Das Sprechen ohne Worte

Die zwischenmenschliche Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Zuhause, auf dem Spielplatz, auf der Arbeit, in der Kneipe und nicht zuletzt auf dem Amt sprechen die Menschen miteinander und tauschen sich aus. Aber wie kommuniziert ein Mensch, der nur eingeschränkt oder gar nicht hören kann?

In Deutschland gibt es etwa 80.000 Menschen, die Schwierigkeiten beim Hören haben oder gar nicht hören können. Selbst bezeichnen sie sich als gehörlos oder taub. Um sich mit Anderen verständigen zu können, benutzen sie die Gebärdensprache.

Die Gebärdensprache besteht aus einer Reihe von Handbewegungen (Gebärden) und einer bestimmten Kopf- und Körperhaltung. Dazu kommen Mimik und Mundbewegungen. Die Grammatik der Gebärdensprache muss ähnlich wie bei einer Fremdsprache erlernt werden.

Weltweit findet man etwa 200 verschiedene Varianten von Gebärdensprachen und es gibt keine internationale Gebärdensprache. Innerhalb eines Landes kann es sogar Dialekte geben.

Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist den Lautsprachen gegenüber ebenbürtig und seit 2002 gesetzlich anerkannt. Wer Gebärdensprache erlernen möchte, kann beispielsweise Kurse im Sprachzentrum der TU Darmstadt besuchen. Darüber hinaus bietet Menschenkinder – Werkstatt für Familienkultur e.V. einmal monatlich in ihren Räumen in Darmstadt/Kranichstein ein Gebärden-Café von 10 bis 12 Uhr an. Hier können Besucherinnen und Besucher gemeinsam mit den Händen und vielen Gesten die deutsche Gebärdensprache kennenlernen oder das, was schon erlernt wurde, gesprochen werden. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.menschenkinder-darmstadt.de.

Gehörlose haben vor Gericht, bei einem Krankenhausbesuch oder in einer Behörde das Recht darauf einen Gebärdendolmetscher zur Seite gestellt zu bekommen. Dies gilt selbstverständlich auch für den Landkreis Darmstadt-Dieburg. Hier leben laut Statistik des Regierungspräsidiums Gießen insgesamt 176 gehörlose und taubblinde Menschen (Stand September 2019). Der Fachbereich Soziales, Pflege und Senioren des Landkreises informiert mit einer Übersicht, welche Institutionen in welchem Fall für die Kosten eines Gebärdendolmetschers aufkommen. Einzelheiten finden Sie auf der Internetseite des Landkreises.
Auch der Kommunale Behindertenbeauftragte des Landkreises Darmstadt-Dieburg Dr. Zeljko Crncic erteilt Auskünfte zur Kostenübernahme.

Die Gesamtausgabe des VIELFALT-Newsletters Januar 2020 finden Sie hier.