. Foto: Azur GmbH
Darmstadt-Dieburg. Ein Mann mit roter Kappe und Vollbart steht in der Werkshalle der Azur GmbH an Gitterboxen und sortiert Elektroteile ein. „Es gefällt mir sehr gut hier“, sagt der Kurde, der seit zwei Jahren in Deutschland ist. Und das, obwohl er eigentlich Lehrer von Beruf ist. Recyclinghelfer heißt nun die Berufsbezeichnung seit Mai. „Ich hatte keine Arbeit“, sagt er, also habe er das Angebot, hier eine Arbeitsgelegenheit für geflüchtete Menschen wahrzunehmen, gerne angenommen. Abends lernt er derzeit Deutsch und will sich eine feste Anstellung suchen, sobald er die Sprache besser kann. „Die Kollegen sind toll, die Arbeit auch“, sagt ein anderer Mitarbeiter. Er ist aus dem Irak und seit 10 Jahren in Deutschland. Auch er ist auf Jobsuche, es hapert aber mit der Sprache. Auch er ist dankbar für das Angebot, das ihm die Azur gemacht hat. Und es gibt sogar noch einen dritten Asylbewerber, der derzeit einer Arbeit im Mühltal nachgeht.
Die Arbeitsgelegenheiten sind aus Sicht des Geschäftsführers Holger Kahl eine gute Lösung für alle Beteiligten, der die Zuverlässigkeit und die Leistungsbereitschaft der aktuellen Maßnahmenteilnehmer lobt und gleichzeitig auf die Besetzung von offenen Stellen der Azur hofft: „Wir suchen derzeit dringend nach Mitarbeitern, die LKWs beladen und entladen können. Wer also körperlich fit ist, hätte bei der Azur die Möglichkeit, sich aus der Arbeitsgelegenheit in eine dauerhafte Beschäftigung als Transporthelfer zu entwickeln“, macht Kahl eine Entwicklungsperspektive deutlich.
„Platz für weitere Helferinnen und Helfer haben wir immer“, sagt Holger Kahl und zeigt dabei auf mehrere unbesetzte Arbeitsplätze in der Feinzerlegung. Und die Asylbewerber werden derzeit auch dringend benötigt bei der Azur GmbH. Denn zum Jahreswechsel fielen fast alle Maßnahmeplätze für Bürgergeldempfänger zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt weg, weil es noch keinen genehmigten Bundeshaushalt gibt und damit auch keine Mittel. „Das reißt ein Loch“, sagt Holger Kahl. „Deshalb sind wir froh, dass wir diese Lücke zumindest ein Stückweit durch Asylbewerber füllen können.“
Alle drei arbeiten freiwillig bei Azur, sie kommen aus Unterkünften in der näheren Umgebung. Das reicht natürlich noch nicht, aber es ist ein Anfang. Und einer, der zuversichtlich macht für die Zukunft, denn die drei haben sich trotz Sprachproblemen bei der Azur in den Betriebsablauf integriert, sind bei den Kollegen anerkannt. Und noch einen Vorteil hat die Beschäftigung der Asylbewerber: Während die Stellen, die als Arbeitsgelegenheit vermittelt wurden, keinen Job ersetzen dürfen, können die drei Neuen bei der Azur theoretisch jede Tätigkeit wahrnehmen. Das bringt mehr Flexibilität für den Betrieb, aber auch für die Arbeitnehmer. „Der Landkreis hat schon geschaut, wer kann hierher passen“, sagt Holger Kahl, „wer ist etwas handwerklich begabt.“ So hatte der kurdische Lehrer auch schon verschiedene Tätigkeiten in seiner Heimat ausgeübt. Das machte es für ihn einfacher, bei Azur anzufangen.
Reich wird dabei niemand: Die drei neuen Kollegen erhalten 80 Cent pro Stunde zusätzlich zu ihren Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Aber es ist ein Anfang, um beruflich in Deutschland Fuß zu fassen. „Und es ist ein Signal, dass man sich in Deutschland auch einbringen muss, wenn man hier lebt“, sagt Holger Kahl. „Es bringt den Menschen ja nichts, wenn man sie wegpackt und nicht arbeiten lässt“, sagt Vizelandrat Lutz Köhler, „deshalb sind wir froh, dass wir mit der Azur auch einen Beitrag zur gelebten Integration leisten können. Denn nur, wer arbeitet, fühlt sich auch anerkannt. Und über kurz oder lang - je nach Aufenthaltsstatus – kommt dies auch der Gesellschaft zugute. Denn es fehlen Arbeitskräfte.“
Und die Sprachprobleme sind da nur Nebensache. „Die Kollegen bei der Azur machen einen tollen Job“, sagt Lutz Köhler, „sie holen seit jeher die Mitarbeiter an dem Punkt ab, an dem sie gerade hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit stehen und entwickeln sie entsprechend ihrer Möglichkeiten weiter. Das gilt für Menschen mit Behinderungen ebenso wie für Asylbewerber, die die Sprache noch nicht so gut können.“