"Es liegt an jedem persönlich. Wer will, findet Wege"

Burcin Durman ist 25 Jahre alt und arbeitet als Sachbearbeiterin bei der Bauaufsicht des Landkreises Darmstadt-Dieburg. Sie ist in Heppenheim geboren und lebt mit ihren Eltern und ihrem 20-jährigen Bruder in Pfungstadt. Ihr Vater kam vor mehr als 35 Jahren aus der Türkei zunächst nach Bayreuth, wo er studierte. Seine Frau hatte er in der Türkei kennengelernt, sie zog etwas später zu ihm nach Deutschland. Der Vater brach sein Studium ab und war dann 15 Jahre lang in der Gastronomie tätig. Weil ihnen wichtig war, dass ihre Kinder ihre Muttersprache lernen, bestanden die Eltern darauf, dass die Kinder in den ersten Jahren vor allem türkisch sprachen. „Mit der Kindergartenzeit begann es, dass wir zuhause auch deutsch sprachen“, erzählt Burcin Durman. Von Anfang an konnte sie sich gut mit den anderen Kindern verständigen. „Eher gab es mit dem Essen Probleme, weil doch oft mit Schweinefleisch gekocht wurde“, so Burcin Durman.

Die nächste Station war für sie dann die Erich-Kästner-Grundschule: „Das war eine super schöne Zeit“. Häufig konnte sie sich über gute Schulnoten freuen. Deutsch und Englisch waren ihre Stärken, Mathe lag ihr weniger, was ihr dann auch den Zugang zum Gymnasium vermasselte. Sie besuchte die Friedrich-Ebert-Gesamtschule, machte hier den Realschulabschluss und entschied sich für eine Ausbildung. Über ihr ehrenamtliches Engagement im Kinder- und Jugendausschuss der Stadt Pfungstadt hatte sie gute Kontakte zur örtlichen Kinder- und Jugendförderung und lernte die Arbeit einer Verwaltung kennen. Die Verbundsausbildung, mit der sie ihren Beruf beim Landkreis, bei der Stadt und in einer Firma erlernte, war für sie genau die richtige Wahl. Besonders gut gefiel Burcin Durmann die Arbeit beim Kreis und seinem Eigenbetrieb Da-Di-Werk: „Da konnte ich viel lernen“. Die Eltern wünschten sich, dass die Tochter studiert. Doch dann „hatten sie Angst, dass ich die Schule aufgrund meiner ersten großen Liebe vernachlässigen würde“.

Wenige Tage nachdem Burcin Durman ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte, bot die Personalabteilung des Kreises ihr eine Stelle bei der Bauaufsicht an. Wenn sie heute ihre Erzieherin aus Kindertagen, ihre Grundschullehrerin oder Lehrer von der Realschule trifft, „sind sie ganz begeistert, welchen Weg ich gegangen bin“, sagt Burcin Durman nicht ohne Stolz. Unterstützung erhielt sie auch von deutschen Freunden. Bei türkischen Freunden gab es schon mal Unverständnis, was sie aber durch gute Argumente auflösen konnte.

Jungen Menschen, die neu nach Deutschland kommen rät Burcin Durman, auf jeden Fall zuerst die deutsche Sprache zu lernen: „Ohne Sprache kommt man nicht weiter“. Dass es bei manchen Jugendlichen mit dem Übergang in einen Beruf nicht so richtig klappt, kann sie sich nicht so ganz erklären. „Es liegt an jedem persönlich. Wer will, findet Wege und wer nicht, findet Gründe“, findet sie.

Seit fünf Jahren besitzt Burcin Durman die deutsche Staatsangehörigkeit. „Das ging natürlich nur unter der Voraussetzung, dass ich den türkischen Pass abgebe. Damit habe ich auch den Anspruch auf das Erbe von meinem Vater in der Türkei verloren“, sagt sie. Ob sie sich als Deutsche oder Türkin fühlt, kann sie nicht so genau beantworten „Man lebt mittendrin und mit zwei Kulturen. Wir haben zu Weihnachten Lichterketten im Fenster und feiern auch türkische Feiertage wie das Opferfest. Aber ich muss weder mit der deutschen Flagge herumlaufen, noch ein Kopftuch tragen“, bringt sie ihre Einstellung auf den Punkt.

Burcin Durman ist schon seit Jahren ehrenamtlich politisch und sozial engagiert. Bereits im Alter von zwölf Jahren mischte sie im Pfungstädter Kinder- und Jugendausschuss mit und wurde später in den Kreisschülerrat gewählt. Sie ist bei den Jusos in Pfungstadt aktiv und war im Kreisjusovorstand. Nicht zuletzt setzt sie sich in der Jugend- und Auszubildendenvertretung der Kreisverwaltung ein. Auch sonst wird es der jungen Frau nicht langweilig „Mein Tag ist sehr ausgefüllt“, verrät sie: „Abends jogge ich gern. Dienstags ist mein Kinotag, donnerstags gehe ich schwimmen und freitags mit Freunden weg. Bald will ich auch mit dem Handballspielen wieder anfangen“.